Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Buch der Vampire 01 - Bleicher Morgen

Titel: Das Buch der Vampire 01 - Bleicher Morgen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen Gleason
Vom Netzwerk:
schlucken und stellte fest, dass ihre Kehle ausgetrocknet war. »Rockley.« Ihr Versuch, heiter zu klingen, scheiterte kläglich.
    Verdammt, aber er sah... so gut, so geschlagen, verwirrt, müde... so vertraut aus. So tröstlich. Seine Augen mochten ein wenig schwerlidriger sein, ihr Blau ein wenig kälter, sein Mund ein wenig dünner. Aber er war immer noch Phillip. Und er hielt ihr seinen abgewinkelten Arm entgegen, damit sie ihn nahm.
    Das tat sie, indem sie mit sanftem Druck ihre grün behandschuhten Finger auf ihn legte. Sie entfernten sich von Waverly, ohne ein weiteres Wort zu ihm oder zu einander.
    Es war ein Walzer. Natürlich.
    Er brachte sie vielleicht ein wenig zu schnell, zu abrupt in ihre Anfangsposition. Genau in der Mitte der Tanzfläche, so als wollte er sicherstellen, dass alle sie sahen. Und dann begannen sie zu tanzen.
    Victoria hielt den Blick über seine Schulter gerichtet; sie hatte Angst, ihm in die Augen zu sehen. Irgendwo tief in ihr, an
einem Ort, wo sie nicht lachen konnte, amüsierte sie die Ironie der Situation: Sie hatte keine Skrupel, zwei, drei oder sogar vier todbringenden Vampiren gegenüberzutreten, aber dem Mann, den sie liebte, in die Augen zu sehen, verlangte ihr im Moment mehr Mut ab, als sie besaß.
    Nachdem sie zwei ganze Runden über das Parkett absolviert hatten, sagte er: »Es wäre nett, wenn du mich ansehen würdest, Victoria. Vielleicht könntest du sogar ein wenig lächeln. Die Leute werden anfangen zu tuscheln.«
    Sie gehorchte und schaute zu ihm hoch, aber ein wirkliches Lächeln wollte ihr nicht gelingen.
    »Du siehst heute Abend wunderschön aus.« Er sah ihr tief in die Augen, während er ein perfektes Ausweichmanöver um ein Paar herum exerzierte, das aus dem Takt gekommen war. »Kein Wunder, dass du keinen Mangel an Tanzpartnern hattest.«
    Eins ... zwei - drei; eins ... zwei - drei... Da war nichts außer ihnen, dem Rhythmus der Musik und dem Gefühl, dass sie noch etwas zu Ende bringen mussten.
    »Ich hatte erwartet, dass du mich schneiden würdest. Warum hast du um diesen Tanz gebeten?«
    Er wölbte die Brauen, und seine Lider hoben sich. »In den Augen der Gesellschaft bist du noch immer meine Verlobte, Victoria. Ich hätte dich diesen Walzer nicht mit einem anderen tanzen lassen.«
    »Warum bereiten wir dem, was die Gesellschaft glaubt, dann nicht ein Ende, Phillip? Es hat keinen Sinn, es hinauszuschieben. Du wirst frei sein, zu umwerben, wen du möchtest, und ich werde frei sein, zu tun, was ich will.«
    Ihre unbeantwortete Frage hing zwischen ihnen, bis der Tanz
zu Ende war. Phillip ließ ihre Hand los und verlagerte den Arm, den er um ihre Taille gelegt hatte, sodass sie wieder seinen Ellbogen umfassen konnte, dann führte er sie von der Tanzfläche. »Möchtest du ein bisschen frische Luft schnappen? Du siehst ein wenig erhitzt aus.«
    Sie war erhitzt und - der Himmel bewahre! - schwitzte sogar von all der körperlichen Anstrengung. »Ja, das wäre schön.« Sie zog ihren Fächer hervor, breitete ihn aus und wedelte sich Luft zu, in der Hoffnung, so die leichte Feuchtigkeit an ihrem Dekolleté zu trocknen.
    Sie hielten in der Nähe der Tanzfläche für einen Moment an, um sich zwei kleine Gläser Eistee zu holen - besser gesagt das, was einmal Eistee gewesen war, denn nun war er lauwarm von der Hitze des Abends. An ihrem süßen Getränk nippend, ließ Victoria sich von Phillip durch den türlosen Ausgang führen, der mit Clematisranken behangen war, um die Fliegen fernzuhalten und trotzdem frische Luft hereinzulassen. Er hielt ihr die belaubten, blühenden Ranken zur Seite, und sie trat hinaus in die Nacht.
    Anstatt auf der Terrasse stehen zu bleiben, wo die eingetopften Gardenien und Rosen dem Abend Duft und Farbe verliehen, zog Phillip sie mit sich zum entlegenen Ende der gepflasterten Veranda und dann einen der vier Gartenwege entlang, die von ihr abzweigten.
    Als seine zügigen Schritte langsamer wurden und er noch immer nichts sagte, konnte Victoria nicht länger an sich halten. »Warum hast du die Anzeige in der Times nicht veröffentlicht?«
    »Ich habe mich dasselbe über dich gefragt.«
    »Aber... ich danke dir. Es ist sehr nett von dir, dass du mir
helfen wolltest, das Gesicht zu wahren, aber ich lege darauf keinen Wert.«
    Sie hatten sich recht weit von der Festlichkeit entfernt, und Victoria wollte gerade weitersprechen, als der Kiesweg eine Biegung machte und sie sich plötzlich vor einer kleinen Laube wiederfanden. Unter dem Torbogen, der

Weitere Kostenlose Bücher