Das Buch der Vampire 01 - Bleicher Morgen
mit einem kleinen, reumütigen Lächeln hinzu. »Und nicht zu vergessen die zahlreichen Wächtervampire. Was unter anderem deiner findigen Zofe zu verdanken ist, Victoria.«
Victoria nickte zustimmend; sie hatte Verbena gegenüber dieselbe Dankbarkeit zum Ausdruck gebracht, was vermutlich mit ein Grund für deren neuen Übereifer war.
»Was soll jetzt, da wir es haben, mit dem Buch geschehen?« Max’ Tonfall war so leicht, als hätte er den zornigen Ausbruch und den Tadel gar nicht wahrgenommen.
Noch bevor Tante Eustacia antworten konnte, ertönte ein höfliches Klopfen an der Tür, dann steckte Jimmons den Kopf ins Zimmer und sagte: »Ich weiß, es ist noch zu früh für Besuche, aber der Gentleman will sich einfach nicht davon abbringen lassen, hereingeführt zu werden, Miss Victoria. Es ist der Marquis von Rockley.«
Wärme überzog ihr Gesicht, noch bevor sie es verhindern konnte, und ohne Max oder Tante Eustacia anzusehen, erwiderte sie: »Bitten Sie den Marquis herein, Jimmons. Dies ist nicht das erste Mal, dass er mir außerhalb regulärer Besuchszeiten seine Aufwartung macht.«
Seiner Miene nach zu urteilen, verzehrte Max sich danach, etwas zu sagen... aber noch bevor er die Gelegenheit dazu bekam, ging erneut die Tür auf, und Rockley trat ein.
Victoria stand erwartungsvoll auf, konnte sich jedoch gerade noch beherrschen, nicht an Phillips Seite zu eilen. Ihre Verlobung war noch nicht bekannt gegeben worden; es wäre unangemessen, ihn vor dem Ball des heutigen Abends auf diese Weise zu empfangen. Aber ein großer Teil von ihr sehnte sich danach, ihn in die Arme zu schließen, das Gesicht an seiner Brust zu vergraben und sich in seiner Normalität zu verlieren - in seiner nicht-vampirischen, pflocklosen, strahlend hellen Normalität .
Auch Phillip selbst schien sich nur mit Mühe zurückhalten zu
können, doch als er die anderen Anwesenden bemerkte, nahm er Haltung an und setzte sich nicht weit von Max auf den Sessel, den man ihm anbot.
»Bitte entschuldigen Sie mein frühes Erscheinen«, sagte er, nachdem man sich einander angemessen vorgestellt - oder im Fall von Max noch einmal vorgestellt - hatte, »aber ich hörte, was letzte Nacht geschehen ist, und wollte mich vergewissern, dass alles in Ordnung ist.«
Victoria starrte ihn fassungslos an. Wie konnte er bloß wissen, was sich ereignet hatte?
Aber Phillip sprach weiter, seine blaugrauen Augen ernst und besorgt. »Ist Ihre Mutter hier? Ist sie außer Gefahr?«
Und da begann sie zu verstehen. »Meiner Mutter geht es gut. Sie ist oben und schläft, und ich denke, dass sie das Ganze aus ihrem Gedächtnis getilgt hat.« Im wahrsten Sinne des Wortes. »Wie haben Sie davon erfahren, und was wissen Sie genau?«
»Man sagt, dass ihre Kutsche gestohlen wurde, mit Lady Melisande darin. Das war die einzige Nachricht, und auch die habe ich erst heute Morgen gehört. Ich bin froh, dass sie hier ist und wohlauf. Und Sie, Miss Grantworth, Sie müssen wegen all dem eine furchtbare Nacht durchlebt haben.« Da sie ihre Verlobung bislang noch nicht verkündet hatten, benutzte er die förmliche Anrede für sie, aber es war unverkennbar, auf welch persönliche, vertraute Art er dies tat.
Max lehnte sich auf seinem Stuhl nach vorn. »Wenn Sie heute Morgen davon erfahren haben, dass die Kutsche gestohlen wurde, wundere ich mich, dass Ihnen die Nachricht von Lady Mellys sicherer Heimkehr nicht ebenfalls zu Ohren gekommen ist.« Er lächelte liebenswürdig.
Phillip erwiderte das Lächeln. Liebenswürdig. »Sie haben mich ertappt, Lor- äh, Mr. Pesaro. Es war lediglich eine Ausrede, um mich davon zu überzeugen, dass es Miss Grantworth gut geht nach dieser zweifellos enervierenden Nacht.«
Max stieß ein bellendes Lachen aus, das Victoria durch eine Erwiderung zu übertönen versuchte. »Wie freundlich von Ihnen, Mylord.« Sie schenkte ihm ein Lächeln, das im Einklang stand mit dem vertraulichen Timbre seiner Stimme. »Ich kann Ihnen jedoch versichern, dass ich mich, auch wenn meine Nacht in mehrerlei Hinsicht aufregend war, bestens fühle, jetzt da es Morgen ist und die Sonne am Himmel steht.«
Phillip sah erst sie an, dann Eustacia, bevor er nach einem kurzen Seitenblick zu Max seine Aufmerksamkeit wieder auf sie richtete. »Ich bin sicher, dass Sie sich nach Ihren beängstigenden Erfahrungen ausruhen und auf den Ball vorbereiten möchten. Ich hoffe, dass der heutige Abend ebenso aufreibend wird, allerdings auf angenehme Weise. Wir werden viel Unterstützung
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