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Das Buch der Schatten: Roman (German Edition)

Das Buch der Schatten: Roman (German Edition)

Titel: Das Buch der Schatten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aaron E Lony
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–?“ Ellinoy brauchte den Satz nicht zu vollenden. Stumm nickten sie ihm entgegen. „Und alle hatten wir unsere Hand auf dem Buch“, schlußfolgerte er weiter. „Ich kann mich noch genau an die Worte erinnern, die wir gesprochen hatten. Eins sollen wir sein mit dem Buch. Unsere Wünsche respektiert und befolgt werden. Unsere Feinde vernichtet werden. Vernichtet bis in alle Ewigkeit. Genau das hatten wir gesagt. Und genau das ist eingetroffen. Wir sind eins mit dem Buch. Wir wollten Sallivan erledigen. Das Buch hat es nun für uns getan. Das Buch.“
    Schweigend blickten sie sich gegenseitig an. Ihnen schauderte bei dem Gedanken, daß Ellinoy recht haben könnte.
    „Das, das sind doch nur Vermutungen“, stotterte Showy. „Du – du wirst sehen, Sallivan steht unten. Be – bestimmt wartet er schon auf uns.“ In der Hoffnung, Ellinoy gebe ihm recht, blickte er ihn erwartungsvoll an.
    „Heute ist Jeremies Beerdigung“, erwiderte Ellinoy leise. „Eine gute Gelegenheit, es herauszubekommen.“
    „Und wenn du recht hast?“ fragte Champy kleinlaut. „Was machen wir, wenn du recht hast?“
    „Auf keinen Fall dürfen wir aufgeben“, sagte Dumpkin bestimmt. „Wir müssen uns jemanden suchen, der das Buch übersetzt.“
    „Pater Richmon“, schlug Showy kaum hörbar vor.
    Ellinoy schüttelte energisch den Kopf. „Niemals“, wehrte er ab. „Niemals wird der Pater das Buch in die Finger bekommen. Niemals!“
    Showy senkte betroffen seinen Kopf. „Und das Ding?“ schluchzte er. „Dieses Gesicht? Es – es wollte mich –“ Erschrocken hielt er inne. Ein Geräusch machte sich an der Tür bemerkbar. Mit Entsetzen beobachteten sie, wie sich die Klinke langsam nach unten bewegte. Noch langsamer wurde die Tür aufgedrückt. Nur einen Spaltweit, so daß ein erwachsener Mensch hindurchtreten konnte. Plötzlich betrat jemand das Zimmer. Jemand, mit dem sie niemals gerechnet hätten. Jemand, den sie eben noch für tot geglaubt hatten.
    Sallivan! In Lebensgröße stand er vor ihnen. Sachte schloß er hinter sich wieder die Tür, kaum ein Geräusch dabei verursachend. Mit dem Rücken lehnte er sich dagegen. Grimmig blickte er von einem zum anderen. Zorn und Haß entstellten seine Gesichtszüge. Auf Showy blieb sein Blick haften.
    „Da bist du ja“, zischte er. „Wolltest dich wohl vor mir verstecken, was?“
    Showy brachte keinen Ton hervor. Entgeistert starrte er auf Sallivan.
    „Die Prügel waren wohl zu wenig, die du von mir bekommen hast“, keifte Sallivan weiter. „Aber keine Angst, mein Junge. Dieses Vergnügen können wir ja jederzeit wiederholen.“ Hämisch verzogen sich seine Mundwinkel zu einem breiten Grinsen. Sein Blick wanderte von Showy auf Ellinoy, dann auf Dumpkin. Fassungslos stierten sie auf Sallivan. Ellinoy mußte sich an der Fensterbank festhalten. Seine Beine waren nahe daran, zu versagen. Keine Kraft mehr spürte er in seinem Körper. Dumpkin versuchte an Sallivan vorbei zu sehen. Es gelang ihm nicht. Es gelang ihm nicht, Sallivan wie sonst immer einfach zu ignorieren.
    „Was starrst du mich so an, Wallis?“ Sallivan machte einen Schritt nach vorn. Dumpkin zuckte zusammen.
    „Hast wohl Angst vor mir, was?“ Dicht vor Dumpkins Bett blieb er stehen. „Ich hätte dir nicht das Taschentuch von der Hand reißen sollen, sondern die ganze Hand hätte ich dir abreißen sollen.“ Blitzschnell zuckte sein Arm nach vorn. Dumpkin war zu langsam. Er konnte seine verletzte Hand nicht mehr zurückziehen. Sallivan hatte sie gepackt.
    „Nun, wie wär’s. Du brauchst sie doch nicht mehr, oder?“ Sallivan hielt sie so fest, daß der Schmerz schlagartig zurückkehrte. Tausendfach stärker wie zuvor.
    „Aber nein“, hauchte Sallivan. „Ich möchte nicht Schwester Marias Kunstwerk zerstören. Obwohl, sie könnte dir ja bestimmt den Arm zunähen. Weißt du, einfach zunähen.“ Langsam begann er an seiner Hand zu ziehen. Dumpkin versuchte Sallivans Finger von seiner Hand zu lösen. Vergebens. Sallivan zog daran. Unerbitterlich zog er daran. Der Schmerz trieb ihm Tränen in die Augen. Auf einmal wurde ihm schlecht. Ihn würgte. Hilfesuchend blickte er auf seine Freunde. Ellinoy atmete tief durch. Er machte einen Schritt vor und legte seine Hand auf Sallivans Schulter. Schlagartig ließ Sallivan von Dumpkin ab. Jäh wandte er sich um.
    „Was erlaubst du dir?“ schrie er Ellinoy an und gab ihm einen Stoß. Ellinoy taumelte rückwärts gegen Champy. Wider Erwarten drehte Sallivan sich um.

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