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Das Buch der Schatten: Roman (German Edition)

Das Buch der Schatten: Roman (German Edition)

Titel: Das Buch der Schatten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aaron E Lony
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gespannt wird.
    „Du kannst mich töten“, sprach darauf der Mönch. „Aber beantworte mir zuvor eine Frage“, abrupt drehte er sich um. Vom Gesicht war nichts zu erkennen, nur ein langer dichter Bart, der sich spitzförmig zusammenkreuselte, war undeutlich auszumachen.
    „Ich höre“, forderte der andere ihn auf, nachdem der Mönch nichts sagte.
    „Warst nicht du es selbst, der deinen Kindern das Leben genommen hat?“
    Ein deutliches Schnaufen drang an Clouds und Eduards Ohren. Auf einmal trat die kleinere Gestalt in ihr Blickfeld. Rechter Hand die Schußwaffe, den Lauf auf den Boden gerichtet.
    „Ich – meine – Kinder?“ stammelte er.
    „Du selbst warst es, du hast dein Haus angezündet. Deine Kinder hatten nicht die geringste Chance, zu entkommen.“
    Wankend trat der Kleinere dem Mönch entgegen. „Dann – weißt du auch, daß meine Kinder zuvor ihre Mutter, meine Frau getötet –?“
    „Auch du hast damals in sein Angesicht geblickt“, unterbrach ihn der Mönch. „Durch dich konnte er deine Kinder erreichen. Nur durch dich allein.“
    Jäh blieb der Kleine stehen. Cloud und Eduard blickten einander an. Sie hatten beide denselben Gedanken, dieselbe Ahnung. Champy!
    „Aber was hätte ich denn tun sollen?“ flüsterte er nur noch. „Sag mir, was, was?“ Gebrochen ließ er sich auf die Knie fallen, den Revolver immer noch fest umschlossen.
    „Mit deinem Tod wäre auch ein Stück von ihm gestorben“, antwortete der Mönch. „Aber du hast es gezeugt, mit deinem Samen weitergegeben. Es war in dir, der Kern des Bösen. In dir, und du hast es durch deine Kinder weiterverbreitet.“
    „Du meinst, ich hätte mich selbst –?“
    „Ihr habt es damals nicht anders gewollt“, kam es beinah anklagend zurück. „Nun ist es fast schon zu spät.“
    „Und – meine – Freunde?“
    „Sie ereilt dasselbe Schicksal. Es gibt kein Zurück.“
    Wie Messerstiche trafen Cloud diese Worte. Eduard wäre am liebsten aufgesprungen, um lauthals loszubrüllen.
    Ihre Ahnung hatte sich nun bestätigt. Es war Champy, der vor ihnen mit einem Revolver in der Hand auf dem Boden kniete. Der andere war Rouven. Rouven Blandow, den sie damals mehr als gehaßt hatten.
    „Nein!“ zischte Arth Champ plötzlich. „Dich werde ich töten, nicht mich. Du und dieses gottverdammte Buch. Dort liegt die wahre Schuld! Dort und nirgendwo anders!“ Langsam richtete er die Waffe gegen den Prediger. „Zuvor will ich aber, daß du mir eine Frage beantwortest!“ Mit der linken Hand unterstützte er seinen Arm, um genauer zielen zu können.
    „Mein Gott“, flüsterte Cloud. „Er darf ihn nicht umbringen. Rouven ist unsere letzte Chance.“
    „Dieses Gesicht“, sprach Arth weiter. „Dieses gottverdammte Gesicht, warum kann ich es nicht vergessen, warum?“
    Rouven legte seine Hände an die Kapuze. Gelassen entblößte er sein Haupt. Das rote gelockte Haar kam zum Vorschein. Starr richteten sich seine Blicke auf den Chinesen. Eine Antwort gab er ihm nicht.
    „Du – sollst – mir – antworten.“ Arth versuchte diesen Blicken zu weichen, ihnen zu entkommen. Vergeblich. Mehr und mehr schienen ihm die Kräfte zu schwinden. „Ant-worte – mir“, brachte er nur noch mühevoll hervor. Seine Arme wurden schwerer und schwerer. Arth wollte dagegen ankämpfen, sich innerlich gegen den Willen Rouvens verschließen. Er war zu schwach. Zu schwach, den Revolver noch länger auf ihn anzulegen. Erschöpft ließ er die Waffe auf den Boden fallen. Entsetzen zeichnete den Chinesen. Mit aufgerissenen Augen starrte er auf Rouven.
    „Ich könnte dich töten“, sagte Rouven leise. „Durch meinen Willen könnte ich dich töten. Und das wäre Mord. Derselbe Mord, den du begonnen hast. Mord ist eine Tat, die durch nichts wieder gut zu machen ist. Nicht ich besitze das Recht, zu strafen. Meine Aufgabe war, das Böse zu vertreiben. Ihr habt schuld am Untergang dieser Schöpfung. In euch liegt es verborgen, das Böse. Es liegt nicht mehr in meiner Gewalt, es zu verhindern. Ich kann es nur noch verkünden. Verkünden und hoffen, daß meinen Worten Beachtung geschenkt wird. Die gerechte Strafe ist die Strafe Gottes. Er ist das Licht, das in euren Augen langsam zuneige geht.“
    „Und – das – Buch?“ stammelte Arth. „Es – es hat damals auch gemordet.“
    „Nicht das Buch“, erwiderte Rouven. „Euer Wille ist es gewesen, dessen Macht der Ausführung euch das Buch verliehen hat. Hätte es sich noch länger in euren falschen Händen

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