Das Buch der Vampire 03 - Blutrote Dämmerung
in der Nähe waren und ihre Sicherheit bedrohten, was Victoria nicht im Mindesten bezweifelte, so waren die Wachleute vermutlich bereits im Einsatz. Trotzdem wäre es unklug, einfach so aus der Kirche zu treten und den Untoten damit zu verraten, wo der Eingang zum Konsilium lag.
»Hier entlang«, befahl Ilias mit einer scharfen Handbewegung. Victoria und Zavier folgten dem alten Venator, der mehr über die Geheimnisse des Konsiliums wusste als irgendjemand sonst. Sie liefen durch einen der spitzen Torbogen, der zu einer Kammer führte, die Victoria zuvor erst einmal betreten hatte. In dem schmucklosen, staubigen Raum standen Truhen und mehrere Holzkisten gegen eine der Wände gestapelt, doch Ilias eilte an ihnen vorbei in eine der hinteren Ecken, wo er nach oben zu einem der Wandleuchter griff und die Fackel aus ihrer Halterung nahm. Er tastete in dem nun leeren Zylinder herum, dann zog er mit einem zufriedenen Grunzen seine Hand zurück.
Victoria beobachtete das Ganze mit wachsender Anspannung; am liebsten wäre sie vor lauter Ungeduld einfach die Wendeltreppe hinaufgelaufen, denn dort oben würde sie wenigstens hören können, ob die Bedrohung näher kam.
Doch Ilias zog nun mit der Hand, die eben noch in der Leuchte gesteckt hatte, an dem Eisenzylinder, der sich daraufhin von der Wand löste. Ein dumpfes, knirschendes Geräusch ertönte, dann glitt die Mauer hinter den Truhen zur Seite.
Zavier war noch vor Victoria dort, wenn auch nur, weil er im entsprechenden Moment in diese Richtung geschaut hatte.
Er drückte gegen die Wand, bis die Öffnung weit genug war, dann sprang er in die Dunkelheit dahinter.
Victoria wäre ihm gefolgt, hätte Ilias sie nicht am Arm festgehalten. »Du kannst auf diesem Weg nicht zurückkehren, deshalb sei vorsichtig. Er führt nur nach draußen.«
»Danke.« Als Victoria anschließend Zaviers Verfolgung aufnahm, bemerkte sie die Blutstropfen, die er auf dem Boden hinterlassen hatte. Sie hoffte, dass er nicht schwer verletzt war, denn sie war auf ihn angewiesen. Sie waren nur zu zweit, neben den drei Wachen in der Kirche über ihnen; Ilias und Wayren würden als letzter Schutzschild des Konsiliums hier unten bleiben.
Nachdem sich die Geheimtür hinter ihr geschlossen hatte, war es stockdunkel, trotzdem verlangsamte Victoria ihre Schritte nicht.
Die Jägerin in ihr war bereit und ihre Wahrnehmung geschärft, als sie vor sich plötzlich einen grauen Schimmer sah. Mit dem Pflock in der Hand bog sie vorsichtig um eine Ecke, dann fand sie sich am Fuße einer Steintreppe wieder. Während sie sie erklomm, wurden Zaviers Absätze vor ihr sichtbar und der penetrante Geruch der Schirmmachereien intensiver.
Sie folgte ihm durch ein Steinportal, das auf die Straße vor der Santo Quirinus führte. Mondlicht fiel auf das Kopfsteinpflaster. Die Sonne musste schon vor geraumer Zeit untergegangen sein.
Als Victoria durch den Borgo rannte und dann die fünf Stufen hinauf zur Straße, nahm sie zweierlei wahr: zum einen den blutigen Haufen, der einst ein Komitator gewesen war,
zum anderen denselben modrig-fauligen Verwesungsgeruch, den sie schon in der Vornacht gerochen hatte.
Dämonen.
Sebastian hatte Dämonen zum Konsilium geführt!
Diese Erkenntnis schien sich zu bestätigen, als Victoria sah, wie Michalas - er musste bei Zavier gewesen sein, bevor er die Alarmglocke betätigt hatte - gerade seinen Pflock in die Brust einer rotäugigen Kreatur stieß. Doch als er ihn wieder herauszog und zurücktrat, stürzte sich die Bestie vollkommen unversehrt von neuem auf ihn. Victoria war mit einem Satz bei ihnen und versetzte dem Dämon einen derart heftigen Tritt, dass er die Balance verlor und gegen eine Hauswand krachte.
Sie sprang wieder auf die Füße und sah sich nach etwas um, das sich als Klinge benutzen ließ; einen Dämon musste man köpfen. Da traf sie mit voller Wucht etwas von hinten, und Victoria stürzte bäuchlings zu Boden, wobei sie sich im Fallen das Knie an einem großen Stein verdrehte. Sie rollte sich zur Seite, ignorierte ihre Verletzung und trat mit aller Kraft beider Beine nach dem Dämon mit den Vampiraugen, der sie gerade ein weiteres Mal attackierte.
Sie versuchte, die Schreie und Kampfgeräusche um sich herum auszublenden, während sie sich mit dem Dämon, der ebenso stark war wie sie, einen brutalen Kampf lieferte.
Abgesehen von den roten Augen und seinem üblen, muffigen Geruch schien dieser Untote menschlich zu sein. Ihre Arme schmerzten von seinem Klammergriff; ihr
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