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Das Buch der Toten

Das Buch der Toten

Titel: Das Buch der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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wurde die rechte Spur wieder frei, und er wechselte hinüber und ließ den Toyota und den Saab passieren.
    Ohne den Kopf zu drehen, linste er nach links, als Smiley, der Birnenmann, vorbeisauste. Dann holte er ihn wieder ein und blieb gerade so lange auf gleicher Höhe mit dem Saab, bis er sich alles gründlich eingeprägt hatte.
    Smiley war in Hemdsärmeln, dunkelblaues Hemd, hatte die himmelblaue Krawatte gelockert und lenkte lässig mit einer Hand, während er in der anderen eine dicke Zigarre hielt. Die Scheiben des Saab waren nicht getönt, aber geschlossen, und der Innenraum war voller Rauchschwaden. Doch der Nebel war nicht dicht genug, um das Lächeln auf Craig Eiffel Boscs leinwandtauglichem Antlitz zu verhüllen.
    Der Strahlemann, da brauste er an diesem wunderschönen kalifornischen Sonnentag mit seiner flotten Schwedenkarre durch die Gegend, rauchte dicke Havannas und groovte munter vor sich hin.
    In bester Sonntagslaune. Wart's nur ab.
    Craig Bosc fuhr den Coldwater Canyon entlang Richtung Valley. Das mittelstarke Verkehrsaufkommen machte Milo die Verfolgung leicht. Nicht, dass Bosc nach ihm Ausschau halten würde. Der Typ war kein Profi, was diese Dinge betraf, wirklich dämlich von ihm, sich in Milos Straße so offen zu zeigen. Und nach der Zigarre und dem Grinsen zu schließen, konnte er sich auch nicht einmal ansatzweise vorstellen, dass sein Zielobjekt den Spieß umdrehen könnte.
    Am Ventura Boulevard bog der Saab rechts ab und fuhr weiter bis Studio City, wo er auf dem Parkplatz eines rund um die Uhr geöffneten Yuppie-Fitnessstudios an der Südseite des Boulevards zum Stehen kam. Craig Bosc stieg mit einer blauen Sporttasche aus und trabte zum Eingang. Er stieß die Tür schwungvoll auf und verschwand in dem Gebäude.
    Milo sah sich nach einem Beobachtungsposten um. Von einem Fischrestaurant auf der anderen Seite des Boulevards aus schien man einen guten Blick auf den Eingang des Fitnessstudios und den Saab zu haben. Das »Surfand-Turf Special« klang verlockend, er stellte fest, dass er hungrig war. Hungrig wie ein Wolf.
    Er gönnte sich eine Luxusversion des Spezialgerichts, bestehend aus einem extragroßen Hummer, Alaska-Krabben, einem 450- Gramm-Lendensteak, Ofenkartoffeln mit Sauerrahm und Schnittlauch und einem Berg gebratener Zucchini. Dazu trank er Cola anstatt Bier, weil er seine fünf Sinne beisammenhalten musste. Er aß langsam, da er damit rechnete, dass Bosc mindestens eine Stunde drinnen bleiben würde, um seinen Adonisleib in Form zu bringen. Aber als er um die Rechnung bat, nachdem er sich schon zum dritten Mal Kaffee hatte nachschenken lassen, stand der Saab immer noch da, wo Bosc ihn abgestellt hatte. Milo warf das Geld auf den Tisch, riskierte einen raschen Toilettenbesuch und verließ dann das Restaurant, um im Wagen zu warten. Nach einer weiteren halben Stunde kam Bosc endlich mit nassen Haaren heraus. Er trug wieder seine Straßenklamotten, das blaue Hemd und dazu schwarze Slacks; nur auf die Krawatte hatte er verzichtet.
    Bosc eilte mit federnden Schritten zu seinem Saab, stellte die Alarmanlage ab, stieg aber noch nicht ein. Nein, zuerst blieb er noch stehen, um sein Spiegelbild im Seitenfenster zu betrachten. Er fuhr sich durchs Haar, öffnete den zweiten Hemdknopf. Milo beobachtete, wie Bosc sein breites Grinsen vor der wehrlosen Glasscheibe ausbreitete, dieses Arschloch drehte sogar den Kopf hin und her, um sein eigenes verdammtes Gesicht auch noch aus verschiedenen Blickwinkeln bewundern zu können. Dann stieg er in den Saab und tat etwas, was man in L. A. häufiger beobachten konnte: Er fuhr nicht ganz einen Häuserblock weit, um gleich wieder auf einen Parkplatz einzubiegen.
    Der Parkplatz gehörte zu einer Bar. Es war ein kleiner, würfelförmiger Bau mit Zedernholz-Fassade, eingeklemmt zwischen einer Sushi-Bar und einem Fahrradladen. Einem handgemalten Schild über der Tür war zu entnehmen, dass der Laden sich EXTRAS nannte. Und ein Plakat rechts von der Tür warb für die leiblichen und seelischen Freuden der Happy Hour.
    Ein halbes Dutzend Autos auf dem Parkplatz. Nur so wenige Leute, die happy sein wollten?
    Aber Craig Bosc war es. Grinsend parkte er den Saab neben einem zehn Jahre alten Datsun Z, inspizierte seine Zähne im Rückspiegel, rieb rasch mit dem Zeigefinger darüber, stieg aus und betrat die Bar.
    Das EXTRAS. Milo hatte das Ambiente nie gemocht, aber er kannte den Ruf des Lokals vom Hörensagen. Hier trafen sich die blasseren Sternchen der Filmwelt,

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