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Das Buch der Vampire 03 - Blutrote Dämmerung

Titel: Das Buch der Vampire 03 - Blutrote Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen Gleason
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Welt zu tun haben sollten - wie zum Beispiel bei Möchtegern-Vampirjägern oder Beinahe-Opfern der Untoten. Solch ein Hilfsmittel würde ihr
jetzt überaus gelegen kommen; andererseits hätte es sie noch mehr kostbare Zeit gekostet, das Pendel einzusetzen.
    Keine Zeit. Sie durfte keine Zeit mehr verlieren.
    »Ihr müsst jetzt gehen«, insistierte Victoria barscher, als sie jemals zuvor mit Winnie gesprochen hatte. »Nehmt diese Leute mit und geht, bevor euch noch etwas zustößt.«
    »Victoria!« Winnie klang nicht nur überrascht, sondern auch überaus aufgebracht. »Wie kannst du es wagen -«
    »Ich wage es, weil ich muss!« Überwältigt von Frustration, Angst und Zorn wandte Victoria sich von der dicklichen Herzogin ab. Ihr ganzes Denken war auf die Frage konzentriert, wo ihre Mutter sein mochte und was Regalado ihr inzwischen womöglich antat. Zwar war ihr Nacken nun nicht mehr kalt, doch das verhieß nichts Gutes. Es bedeutete, dass keine Vampire mehr in der Nähe waren, also war Regalado entweder nicht mehr in der Villa, oder er war so tief in ihr verborgen, dass sie seine Präsenz nicht mehr spüren konnte.
    Victoria wollte ihnen gerade wieder befehlen zu gehen, als ihr mit einem Mal bewusst wurde, dass Lady Nilly nicht bei ihnen und auch sonst nirgendwo zu sehen war. Sie drehte sich vor den Augen der sie fassungslos angaffenden Herzogin im Kreis, um die Umgebung mit den Augen abzusuchen, doch von Lady Petronillas stockdürrer Gestalt fehlte weit und breit jede Spur.
    »Nilly!«, rief sie und tauchte dabei tiefer in die Dunkelheit ein. Ihr Nacken war nicht kalt, also konnte sie nicht …
    Lady Winnie und Verbena stürmten einer vierspännigen Kutsche gleich an Victorias Seite durch das Unterholz. Doch sie mussten glücklicherweise nicht lange suchen, denn schon
wenige Meter weiter in Richtung Magischer Tür kam ihnen Lady Nilly entgegengelaufen. Dünn und bleich schimmerte sie wie eine Mondsichel in der dunkelgrauen, lediglich von schwarzen Schatten durchbrochenen Nacht.
    »Nilly!«, kreischte Winnie und drängte sich mit gezücktem Pflock an Victoria vorbei. »Wie kannst du es wagen, uns einen solchen Schrecken einzujagen?«
    Aber irgendetwas stimmte nicht. Victorias Hände wurden eiskalt, als sie die dunklen Male an Nillys Hals sah.
    »Sie wurde gebissen«, erklärte sie, noch bevor Verbena die Chance bekam, auch nur den Mund aufzumachen.
    Nillys Augen waren geweitet und glasig, ihre Lippen zu einem leisen Lächeln verzogen. Ihr Haar, das sie normalerweise zu einem straffen Knoten an ihrem Hinterkopf aufgesteckt trug, flankiert von zwei präzisen, von ihren Schläfen herabhängenden Locken, fiel ihr nun offen über die Schultern.
    »Nilly!« Noch bevor Victoria zu ihr gelangen konnte, hatte Winnie ihre Freundin schon an den Armen gepackt und schüttelte sie unsanft. Zu jedermanns Erleichterung flackerte Erkennen in Lady Nillys Augen auf.
    Ihre Lippen teilten sich, hoben sich an den Mundwinkeln, und sie seufzte. »Ja«, lächelte sie. »Bitte entschuldige, Winnie«, fügte sie hinzu und streckte die Hand nach ihrer Freundin aus.
    »Nicht«, befahl Victoria scharf. Soweit sie wusste, konnte ein Mensch nicht derart schnell in einen Vampir verwandelt werden. Der Untote musste zuerst einen Großteil des Blutes seines Opfers trinken und ihm dann sein eigenes, vergiftetes, anbieten, um den Verlust auszugleichen. Anschließend würde
das Opfer bewusstlos werden und dann als Untoter erwachen. Ganz gewiss war nicht genügend Zeit verstrichen, als dass Lady Nilly dieses Schicksal ereilt haben könnte.
    Trotzdem würde Victoria kein Risiko eingehen. Aber noch bevor sie weitersprechen konnte, hatte ihre Zofe schon eine zweite Weihwasserphiole aus ihrer Tasche gekramt. Falls Lady Nilly vor Schmerz kreischen sollte, sobald Verbena es auf ihr Fleisch schüttete, würde Victoria wissen, dass für die Freundin ihrer Mutter jede Hilfe zu spät kam.
    Ihre Mutter. Großer Gott .
    Victoria entriss Verbena das Weihwasser und spritzte es auf den verwundeten Hals der älteren Dame. Diese schrie zwar auf, allerdings eher überrascht und entrüstet denn schmerzgepeinigt.
    Dem Himmel sei Dank.
    »Bringt sie nach Hause. Jetzt gleich.« Sie sah erst Verbena, dann Winnie an, und beiden schien klar zu sein, dass sie keine Widerrede dulden würde. »Ist Oliver hier?«
    »Ich hab ihm gesagt, er soll bei der Kutsche warten«, erwiderte Verbena, während sie den Rückweg antraten. »Er wollte eigentlich mitkommen, aber ich hab ihm erklärt,

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