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Das Buch der Vampire 01 - Bleicher Morgen

Titel: Das Buch der Vampire 01 - Bleicher Morgen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen Gleason
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stand, ihm zu folgen oder nicht - ganz anders als beim ersten Mal, denn da hatte er sie am Arm geführt. Genau wie damals zögerte sie. Die Entscheidung zwischen Scylla und Charybdis: der solide Phillip oder der faszinierende Sebastian. Wer von beiden war das kleinere Wagnis?
    Am Ende folgte sie Sebastian. Phillip war ein zu wichtiger Teil ihres Lebens, einer, den zu verlieren sie nicht riskieren würde. Sebastian hingegen war bloß irgendein Mann.

Kapitel 16
    In welchem der Marquis das Hütchenspiel gewinnt und einen schweren Fehler begeht
    Phillip de Lacy war kein Narr.
    Er wusste, dass etwas nicht stimmte. Was er hingegen nicht wusste, war, ob Victorias grüblerischer Cousin Maximilian Pesaro die Ursache oder das Heilmittel verkörperte.
    Der Mann wirkte tüchtig und intelligent; er machte weder einen unaufrichtigen noch einen verschlagenen Eindruck. Indem er höflich vorgeschlagen hatte, dass Phillip die Pistole wegsteckte, hatte er ihn wahrscheinlich davor bewahrt, hier in dieser heruntergekommenen Absteige einen Aufruhr zu verursachen -
etwas, das Phillip in seiner Sorge um Victoria nicht bedacht hatte. Zumindest das musste er ihm zugute halten.
    Die Art, wie einige der Gäste ihn beobachteten, so als wäre er ein junger Hase, auf den gleich die Jagd eröffnet würde, bereitete Phillip einiges Unbehagen. Er war kein Feigling, der beim kleinsten Anzeichen von Gefahr das Weite suchte, aber etwas an diesem Ort war falsch. Etwas, das ihm das Blut in den Adern gefrieren ließ.
    Er hatte gesehen, wie Victoria Grantworth House verließ, und trotz Pesaros Argumentation war er sicher, dass keine Verwechslung vorlag. Die Art, wie sie ging, ihre Körpergröße, sogar die Bewegung, mit der sie die Tür hinter sich ins Schloss gezogen hatte - er würde Victoria überall und in jeder Verkleidung erkennen. Und dieser granatfarbene Umhang war aus feinster Wolle gewesen; ganz gewiss hätte sie ihn nicht ihrer Zofe geliehen.
    Deshalb war er der Droschke gefolgt, anfangs sogar mit einem Stachel der Eifersucht im Herzen - wollte sie irgendjemanden treffen? Einen Liebhaber? Dies war nicht das erste Mal, dass sie einen Abend früh beendete oder ihren Besuch verkürzte. Unsicherheit, geboren aus seinem Verlangen nach ihr, und die Sorge um ihr Wohlergehen hatten ihn dazu getrieben, ihr zu folgen. Er liebte sie; er könnte es nicht ertragen, wenn sie ihr Herz einem anderen geschenkt hätte.
    Als die Droschke dann in das übelste Viertel Londons abgebogen war und schließlich vor diesem dunklen, schäbigen Lokal angehalten hatte, befürchtete Phillip nicht länger, dass sie sich mit einem anderen Mann treffen könnte. Ihm wurde klar, dass was auch immer sie in diesen Teil der Stadt geführt hatte, nichts mit Lust oder Leidenschaft zu tun hatte.

    Ganz gleich, worin sie da verwickelt war, sie konnte und durfte das Problem nicht allein bewältigen. Sie musste Todes ängste ausstehen, allein an einem solchen Ort, und nachdem sie nicht bereit gewesen war, sich ihm anzuvertrauen, konnten die Umstände nur denkbar schlecht sein. Aber er würde sie nach Hause bringen und sie davon überzeugen, dass sie ihm alles erzählen musste - denn ihre Hochzeit stand ins Haus, und er wäre dann ihr Ehemann. Er würde sich um sie kümmern. Und alles in Ordnung bringen, was in Ordnung gebracht werden musste.
    Das war zumindest sein Plan gewesen, bevor er die Treppe in dieses Höllenloch von einer Kneipe, die nach verrostetem Eisen und Schimmel stank, hinuntergestiegen war. Der Cousin hatte ihn zu einem Tisch in der düstersten Ecke des Raums gezogen und ihm einen Drink bestellt. Erst als er aus dem Augenwinkel bemerkte, wie Pesaro zwar schnell und unauffällig, aber doch so, dass er die Bewegung erkannte, die Hand über ebendiesen Drink schwenkte, ahnte Phillip, dass Pesaro seine eigenen Pläne verfolgte. Und als er dann einen Schluck von dem Getränk nahm und Pesaro ihn dabei beobachtete, da wusste er es mit Bestimmtheit.
    Also vertauschte er, als der Mann sich umdrehte, um die Bedienung mit dem stattlichen Vorbau anzusprechen, kurzerhand die Gläser.
    Sobald Pesaro sich ihm wieder zuwandte, prostete Phillip ihm zu, dann beobachtete er, wie sein Gegenüber sich jenes Gift einverleibte, das er ihm aufzuzwingen versucht hatte, während er sich die ganze Zeit über fragte, wieso Pesaro so etwas tun sollte. Verfolgte er die Absicht, ihn zu töten oder nur zu betäuben?
    Phillip nahm an, dass, wenn Victorias Cousin seinen Tod
wünschte, er ihm weder geraten

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