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Das Buch der Vampire 01 - Bleicher Morgen

Titel: Das Buch der Vampire 01 - Bleicher Morgen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen Gleason
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niemand darin, aber Max durfte sich
nicht darauf verlassen, dass das so bleiben würde. Er vernahm Schritte im Flur; sie waren sehr leise, aber sein Gehör war annähernd so gut wie das eines Vampirs.
    Er hechtete unter das Bett, stieß den Nachttopf, der dankenswerterweise leer war, aus dem Weg und schloss die Augen, um sie vor den Staubwolken zu schützen, die er aufgewirbelt hatte. Sie kitzelten ihn in der Nase, und ihm traten die Tränen in die Augen vor lauter Anstrengung, ein Niesen zu unterdrücken. Jede noch so kleine Bewegung der Luft schien direkt auf seine Nasenlöcher zu zielen. Er kniff mit den Fingern die Stelle zwischen seinen Brauen zusammen und fühlte, wie der Niesreiz nachließ.
    Die Zimmertür ging auf, und jemand kam herein. Max’ Nacken zeigte keine Reaktion, deshalb behielt er die Hand auf der Tasche, in der die Pistole war. Er konnte die Person nicht sehen, konnte keinen Blick auf ihre Schuhe erhaschen, um zu erkennen, ob es ein Diener oder der Hausgast war, aber als sie den Raum kurz darauf wieder verließ, atmete er langsam aus. Wahrscheinlich der Kammerdiener, der ein paar gewaschene Kleidungsstücke zurückgebracht hatte, oder vielleicht sogar der Hausgast selbst, der zurückgekommen war, um etwas zu holen.
    Gut . Die Vorstellung, in eine Auseinandersetzung mit einem Sterblichen zu geraten, hatte ihm gar nicht gefallen. Vampiren konnte er bedenkenlos einen Pflock ins Herz treiben; aber gegen einen Sterblichen zu kämpfen und ihn eventuell zu verletzen, versuchte er nach Möglichkeit zu vermeiden. Er hatte schon zu viel Gewalttätigkeit gesehen und zog das Pfählen von Vampiren Faustkämpfen vor, weil es eine saubere Angelegenheit war. Kein
Blut, kein Knacken von Knochen, keine Schweinerei. Bloß ein kleines Häufchen Asche.
    Dennoch... um an das Buch des Antwartha zu gelangen, würde Max alles tun, was nötig war, denn wenn er versagte, wären unendlich viele Sterbliche in großer Gefahr.
    Er wartete ab, bis die leisen Schritte verklungen waren, bevor er unter dem Bett hervorkroch und aufstand. Sich den Staub von der dunklen Hose klopfend, lief er zur Tür. Er musste auf dieser Etage noch zwei weitere Zimmer in Augenschein nehmen, dann konnte er sich den dritten Stock vorknöpfen. Es war zwar ein weniger wahrscheinlicher Platz für das Buch des Antwartha, aber er würde ihn zumindest überprüfen, bevor er sich in den Hauptteil des Hauses wagte, wo die Gefahr, entdeckt zu werden, wesentlich größer wäre.
    Er steckte den Kopf zur Tür hinaus und sah sich im Korridor um. Nachdem er sich vergewissert hatte, dass er tatsächlich allein war, trat er nach draußen und drehte den Knauf der gegenüberliegenden Tür. Eine Bibliothek.
    Ah . Er lächelte befriedigt. Truhen und Kisten waren vor einer Wand aufgereiht, und neben einem mächtigen Lehnsessel thronte ein willkürlich angeordneter Stapel Bücher, der dort bestimmt nicht all die Jahre, die Caulfield in Indien gewesen war, gewartet hatte.
    Auf einem der Tische entdeckte er ein Kästchen von der Größe eines Buches, dessen Deckel wie der einer Schatztruhe aufgeklappt war. Rotes Seidenpapier quoll aus seinem Inneren hervor, und mit aus Gewissheit geborener Selbstzufriedenheit strebte Max auf den Tisch zu.
    Das Buch des Antwartha. Kein Zweifel.

    Er näherte sich begierig dem Tisch, lauschte dabei jedoch mit einem Ohr in Richtung Korridor, ob irgendwelche unwillkommenen Schritte zu hören waren. Eine Hand um die Pistole in seiner Tasche, die andere um seinen Pflock geschlossen, beugte er sich zu dem Kästchen hinunter und sah hinein. Leer.
    Er drehte sich um, und da entdeckte er es. Neben einem hohen, dämmrig grauen Fenster lag es vor dem Lehnsessel, wodurch es seinem Blick beim Eintreten verborgen geblieben war. Aber das hier war es, ganz gewiss: Ein großes, staubbraunes Buch mit einem erhaben gearbeiteten A auf dem Deckel. Es lag auf einem kleinen Tisch, als ob die Person, die darin gelesen hatte, es dort abgelegt hätte. Er trat näher, die Ohren noch immer auf die Tür, die Augen auf das Buch konzentriert.
    Er wollte gerade danach greifen, als etwas hinter den langen Vorhängen hervorgeschossen kam und ihn zur Seite stieß. Er taumelte rückwärts in den Lehnsessel, und die Naturgewalt folgte in einem Wirrwarr von Röcken.
    »Fassen Sie es nicht an«, zischte eine weibliche Stimme, die er plötzlich und völlig fassungslos erkannte.
    »Victoria? Was in drei Teufels Namen haben Sie hier zu suchen?« Er vergaß, die Stimme zu dämpfen,

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