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Das Buch der Vampire 01 - Bleicher Morgen

Titel: Das Buch der Vampire 01 - Bleicher Morgen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen Gleason
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erschütterten Vampiropfern umzugehen. Sie hielt eine kleine, goldene Scheibe mit einem eingeprägten Spiralmuster vor das Gesicht ihrer Nichte, dann ließ sie es schwingen und pendeln, bis Mellys Züge leer wurden und ihr Blick verschwamm.
    »Warum«, fragte Victoria, sobald ihre Großtante damit fertig war, die Erinnerung an rotäugige Untote mit langen Fangzähnen aus dem Gedächtnis ihrer Mutter zu löschen, »müssen wir das tun? Wäre es nicht besser für diejenigen, die keine Venatoren sind, zu wissen, in welcher Gefahr sie schweben? Zu wissen, dass Vampire tatsächlich existieren?«
    Sie saßen im Salon von Grantworth House; es ging bereits auf Mittag zu, und es war der erste Moment, den die beiden Frauen für sich allein hatten.
    »Damit sich eine Panik ausbreitet, wie es sicherlich der Fall wäre? Um Lilith den zusätzlichen Vorteil verängstigter Menschen zu verschaffen, die gelähmt sind vor Angst? Oder um untrainierte, unvorbereitete Möchtegernhelden zu der irrigen Annahme zu verleiten, dass sie Vampire ebenso leicht jagen und töten können wie unsereins? Um Unwürdige nach ihren eigenen vis bullae verlangen zu lassen? Nein, Victoria, es ist viel besser, unser Wissen vor jenen zu verbergen, die zu hilflos sind, um auf unserer Seite zu kämpfen. Mit Ausnahme einiger sehr weniger«, ergänzte sie, als Verbena ins Zimmer geschwirrt kam.
    Dann fixierte sie Victoria mit ihren scharfen, schwarzen Augen.
»Aber es hat keinen Sinn, das Thema zu wechseln, meine Liebe. Wie ich sehe, hast du das Ziel erreicht, auf das wir alle hingearbeitet haben. Ich möchte dir meinen tief empfundenen Glückwunsch aussprechen, meinen herzlichsten Dank und...«
    »...meinen aufrichtigen Zorn.«
    Max, natürlich. Groß und düster ragte er im Türrahmen des Salons auf. Hinter ihm stand mit aufgerissenen Augen und wirr abstehendem Haar Verbena, und wieder dahinter Jimmons, der rotgesichtige Butler, der dem Besucher keinen Zutritt ohne Anmeldung hätte gestatten dürfen. Wenngleich Victoria, die Max nun kannte, nicht allzu überrascht war, dass Jimmons sich nicht hatte durchsetzen können.
    Er trat nun, einschließlich seines Hemds ganz in Schwarz gekleidet - Victoria hatte bis dato gar nicht gewusst, dass schwarze Hemden überhaupt hergestellt wurden - ein und schloss so schwungvoll die Tür, dass er beinahe Verbenas neugierige Nase eingezwickt hätte.
    »Was haben Sie sich eigentlich dabei gedacht, Victoria?«, polterte er los, während er mit langen Schritten auf sie zueilte.
    »Max...«, setzte Eustacia an, doch Victoria schnitt ihr das Wort ab.
    »Ihnen das Leben zu retten... oder haben Sie das schon vergessen?« Sie stand nun ebenfalls auf, das Gesicht seinem zornigen zugewandt.
    »Mir das Leben... Victoria, wenn Sie mir gesagt hätten, was Sie wissen, bevor es mich um ein Haar das Leben gekostet hätte, wäre dessen Rettung gar nicht nötig geworden! Stattdessen hätten wir uns die beste Strategie überlegt...«
    »... damit Sie das Buch in Ihren Besitz bringen, während ich
zu Hause gesessen hätte, um mich um meinen Tand und Flitter zu kümmern.«
    »Selbstverständlich nicht! Es wäre eine gemeinschaftliche Aktion gewesen, mit einem Plan.«
    »Leere Worte von einem Mann, der mich in seine Pläne ebenso wenig eingeweiht hat! An was für eine Art von gemeinschaftlicher Aktion hatten Sie denn gedacht, Max?«
    Er öffnete den Mund zu einer Erwiderung, aber Eustacia hatte jetzt genug. Bei Victorias letztem Satz war sie von ihrem Sessel aufgesprungen, und jetzt stellte sie sich mit strenger Miene zwischen sie und Max und streckte in jede Richtung eine Hand aus. »Setzt euch, alle beide«, befahl sie mit einer Donnerstimme, wie Victoria sie noch nie an ihr gehört hatte.
    Sie setzte sich. Genau wie Max. Allerdings fiel ihr auf, dass er kein bisschen eingeschüchtert wirkte.
    »Lasst mich eines klarstellen.« Eustacia durchbohrte sie abwechselnd mit Blicken. »Ihr zwei seid unsere einzige Hoffnung hier in England, und deshalb müsst Ihr lernen, zusammenzuarbeiten, denn sonst wird uns die Uneinigkeit entzweien. Also, ich werde jetzt nicht weiter darauf eingehen, was letzte Nacht geschehen ist... außer, um euch beiden zu gratulieren. Und einen tiefen Seufzer der Erleichterung auszustoßen. Wir haben das Buch des Antwartha, und nicht Lilith. Max, du hast drei Imperialvampire in einer einzigen Nacht vernichtet, und das ist, glaube ich, ein Rekord. Das meiste, was ich je zustande gebracht habe, waren zwei in einer Nacht«, fügte sie

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