Das Buch der Schatten - Schwarze Seelen: Band 7 (German Edition)
Willst du gerade gehen?«
Ich zögerte. Ich wollte Bree nicht anlügen, aber ich wollte ihr auch nicht von meiner Suche nach Maeves Uhr erzählen. Ich hatte Angst, sie würde versuchen, es mir auszureden. » Ich will ein paar Besorgungen machen«, antwortete ich vage. » Ich dachte, wir könnten für das Kreisritual am Samstagabend ein paar Kerzen brauchen. Dein Vater hat auch bestimmt nichts dagegen, dass wir hier in seiner Wohnung ein Kreisritual machen?«
» Wahrscheinlich nicht, aber er wird es nie erfahren«, versicherte Bree mir. » Er ist mit einer Frau zusammen, die in Connecticut lebt, und dieses Wochenende fährt er zu ihr.« Sie holte ihre Geldbörse heraus und kramte darin. » Ich gehe noch was zu essen kaufen– ich kenne doch meinen Vater. Er findet, der Kühlschrank ist voll, wenn darin ein Stück Gourmetkäse liegt, ein Glas Importoliven und eine Packung gemahlener Kaffee.«
Brees Einschätzung stimmte fast, Käse war allerdings auch keiner zu finden. » Warum gehen wir nicht zusammen?«, schlug sie vor. » Ich kenne ein paar gute Läden in der Gegend.«
» Klar«, meinte ich. Zwar würde ich dann erst später zum Amt für Statistik gehen können, aber ich freute mich über die Gelegenheit, ein bisschen normale Zeit mit Bree zu verbringen.
Bree und ich arbeiteten immer noch daran, unsere Freundschaft wieder zu kitten. Wir hatten noch keinen richtigen Weg gefunden, wieder ganz entspannt miteinander umzugehen. Einerseits war sie die Freundin, die ich am besten kannte und am meisten mochte. Andererseits hatte ich durch die Sache mit Cal Seiten an Bree kennengelernt, von denen ich vorher nichts gewusst hatte.
Abgesehen davon hatte ich mich verändert. Seit ich wusste, dass ich eine Bluthexe war, hatte ich Dinge erlebt, die unglaublich toll und zugleich beängstigend waren. Früher hatten Bree und ich alles geteilt. Jetzt gab es da einen großen Bereich in meinem Leben, den sie niemals verstehen konnte.
Wir gingen zum Irving Place. Der Wind war frisch und kalt. Ich hielt einen Augenblick inne, um mich daran zu gewöhnen, auf einer Straße zu sein, wo über mir gigantische Gebäude aufragten und Menschen an mir vorbeieilten. Es war, als bewegte sich New York einen Takt schneller und intensiver als der Rest der Welt. Es war sowohl einschüchternd als auch faszinierend.
» Cool, was?«, meinte Bree.
» Es kommt mir vor wie Lichtjahre entfernt von Widow’s Vale.«
» Das sind wir doch auch«, entgegnete Bree grinsend.
» Und… läuft es gut mit Robbie und dir?«, fragte ich.
» Glaub schon.« Ihr Grinsen verblasste. Wir gingen in einen Supermarkt hinein, Bree nahm sich einen Korb und schlenderte zur Delikatessenabteilung, wo sie Makkaronisalat und eine aufgeschnittene Truthahnbrust bestellte.
» Du glaubst es? Auf der Fahrt hierher habt ihr zwei den Eindruck gemacht, euch ziemlich gut zu verstehen.«
» Das tun wir ja auch«, sagte sie mit einem Achselzucken. » Aber das bedeutet nichts.«
» Warum nicht?«
Der Blick, den sie mir zuwarf, gab mir das Gefühl, sieben zu sein.
» Was?«, fragte ich. » Was stimmt denn nicht mit Robbie?«
» Nichts. Wir kommen toll klar. Das ist das Problem.«
Wir gingen in den Gang mit Chips und Cola, und ich versuchte zu kapieren, was Bree da gerade gesagt hatte. Ich hatte miterlebt, wie Bree sich aus allen möglichen Gründen Dutzende Male von Typen getrennt hatte. Der eine war zu egozentrisch, ein anderer ein Kontrollfreak. Einer redete schlecht über alles und jeden, ein anderer hatte kein anderes Gesprächsthema als Tennis. Ein Typ küsste so schlecht, dass Bree schon beim Anblick seiner Lippen Depressionen bekam.
» Okay«, sagte ich schließlich. » Vielleicht bin ich blöd, aber was ist falsch an einer Beziehung, in der man gut miteinander klarkommt?«
» Ganz einfach«, sagte sie. » Wenn man jemanden liebt, kann man verletzt werden. Wenn nicht, nicht.«
» Und?«
» Und… Robbie will, dass wir einander lieben. Aber ich will mich nicht in Robbie verlieben. Zu riskant.«
» Bree, das ist lächerlich.«
Sie nahm eine Flasche Cola light aus dem Regal und wandte sich mir mit zornig blitzenden Augen zu. » Wirklich?«, sagte sie. » Du hast Cal geliebt, und sieh dir an, was am Ende dabei rausgekommen ist.«
Ich stand völlig verdattert da. Manchmal konnte sie wirklich gemein sein. Diese Seite an ihr hatte ich erst kennengelernt, als wir uns heillos zerstritten hatten.
» Es tut mir leid«, sagte sie schnell. » Das… das war nicht so
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