Das Buch der Schatten - Schwarze Seelen: Band 7 (German Edition)
habe euch schon kommen sehen.« Er gab Bree ein Küsschen auf die Wange und schenkte mir ein Lächeln. » Hallo, Morgan. Ich hatte lange nicht das Vergnügen.«
» Hi, Mr Warren«, murmelte ich. Er hatte mich schon immer ein bisschen nervös gemacht.
Er drückte auf einen Knopf und auf dem Monitor erschien das Bild der Tiefgarage. Ein weiterer Knopfdruck und wir sahen die Eingangshalle des Gebäudes, wo der Portier saß. » Ich habe den Wachleuten gesagt, dass ihr bis Montag hier seid«, sagte er. » Hattet ihr eine gute Fahrt?«
Bree reckte sich. » Perfekt. Morgan ist gefahren. Ich habe die meiste Zeit geschlafen. Oh, Dad, Robbie, Raven und Sky kennst du ja. Und das hier ist Hunter Niall, Skys Cousin. Ich habe dir schon von ihm erzählt.«
Was Bree ihrem Vater wohl erzählt hatte? Wusste er, dass Hunter und Sky Hexen waren und dass seine Tochter Wicca praktizierte? Wahrscheinlich nicht, dachte ich. Mr Warren war ein recht lässiger Vater. Die halbe Zeit war er in New York und nicht in Widow’s Vale, und selbst wenn er zu Hause war, musste Bree abends nicht zu einer bestimmten Zeit zu Hause sein. Sie musste auch nicht zu festgesetzten Zeiten beim Essen erscheinen oder anrufen, um Bescheid zu sagen, wo sie war. Deswegen hatten meine Eltern ein wenig gezögert, mir den Ausflug nach New York zu erlauben.
Mr Warren sah auf seine Uhr. » Ich fürchte, ich muss los, Kinder. Ein Meeting. Bree, ich habe ein paar Extraschlüssel in die Küche gelegt. Zeig ihnen alles und bedient euch am Kühlschrank. Ihr könnt überall schlafen, nur nicht in meinem Zimmer. Heute Abend bin ich auf Long Island zum Essen verabredet, ich komme also erst ziemlich spät zurück.« Er drückte ihr einen flüchtigen Kuss auf die Wange und holte seinen Mantel aus dem Schrank im Flur. » Viel Spaß in der City!«
Als er fort war, meinte Bree lächelnd: » Kommt, ich zeige euch alles.«
Die Besichtigungstour dauerte ganze zwei Minuten. Mr Warrens Apartment bestand aus einem recht großen Wohnzimmer, dessen Fenster den Blick über die Park Avenue zeigten, einem großen Schlafzimmer, einem kleinen Arbeitszimmer, einem noch kleineren Gästezimmer, einem Bad und einer funktionellen Miniküche.
Alle machten » Ah« und » Oh«, aber ich kam nicht dagegen an, ich war ein wenig enttäuscht, und den anderen ging es vermutlich genauso. Bree hatte uns erzählt, dass die Wohnung nur über zwei Schlafzimmer verfügte, doch irgendwie hatte ich etwas Größeres, Weitläufigeres erwartet. Privatsphäre würde es hier kaum geben.
» Schön«, sagte Robbie schließlich. » Tolle Lage.«
» Ein Bad?« Raven klang, als könnte sie es nicht glauben. » Für alle sieben?«
Bree zuckte die Achseln. » Das ist Manhattan. Platz ist Mangelware. Und für Manhattaner Verhältnisse ist diese Wohnung riesig.«
» Mir gefällt die Ausstattung«, meinte Sky. » Sehr schlicht.«
Die reinste Untertreibung, dachte ich. Das Apartment war, wie das Haus der Warrens in Widow’s Vale, asketisch ausgestattet. Die Wände waren weiß, die Stoffe der Polstermöbel in gedämpften, neutralen Farben gehalten. Die Möblierung war sparsam. Im Wohnzimmer gab es nur eine L-förmige Couch, einen Couchtisch und einen Flachbildfernseher. An der einen Wand hing ein Bild, ein abstrakter Block in Braun, der auf einer weißen Leinwand in Gelbbraun überging. Es standen keine Dekosachen herum, keine Fotos, keine Blumenvasen. Der Raum wirkte nicht gerade bewohnt.
Wir stellten unsere Taschen auf einem Haufen neben der Couch ab. Hunter trat ans Fenster. In der ausgeblichenen Jeans, die ihm um die Hüfte hing, und dem zu großen weizengelben Pullover sah er ein wenig bohemienhaft aus und absolut schön. Durch das Licht leuchteten seine Augen in einem tiefen Jadegrün. Seit ich Hunter kannte, verbrachte ich übertrieben viel Zeit damit, über seine Augen nachzudenken. Manchmal hatten sie die Farbe von Frühlingsgras, manchmal die des Meeres.
» Und wie geht’s jetzt weiter?«, fragte Sky Hunter.
» Es ist kurz nach zehn«, sagte er und hatte dafür nicht auf die Uhr sehen müssen. Seine Hexensinne verliehen ihm ein geradezu unheimliches Zeitgefühl. » Ich muss ein paar Leute anrufen«, fuhr er fort und erklärte dann den anderen seinen Auftrag.
» Oh, richtig«, meinte Raven sarkastisch. » Kein Problem.«
» Hey, ich habe letzte Woche eine Nadel im Heuhaufen verloren«, warf Bree ein. » Könntest du die für mich suchen? Also, falls du mal ’ne Sekunde hast.«
» Brauchst du Hilfe?«,
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