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Das Buch der Schatten: Roman (German Edition)

Das Buch der Schatten: Roman (German Edition)

Titel: Das Buch der Schatten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aaron E Lony
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Dumpkin. „Nicht mehr lange.“ Er blickte seinem Freund ins Gesicht. „Hast du nun den anderen Bescheid gesagt?“ fragte er ihn nochmals.
    „Na klar“, antwortete Showy. Sein Mund verzog sich zu einem Grinsen. „Meinst du, ich kann so etwas Wichtiges vergessen?“
    „Du hast schon einmal eine Verabredung vergessen“, entgegnete Dumpkin. „Aber wenn du den anderen Bescheid gesagt hast, dann ist es ja gut.“
    „Was machen wir jetzt?“ Showy blickte mehrmals um sich. Sie waren wieder einmal die einzigen auf dem Schulhof.
    „Hast du den Rothaarigen heute mittag gesehen?“ fragte ihn Dumpkin darauf. Showy nickte.
    „Könnte wetten, daß es ein Neuer ist.“
    Showy nickte nochmals.
    „Hast du auch bemerkt, wie Schwester Maria das Buch aus dem Klassenzimmer geholt hat?“
    Showy nickte ein drittes Mal.
    „Das Buch, ich möchte es haben!“
    Showy schluckte. „Was willst du mit dem Buch?“ fragte er ihn verwundert.
    Dumpkin klopfte seinem Freund auf die Schulter. „Es ist das einzige, was mich an Schwester Marias Unterricht interessiert. Es stehen so seltsame Dinge darin. Zum Beispiel das mit dem Siegel Salomon.“
    „Siegel Salomon?“ wiederholte Showy kopfschüttelnd.
    „Hast du nicht aufgepaßt?“ machte Dumpkin ihm einen Vorwurf. „Die Sache mit dem Hexagramm, das sie an die Tafel gemalt hatte.“
    „Ach so, das meinst du“, erwiderte Showy. Er blickte auf seine Armbanduhr. „So langsam bekomme ich Hunger“, stöhnte er und faßte sich mit beiden Händen an den Bauch.
    „Du hast nur Fressen im Kopf“, bemerkte Dumpkin abwertend. „Mach dir lieber Gedanken darüber, wie wir an das Buch kommen.“
    „Ich denk mal darüber nach“, entgegnete Showy. „Kommst du mit, etwas essen?“
    „Keinen Hunger“, wehrte Dumpkin ab. „Wir sehen uns nachher im Zimmer.“
    „Alles klar“, gab Showy daraufhin zurück. Dumpkin trottete nachdenklich über den Schulhof. Showy begab sich direkt in den Speisesaal.
    *
    Der Abend war bereits hereingebrochen, als Schwester Maria ihrem neuen Schüler gegenübersaß. Sie befanden sich allein in einem Aufenthaltsraum, dessen Zutritt nur dem Lehrpersonal gestattet wurde. Zwischenzeitlich hatten sie Rouvens Gepäck in Schwester Marias Zimmer verstaut. Internatsleiter Mr. Goodman genehmigte ohne weiteres, daß sich Rouven in ihrem Zimmer für bestimmte Zeit aufhalten durfte. Für ihn ist in dem etwas größeren Abstellraum ein Platz zum Schlafen bereitgestellt worden. Rouven hatte großes Vertrauen zu Schwester Maria bekommen. Solange sie in seiner Nähe war, konnte er all sein Leid vergessen.
    „Möchtest du, daß ich dir das Internat zeige, solange es noch hell ist?“ fragte sie ihn mit einem Lächeln. Rouven nickte nur. Die meisten Fragen beantwortete er nur mit einem Nicken oder Kopfschütteln. Seit seiner Ankunft hatte er noch nicht viele Worte gesprochen.
    Schwester Maria nahm Rouven bei der Hand. Immer wieder blickte er zu ihr auf, als sie zusammen über den freien Platz schritten. Einige Schüler spielten auf dem Schulhof miteinander. Heimlich wurde Rouven von ihnen beobachtet. Er nahm keine Notiz von ihnen. Sein Interesse galt nur seiner Begleiterin. Als sie an der Kirche vorbeikamen, mußte Schwester Maria an Rouvens Vater denken. Unweigerlich fielen ihre Blicke auf den mächtigen Turm. Sie fragte sich, warum Mr. Blandow ihn so seltsam betrachtet hatte. Rouven bemerkte ihre Blicke. Er wußte, weshalb sein Vater den Turm so eingehend gemustert hatte. Er erzählte ihm einmal von einem Traum, der ihn andauernd verfolgte. Darin spielte solch ein Kirchturm eine wichtige Rolle. Seither mußte auch Rouven immer wieder an den Traum seines Vaters denken.
    „Der ist ganz schön groß, was“, sagte Rouven unerwartet. Schwester Maria sah ihn erstaunt an. Es war das erste Mal, daß Rouven von sich aus sprach.
    „Möchtest du den Turm von innen sehen?“ fragte sie ihn darauf. Rouven nickte. Der Eingang befand sich am anderen Ende der Kathedrale. Nur schwer ließ sich der massive Eichenflügel öffnen.
    Dumpf schlug er hinter ihnen wieder zu. Sie befanden sich im Vorraum des Gotteshauses. Schwester Maria begab sich zu einem der Behälter, die mit Weihwasser gefüllt waren. Ehrfürchtig tauchte sie einen Finger hinein und bekreuzigte sich. Rouven ahmte ihr nach.
    Ihre Schritte hallten von allen Seiten wider, als sie sich auf dem schmalen Gang zwischen den Holzbänken Richtung Altar begaben. Neugierig betrachtete Rouven die vielen Wandgemälde, die vor Hunderten

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