Das Buch der Vampire 02 - Schwärzeste Nacht
überlassen. Also trat er stattdessen nach einem Vampir, blockte einen anderen ab, der sich auf ihn stürzen wollte, dann schoss er herum und hielt nach einer Fluchtmöglichkeit Ausschau. Er musste Victoria finden.
»Max!« In diesem Moment hörte er sie rufen und hob noch rechtzeitig den Blick, um zu sehen, wie sie sich halb kletternd, halb rutschend an einem Seil herunterließ.
Als sie näher kam, ließ sie etwas fallen, und er fing den Pflock auf, als hätten sie es zuvor geprobt, wirbelte herum und rammte ihn dem Vampir, der gerade seinen Arm packte, ins Herz.
Max rannte auf die Seitenbühne zu, wo Victoria unbeholfen gelandet und liegen geblieben war, da sah er Nedas über den Bühnenrand klettern. Für einen winzigen Moment geriet er in Versuchung, doch dann hielt er weiter aufVictoria zu. Es war wichtiger, sie sicher hier rauszubringen, als seinem Rachedurst nachzugeben.
Aber diese Bestie in die Hölle zu schicken... Max schloss die Finger mit aller Kraft um den Pflock.
Er warf einen Blick hinter sich. Die rot umringten Augen vor Hass lodernd, kam Nedas auf ihn zu. Er flog geradezu über die Bühne, und die anderen Vampire wichen ihm hastig aus. Max nahm aus dem Augenwinkel ein Aufblitzen von Silber wahr,
wandte den Kopf und entdeckte, dass Victoria ein Schwert in der Hand hielt - das Schwert. Ihre Miene zeigte Entschlossenheit, ihre Augen waren von derselben Trauer und Wut verdunkelt, die auch ihn beseelten. Selbst ohne ihre vis bulla sah sie aus wie eine Kriegerin.
»Er gehört mir!« Sie lief los, doch lag in ihren Schritten nichts von ihrer früheren Anmut und Kraft.
Max zögerte; er verstand ihr Bedürfnis, aber sie war kaum in der Lage, das Schwert zu heben. Er nahm hinter sich eine Bewegung wahr, drehte sich um und fand sich zwei Vampiren gegenüber, die ihm den Weg versperrten.
Er hatte keine andere Wahl, als sich mit ihnen zu schlagen, aber ihm fiel auf, dass seine Bewegungen langsamer und seine Atmung angestrengter wurden.Tatsächlich verfehlte er das Herz des einen beim ersten Mal, sodass es ihn wertvolle Sekunden und Energie kostete, noch einmal auszuholen und den Untoten zu pfählen.
Mit einem lauten Aufschrei stürmte Victoria, das Schwert unbeholfen umklammernd, auf Nedas zu. Die Klinge war aus reinem Silber, und die Vampire machten vor ihr Halt, wichen jedoch nicht zurück.
Als sie ihn erreicht hatte, schnellte seine Hand nach vorn, um sie zu ergreifen, und Victoria geriet ins Stolpern. Max beobachtete entsetzt, wie sie die Kontrolle über das Schwert zu verlieren drohte, es alarmierend nach unten sackte, sodass die Spitze über den Boden schleifte... dann voller Unglauben, wie sie ihre Stolperbewegung nutzte, um sich unter Nedas’ Arm hinwegzuducken und mit erstaunlicher Wendigkeit hinter seinen Rücken zu schlüpfen. Sprachlos vor Bewunderung realisierte er, dass die junge Frau ihr Straucheln nur vorgetäuscht hatte.
Mit offensichtlicher Mühe und gleichzeitig voller Genugtuung richtete Victoria sich, noch bevor Nedas Gelegenheit hatte, sich umzudrehen, hinter dem Vampirprinzen auf, dann vollführte sie mit dem Schwert dieselbe, wenn auch langsamere, tödliche Bewegung wie Max wenige Stunden zuvor.
Die Klinge durchtrennte Nedas’ Hals, noch bevor dieser wusste, wie ihm geschah, und einen erstarrten, verblüffenden Augenblick später zerbarst er zu übel riechender Asche.
Max war auf Victoria zugerannt, um ihr zu helfen; doch nun blieb ihm nichts weiter zu tun, als sie zu schnappen und sie beide in Sicherheit zu bringen, bevor Nedas’ Gefolgsleute begriffen, was geschehen war.
Er schlang ihr den Arm um die Taille und hob sie mitsamt dem Schwert hoch, dann jagte er zwischen zwei wie versteinert dastehenden Vampiren hindurch zur Seitenbühne. Hinter ihm ertönte ein gebrüllter Befehl - offensichtlich Regalado, der die Untoten zum Handeln aufforderte; Max verlangsamte sein Tempo nicht.
Sie rannten hinter die Kulissen, wobei Max Victoria noch immer trug, da sie sich nicht auf den Beinen halten konnte und er sich sicher war, dass die Kraft, die sie aus dem Berühren seiner vis bulla geschöpft hatte, inzwischen verbraucht sein musste.
Zum Glück kannte er sich in dem Opernhaus aus, denn die vielen verschiedenen Korridore hatten die Eigenart, plötzlich zu enden, sich zu verzweigen oder sich zu kreuzen. Doch er wusste immer, wo sie gerade waren. Die Geräusche sich nähernder Vampire echoten hinter ihnen durch die Flure, zwar in einiger Entfernung, aber trotzdem ihrer Spur
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