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Das Buch der Schatten - Schwarze Seelen: Band 7 (German Edition)

Das Buch der Schatten - Schwarze Seelen: Band 7 (German Edition)

Titel: Das Buch der Schatten - Schwarze Seelen: Band 7 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cate Tiernan
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die Bank neben einen Mann mit einem dichten Schnurrbart. » Warten Sie schon lange?«, fragte ich ihn.
    » Bei der Zulassungsstelle habe ich nicht so lange gewartet«, erklärte er mir.
    Ich nahm das als ein Ja, doch da nur sieben Leute vor mir waren, ging ich davon aus, dass es nicht allzu lange dauern konnte. Ich hatte mich getäuscht. Die Büroangestellte bewegte sich, wenn sie tatsächlich jemandem weiterhalf, in unerträglichem Zeitlupentempo, und dazu schien sie, sobald sie jemanden abgefertigt hatte, endlos lange Pausen zu brauchen, bevor sie den Nächsten aufrief.
    Die Minuten verstrichen. Ich tippte mit den Fingern auf meinem Bein herum und tat alles, damit die dunklen Bilder nicht in meinen Geist krochen– Cal, wie er von einem Blitz schwarzer Magie getroffen wurde, wie er in Selenes Bibliothek reglos auf dem Boden gelegen hatte. Seit diesem schrecklichen Tag quälten mich die Bilder oft in Augenblicken, in denen ich nicht ganz konzentriert mit etwas anderem beschäftigt war.
    Ich lenkte mich damit ab, dass ich– leise– die magischen Eigenschaften sämtlicher mir bekannter Heilpflanzen aufsagte. Danach ging ich die Steine und Mineralien durch. Dann zählte ich die Fliesen auf dem Boden, die Risse an der Decke und die Schrammen an den Plastikstühlen. Hätte ich doch bloß ein Buch mitgebracht.
    Fast zwei Stunden waren vergangen, als endlich meine Nummer aufgerufen wurde. » Ich möchte die Adresse einer Wohnung herausfinden, die 1982 von Maeve Riordan und Angus Bramson gemietet wurde«, erklärte ich.
    Die Büroangestellte sah mich an, als hätte ich sie gerade gebeten, sich Flügel wachsen zu lassen. » Das geht nicht«, sagte sie. » Das System findet Wohnungen nicht anhand der Namen der Mieter. Wenn Sie mir die Adresse nennen, kann ich Ihnen sagen, wer dort gewohnt hat.«
    » Ich weiß nur, dass es irgendwo in Hell’s Kitchen war«, sagte ich.
    Sie tippte mit ihren magentafarbenen Fingernägeln auf den Tisch. » Dann haben Sie Pech«, erklärte sie mir. » In Hell’s Kitchen gibt es Hunderte von Wohnungen. Ich kann nicht jede Gebäudeliste nach den Bransons absuchen.«
    » Bramson und Riordan«, verbesserte ich sie und hatte Mühe, das bisschen Geduld, das ich noch besaß, nicht zu verlieren. » Können Sie nicht schnell im Computer suchen?«
    Sie richtete den Blick auf ihren Computer. » Das Programm ist auf so etwas nicht ausgerichtet.«
    Ich schaute auf die Reihen der Hauptbücher hinter ihr. Auf den Buchrücken standen die Jahreszahlen. » Meinen Sie, ich könnte die Bücher für 1982 kurz durchsehen?«, fragte ich.
    » Nur mit Sondererlaubnis meiner Chefin und die ist die nächsten zwei Wochen im Urlaub.« Die Frau bedachte mich mit einem hämischen Grinsen. » Kommen Sie doch im Februar wieder«, schlug sie vor.
    » Im Februar bin ich nicht hier«, widersprach ich.
    Sie begann, etwas auf ihrer Tastatur zu tippen. Ich war entlassen.
    Ich wandte mich zur Tür. Dann drehte ich mich noch einmal um. Wenn diese Frau Machtspielchen mit mir spielen wollte, dachte ich wütend, dann nur zu. Ich würde gewinnen. Obwohl ich wusste, dass ich im Begriff war, etwas zu tun, was ich nicht tun sollte, zögerte ich nur einen kurzen Augenblick. Städtische Angestellte sollten schließlich auch nicht durch und durch ungefällig sein, argumentierte ich im Geiste.
    Ich leckte mir über die Lippen und sah mich um. Der Einzige, der noch auf der Bank wartete, war ein müder alter Mann, der im Sitzen döste. Er würde nichts mitbekommen.
    Ich benutzte einen ganz einfachen magischen Spruch, einen der ersten, die Cal mir beigebracht hatte. Ich hatte ihn auch verwendet, um Maeves magische Werkzeuge aus ihrem Versteck zu holen. » Ich bin unsichtbar«, flüsterte ich. » Du siehst mich nicht. Ich bin nur ein Schatten.«
    Der Spruch machte mich nicht wirklich unsichtbar, man bemerkte mich dadurch bloß nicht mehr. Wenn ich den Spruch wirkte, konzentrierten sich die Menschen auf andere Sachen, statt auf mich. Ich sprang ein paarmal auf und ab, um zu sehen, ob es funktionierte. Die Frau reagierte nicht, also nahm ich allen Mut zusammen und spazierte hinter den Schalter. Zögernd griff ich nach dem ersten Band aus dem Jahr 1982. Selbst wenn der magische Spruch mich unbemerkbar machte, war ich mir nicht sicher, ob das auch für das Buch galt.
    Deshalb wandte ich mich dem Computer der Büroangestellten zu. Elektrizität war eine Form von Energie, und Energie war, wie Hunter mir beigebracht hatte, sehr leicht zu manipulieren. Ich

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