Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Buch der Vampire 03 - Blutrote Dämmerung

Titel: Das Buch der Vampire 03 - Blutrote Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen Gleason
Vom Netzwerk:
hinderten sie daran. In ihrem Kopf schwirrten so viele Gedanken umher, so viele Dinge, die plötzlich Sinn ergaben. Sie pickte eines davon heraus. »Deswegen hast du dich nie ausgezogen, wenn ich … wenn wir -«
    »Ich wollte nicht, dass du es weißt«, lautete seine schlichte Antwort. Die Finger seiner linken Hand öffneten und schlossen sich unentwegt, während er noch immer unsicher und verlegen zu ihr heruntersah.

    Warum? Warum sollte er eine solche Sache vor ihr verbergen? Dann glaubte sie plötzlich, es zu wissen. »Es ist wegen Beauregard. Er weiß es auch nicht.«
    Aber Sebastian schüttelte den Kopf. »Er weiß es, und wie du dir wohl vorstellen kannst, ist er sich der Ironie des Ganzen durchaus bewusst - der Enkel eines der mächtigsten Untoten Italiens ist ein Vampirjäger.«
    »Obwohl du zum Venator geboren wurdest, tötest du seinetwegen keine Vampire?«
    »Ganz so einfach ist es nicht.« Dann, so als wollte er die Unbehaglichkeit der Situation mildern, legte er die Hände auf die Stuhllehnen. Mit provozierendem Grinsen neigte er ihr sein Gesicht zu; der Charmeur war zurück. »Aber du musst keine Angst haben, dass unsere Blutsbande zu eng sind, um mit unserem … früheren Zeitvertreib fortzufahren. Der Name Gardella ist schon seit Jahrhunderten, wenn nicht gar länger, nicht mehr Teil meiner Familie mütterlicherseits.« Er verlagerte das Gewicht auf eine Hand, um ihr mit der anderen über die Wange zu streicheln. »Wir beide sind nur entfernt verwandt. Und dafür bin ich zutiefst dankbar.«
    Wütend wandte Victoria sich ab. Er tat ja gerade so, als wäre das der einzig wichtige Aspekt. »Wenn du es für notwendig hältst, deine Berufung geheim zu halten, warum machst du dir dann überhaupt die Mühe, eine vis bulla zu tragen?« Das war vermutlich der Punkt, der sie am meisten erzürnte: dass er sie trug, ohne sie zu nutzen. Das war Blasphemie.
    Gleichzeitig erklärte es vermutlich die Abneigung, die Max für Sebastian zu empfinden schien.
    Max hatte ihr seine vis bulla gegeben, als er sich von den
Venatoren abgewandt hatte, und sie hatte ihre während des Trauerjahres um Phillip abgelegt, da sie sich selbst nicht weit genug über den Weg getraut hatte, um sie zu tragen. Überwältigt von Kummer und Zorn hätte sie damals mithilfe der vis bulla um ein Haar einen Mann, einen Sterblichen, getötet. Es war allzu einfach gewesen, sich von ihrer Rage mitreißen zu lassen und die Kontrolle über ihre Handlungen zu verlieren. Aber sobald sie sich wieder in den Griff bekommen hatte, hatte sie sie, genau wie Max, von neuem eingesetzt.
    »Ich bewege mich in der Welt der Vampire, und sie alle wissen, dass ich von den Gardellas abstamme und ein Auserwählter bin. Beauregard weiß diese Ironie, wie schon gesagt, zu würdigen, und von den anderen werde ich respektiert. Ich habe viel Mühe darauf verwendet, es vor Außenstehenden geheim zu halten.«
    »Deshalb hast du dich inmitten der Untoten so wohl gefühlt, als dir damals der Silberkelch gehörte. Das Lokal gab dir die Möglichkeit, die Freunde deines Großvaters zu beschützen.«
    Er musste die Verachtung in ihrem Gesicht, die Verwirrung in ihren Augen bemerkt haben, denn er griff nach ihren widerstrebenden Händen und zog sie mühelos von dem Stuhl hoch.
    Das also war der Grund, realisierte sie jetzt, weshalb er immer so ungewöhnlich stark gewirkt hatte. Sogar ganz zu Anfang schon.
    Neue Wut erfasste sie und fachte ihre Emotionen an, sodass ihre Wangen heiß zu brennen begannen. Er hatte sorgsam darauf geachtet, seine Stärke zu verbergen, als sie letztes Jahr gegen Vampire hatten kämpfen müssen: Dr. Polidori war von den Untoten ermordet worden, weil er ein Buch geschrieben
hatte, das zu viele ihrer Geheimnisse preisgab. Sebastian hatte sich zwar an dem darauf folgenden Kampf beteiligt, doch nur so weit, dass sie überlebten und Victoria weiterhin glauben konnte, sie allein hätte alle gerettet. Die Gäste des Hauses beschützt. Beinahe wäre sie bei diesem Einsatz gestorben, und er ebenso; dennoch hatte er es ihr nicht gesagt.
    Und auch letzten Herbst in dem Opernhaus, wo Akvans Obelisk aufbewahrt und Eustacia getötet worden war, hatte er ihr die Wahrheit verschwiegen.
    Er hatte sogar ein paar selbstironische Vergleiche zwischen sich und Victoria, der Kriegerin, angestellt. Wenn sie jetzt darüber nachdachte, fiel ihr auf, mit welcher Bitterkeit er von ihren Fähigkeiten und ihrer Annahme, er selbst verfüge über keine, gesprochen hatte.
    Jeder kann

Weitere Kostenlose Bücher