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Das Buch der Toten

Das Buch der Toten

Titel: Das Buch der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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schöne Menschen, die mit ein paar Jahren Schauspielschule im Gepäck oder ein bisschen Erfahrung an Provinztheatern und in College-Theatergruppen nach L. A. gekommen waren, getrieben von Oscar-Träumen, und die sich tausend Vorsprechtermine später schließlich mit den gelegentlichen Nebenrollen, den Auftritten in Massenszenen und den Werbefilmchen begnügen mussten, die 99,9 Prozent der Filmarbeit ausmachten.
    Craig Eiffel Bosc, der Meistermime. Zeit für eine schlechte Kritik.
    Bosc verbrachte noch einmal anderthalb Stunden in der Bar und kam dann allein wieder heraus. Er ging jetzt ein wenig langsamer und strauchelte einmal. Und als er dann auf dem Ventura Boulevard in westlicher Richtung weiterfuhr, blieb er fünfzehn Stundenkilometer unter dem Tempolimit und demonstrierte durch seinen leichten Schlingerkurs unzweideutig, dass er alkoholisiert war.
    Milo hätte ihn deswegen anhalten können, was ihm die Gelegenheit zu einem Vier-Augen-Gespräch mit Bosc verschafft hätte, aber er dachte nicht im Traum daran, den albernen Gockel rauszuwinken, nur um ihm einen Verwarnung zu erteilen. Da er nicht im Dienst war, hätte er ihn allenfalls als Zivilperson festnehmen können, was bedeutet hätte, Bosc bis zum Eintreffen des Streifenwagens zu bewachen, woraufhin ihn die Jungs in Blau übernommen und Milo so sämtlicher Chancen zu einem privaten Gespräch mit Mr. Smiley beraubt hätten. Also konnte er nur weiter dem Saab folgen und hoffen, dass Bosc weder in eine Verkehrkontrolle geraten noch jemanden über den Haufen fahren würde.
    Wieder eine kurze Fahrt, zwei Häuserblocks weiter zu einer Einkaufspassage in der Nähe des Coldwater Canyon, wo Bosc in einem Supermarkt Lebensmittel einkaufte. Er verstaute seine zwei Papiertüten im Kofferraum des Saab, fuhr weiter zu einer Postfachstelle, ging hinein und kam nach fünf Minuten mit einem Stapel Post unter dem Arm wieder heraus. Es war die gleiche Art von Annahme und Ausgabestelle wie die in West Hollywood, wo er als Playa del Sol registriert war. Das Verfolgungsspiel ging weiter; Milo hielt sich zwei Autos hinter Bosc, als dieser auf dem Coldwater rechts abbog, in nördlicher Richtung an Moorpark und Riverside vorbeifuhr und dann auf der Huston nach Osten abbog.
    Eine ruhige Straße mit Wohnblocks und kleinen Einfamilienhäusern. Das machte die Verfolgung schwierig, auch wenn wie in diesem Fall der Verfolgte vollkommen ahnungslos und zudem angetrunken war. Milo wartete an der Ecke Coldwater/Huston und behielt den Saab im Auge. Das blaue Auto fuhr bis zur nächsten Kreuzung, dann noch ein Stück weiter geradeaus und verschwand dann nach links aus dem Blickfeld.
    Milo hoffte nur, dass Bosc nicht in einem Gebäude mit bewachtem Eingang und Tiefgarage wohnte. Er wartete noch eine halbe Minute, fuhr langsam bis zur Mitte des übernächsten Blocks, parkte, stieg aus und ging zu Fuß weiter bis zu der Stelle, wo der Saab seiner Schätzung nach zum Stehen gekommen war.
    Das Glück war ihm hold. Der blaue Wagen war im Freien geparkt, in der Einfahrt eines einstöckigen, weiß verputzten Flachbaus.
    Die Fläche vor dem Haus war zementiert und nicht eingezäunt. Ein paar wild wachsende Palmen, die sich an die Vorderfront schmiegten, waren das einzige Grün. Die Einfahrt war zirka sechs Meter lang, mit rissigen Steinplatten gepflastert, und endete an der linken Seite des Hauses. Kein Garten hinter dem Haus. Das Grundstück war eine Restparzelle, ein Streifen, der von Abriss und Neubebauung verschont geblieben war und auf dem rückwärtig angrenzenden Gelände erhob sich ein vierstöckiger Appartementkomplex.
    Der Glanz und Glamour von Hollywood.
    Milo ging zurück zum Wagen und fuhr an dem Haus vorbei. Jede Menge parkender Autos, aber keine zehn Meter weiter fand er auf der anderen Straßenseite einen Platz zwischen einem Lieferwagen und einem Pickup, von dem aus er das Haus gut im Blick hatte. Boscs kombinierter Fitness-Kneipen-Einkaufstrip hatte fast den ganzen Nachmittag in Anspruch genommen, und die Sonne würde bald untergehen. Milo saß im Wagen und wartete. Die 9-Millimeter lag schwer und kühl und beruhigend an seiner Hüfte, und er fühlte sich so gut wie seit langem nicht mehr.
    Bosc schien einen gemütlichen Abend zu Hause verbringen zu wollen, denn es war schon fünf Uhr, und er war noch nicht wieder aufgetaucht; stattdessen war in den vorderen Zimmern des Hauses das Licht eingeschaltet worden. Durch die Spitzengardinen waren keine Einzelheiten zu erkennen, aber der Stoff

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