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Das Buch der Toten

Das Buch der Toten

Titel: Das Buch der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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Ergebnisse produziert hatte. Sie waren nur auf dem Papier Partner, er und Schwinn.
    Er sagte: »Der Vater hat sie nicht als vermisst gemeldet?« Schwinn zuckte die Schultern. »Der Vater ist ein wenig,..
    randständig.«
    »Ein Penner?«
    »Randständig«, wiederholte Schwinn. Gereizt, als ob Milo ein schwacher Schüler wäre, der immer wieder die falsche Antwort gab. »Außerdem hat dieses Mädchen das nicht zum ersten Mal gebracht, sie geht gerne mal aus und kommt tagelang nicht nach Hause.«
    »Wenn das Mädchen so was schon öfter gemacht hat, warum soll es dann diesmal anders sein?«
    »Vielleicht ist es das ja nicht. Aber die statistischen Angaben passen: um die einsachtundsechzig, mager, dunkle Haare und braune Augen, knackige Figur.«
    Ein anerkennender Ton hatte sich in Schwinns Stimme eingeschlichen. Milo stellte sich ihn zusammen mit seiner »Quelle« vor irge ndein Lustmolch von der Straße, der seine Schilderung mit allerhand pikanten Details würzte. Nutten, Zuhälter, Perverse, Schwinn hatte wahrscheinlich einen ganzen Stall voll fragwürdiger Gestalten, die er jederzeit melken konnte, wenn er Informationen brauchte. Und Milo hatte einen Magisterabschluss…
    »Sie hat es angeblich faustdick hinter den Ohren«, fuhr Schwinn fort. »Eine ganz Wilde, längst keine Jungfrau mehr. Und sie hat schon mindestens einmal richtig Ärger gekriegt. Ist auf dem Sunset getrampt, hat sich von so einem Arsch mitnehmen lassen, der sie vergewaltigt und anschließend gefesselt in einer Seitenstraße in Downtown abgeladen hat. Irgendein Suffkopf hat sie gefunden, sie hatte Glück, dass es bloß ein Penner war und kein Perversling, der vielleicht die Gelegenheit beim Schöpf gepackt und sich mit ihr vergnügt hätte. Das Mädchen hat die Vergewaltigung nie angezeigt, hat bloß einer Freundin davon erzählt, und die Geschichte hat auf der Straße die Runde gemacht.«
    »Sechzehn Jahre, gefesselt und vergewaltigt, und sie erstattet keine Anzeige?«
    »Wie gesagt, sie war keine Jungfrau mehr.« Schwinns kantiger Unterkiefer vibrierte, und seine Okie-Schlitzaugen starrten die Decke an. Milo wusste, dass er ihm noch nicht alles gesagt hatte.
    »Ist die Quelle zuverlä ssig?«
    »Normalerweise schon.«
    »Wer ist es?«
    Schwinn schüttelte den Kopf, er wirkte gereizt.
    »Konzentrieren wir uns doch lieber auf die Hauptsache: Wir haben ein Mädchen, das von den statistischen Angaben her unser Opfer sein könnte.«
    »Sechzehn«, wiederholte Milo. Das ließ ihm keine Ruhe. Schwinn zuckte die Schultern. »Nach allem, was ich so gelesen habe, Psychologie-Artikel und so weiter, machen sich perverse Veranlagungen schon ziemlich früh bemerkbar.« Er lehnte sich zurück und biss wieder ein großes Stück von dem Burrito ab, wischte sich mit dem Handrücken die Salsa Verde von den Lippen und leckte dann die Hand ab. »Glaubst du, dass es so war, mein Junge? Hältst du es für möglich, dass sie keine Anzeige erstattet hat, weil es ihr in Wahrheit Spaß gemacht hat?«
    Milo verbarg seine Verärgerung, indem er selbst die Schultern zuckte. »Also, was ist nun? Reden wir mit dem Vater?«
    Schwinn stellte seinen Stuhl gerade, wischte sich das Kinn ab diesmal mit einer Papierserviette, stand unvermittelt auf und ging hinaus. Milo konnte ihm nur folgen. Partner.
    Draußen auf dem Parkplatz drehte sich Schwinn lächelnd zu ihm um. »Übrigens, wie hast du letzte Nacht geschlafen?«
    Schwinn nannte ihm die Adresse an der Edgemont, und Milo ließ den Wagen an.
    »Hollywood, mein Junge. Ein waschechtes Hollywood-Girl.« Während der zwanzigminütigen Fahrt verriet er Milo noch ein paar weitere Details. Der Name des Mädchens war Janie Ingalls.
    Zehnte Klasse, Hollywood High, wohnte mit ihrem Vater im zweiten Stock eines Hauses in einem heruntergekommenen Viertel nördlich des Santa Monica Boulevard. Bowie Ingalls war ein Trinker; vielleicht würde er zu Hause sein, vielleicht auch nicht. Die Gesellschaft ging rapide vor die Hunde; jetzt hausten schon Weiße wie die Schweine.
    Das Gebäude war ein unförmiger pinkfarbener Klotz mit zu kleinen Fenstern und bröckeligem Putz. Zwölf Wohneinheiten, schätzte Milo, vier pro Stockwerk, wahrscheinlich durch einen schmalen Flur in der Mitte geteilt.
    Er parkte den Wagen, doch Schwinn machte keinerlei Anstalten auszusteigen, und so saßen die beiden einfach nur da, bei laufendem Motor.
    »Stell ihn ab«, sagte Schwinn.
    Milo drehte den Schlüssel um und lauschte auf die Straßengeräusche. Das ferne

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