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Das Buch der Schatten: Roman (German Edition)

Das Buch der Schatten: Roman (German Edition)

Titel: Das Buch der Schatten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aaron E Lony
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Verächtlich musterte er Dumpkin, der vorsichtig seine Hand abtastete.
    „Ich schenk sie dir, Wallis“, stieß er hervor. „Denk an mich, immer wenn du sie benötigst.“ Wieder ließ er seinen Blick durch das Zimmer schweifen. Diesesmal blieben sie auf Ellinoy haften.
    „Du hast Mut, Junge“, sagte er. „Aber Mut und Dummheit ist nicht weit voneinander entfernt.“ Sallivan räusperte sich. „Wo seid ihr gestern gewesen?“ fragte er auf einmal. „Und lüg mich nicht an, ja! Wo seid ihr gestern nachmittag gewesen?“
    Ellinoy hatte sich von dem Stoß noch nicht ganz erholt. Es kostete ihn einige Anstrengung, das Zittern seiner Hände vor Sallivan zu verbergen.
    „Antworte mir, Lony!“ fuhr er ihn an. „Sofort!“
    Ellinoys Gehirn arbeitete. Flucht! Er suchte eine Flucht, eine Ausrede, irgendeine Lüge, eine glaubhafte Lüge. Auf gar keinen Fall die Wahrheit. Niemals! Niemals die Wahrheit!
    „Ich warte!“ drängte Sallivan.
    „Wir waren draußen, draußen im Wald“, antwortete Ellinoy zögernd. „Showy war auf einmal verschwunden, da hatten wir gedacht, er hätte sich verlaufen.“
    „So, so, verlaufen“, höhnte Sallivan. „Und? Habt ihr ihn gefunden?“
    Ellinoy schüttelte mit dem Kopf. „Erst am Abend trafen wir uns.“
    „Sooo“, sagte Sallivan gedehnt. „Getroffen habt ihr euch. Nur getroffen?“
    Ellinoy nickte.
    „Lüg mich nicht an!“, schrie Sallivan gedämpft. „Ich will wissen, wo ihr euch die ganze Zeit über aufhaltet, wenn ihr – draußen im Wald seit. Wo, verdammt noch mal. Wo!“ Sallivans Augenbrauen zogen sich gefährlich zusammen. Wie ein wildes Tier, jeden Augenblick zum Sprung bereit, fixierte er Ellinoy.
    „Mal hier, mal dort“, versuchte Ellinoy so glaubhaft wie nur möglich zu antworten. „Wir haben keinen bestimmten Platz.“
    „Du gottverdammter Hurensohn“, schnaubte Sallivan. „Ich seh es dir doch an. Ich seh dir doch an, daß du lügst. Aber wie ihr wollt!“ Zu Dumpkin gewandt sagte er: „Vergiß nicht, Wallis. Ein Geschenk kann man sich jederzeit wieder holen. Vergiß es nicht!“ Abrupt machte er einen Schritt zur Tür und riß sie auf, drehte sich aber noch eimal um.
    „Wir sehen uns später, auf dem Friedhof“, flüsterte er. Ungewohnt leise schloß er die Tür, nachdem er das Zimmer verlassen hatte.
    Ellinoy eilte zu Dumpkin, der sich seinen Schmerz gerade noch verbeißen konnte.
    „Es geht schon“, stöhnte Dumpkin. Verwirrt blickte er seinem Freund in die Augen. „Ich kapier nichts mehr“, hauchte er nur.
    „Gott sei Dank“, vernahmen sie Showys Stimme. Erleichterung war darin zu hören. „Es war nur ein Traum, Gott sei Dank nur ein Traum.“
    Entgeistert blickten sie Showy an. „Mir wäre lieber, es wäre kein Traum gewesen“, sagte Dumpkin gepreßt. Beinah zornig sah er dabei auf Showy. „Verstehst du? Sallivan ist wahnsinnig. Der ist vollkommen übergeschnappt. Er hätte mir fast die Hand ausgerenkt.“
    Champy sog hörbar die Luft durch die Nase. „Mich wundert, daß er nichts über diesen Gestank gesagt hat“, bemerkte er. „Ist euch das auch aufgefallen? Der Gestank, es hat ihm überhaupt nichts ausgemacht.“
    Fragend wandten sie sich Champy zu. Sie wußten nicht, was er damit sagen wollte. Selbst hatten sie diesen Geruch in der Aufregung total ignoriert. Erst jetzt, nachdem Champy ihn erwähnte, rümpfte Ellinoy die Nase.
    „Du hast es doch auch geträumt“, entgegnete er, nicht auf Champys Feststellung eingehend. Champy nickte nur.
    „Mit eigenen Augen habe ich gesehen, wie Sallivan plötzlich zum Tor hinausgeschleudert wurde. Mit eigenen Augen.“
    Schweigend betrachtete Champy seine Freunde. Er wußte nicht, worauf Ellinoy hinaus wollte.
    „Wir sehen uns auf dem Friedhof, hatte er gesagt“, sprach Ellinoy weiter. „Bestimmt meint er Unsolds Beerdigung.“
    Zustimmend nickten sie ihm entgegen. „Zuvor will ich aber noch ins Lager“, murmelte Dumpkin. „Ich muß das Buch sehen. Unbedingt!“
    Ellinoy stand auf und begab sich wieder zum Fenster. Dadurch, daß das Zimmer im hinteren Teil des Gebäudes lag, gewährte es Ausblick auf den Wald. Soweit das Auge reichte, ein Baumwipfel nach dem anderen. Nachdenklich blickte Ellinoy über diese hinweg.
    „Ich komme mit“, sagte er nach einer Weile. „Champy und Showy, ihr seht zu, daß wir nicht allzusehr vermißt werden. Laßt euch irgend etwas einfallen. Wir sind gerade auf der Toilette, oder so was ähnliches. Ihr werdet das schon hinkriegen. Oder?“ Mit ernster

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