Das Buch der Vampire 03 - Blutrote Dämmerung
einen Vampir pfählen , hatte er ihr gegenüber einmal behauptet.
Nur, wenn man nahe genug herankommt , war ihre lapidare Antwort gewesen, mit der sie ganz klar impliziert hatte, dass er diese Chance nie bekommen würde.
»Du hast einfach zugesehen, wie meine Tante getötet wurde«, sagte sie vorwurfsvoll. »Du bist dabei gewesen und hast nichts unternommen.«
Er hatte die Hände fest um ihre Oberarme geschlossen, und dieses Mal machte er sich nicht die Mühe, seine Körperkraft zu verhehlen. »Was hätte ich denn tun können? Was hättest du tun können? Wir waren nur zu zweit - zu dritt, wenn man Pesaro dazurechnet -, und es gab nichts, das wir hätten unternehmen können, um den Lauf der Dinge aufzuhalten. Du weißt das so gut wie ich.«
Er hatte Recht, trotzdem wollte ihr Zorn einfach nicht abflauen. »In der Nacht, als Polidori starb … Sebastian, wenn du mir gesagt hättest, dass du ein Venator bist -«
Sein kurzes, bitteres Lachen schnitt ihr das Wort ab. »Hättest du mein Können im Umgang mit einem Schwert dann nicht länger in Zweifel gezogen? Hättest du mehr von mir erwartet, als das, was ich tat? Victoria, ich war derjenige, der den Imperialvampir in Schach hielt, während dich der Wächter fast in Stücke gerissen hätte. Wenn du weniger ichbezogen gewesen wärst, hättest du nicht nur realisiert, dass du es allein niemals mit einem Wächtervampir und einem Imperialen hättest aufnehmen können; du hättest dich auch gefragt, wie ein selbstverliebter Luftikus meines Kalibers einen Imperialvampir zum Schwertkampf herausfordern kann.«
Obwohl auch die Wächtervampire mit ihren pinkfarbenen Augen über beachtliche Stärke verfügten, waren die Imperialvampire noch weitaus furchterregender. Mit ihren höllischen, rotvioletten Iriden waren sie die brutalsten, schnellsten und mächtigsten Geschöpfe unter den Untoten. Sie waren oft jahrhunderte- oder sogar jahrtausendealt und konnten nicht nur rasend schnell durch die Luft gleiten, sondern trugen auch tödliche Schwerter bei sich.
»Ich war derjenige, der den Auftrag hatte, Polidori zu beschützen, bis du dann auf der Bildfläche erschienen bist und darauf bestanden hast, die Führung zu übernehmen«, fuhr er fort.
»Und du hast sie mir bereitwillig überlassen! Wenn jemand anders die Schmutzarbeit erledigen konnte, bist du doch nur zu gern einen Schritt zurückgetreten, um nicht im Weg zu stehen.
Wenn du nicht aus dem Silberkelch verschwunden - weggerannt - wärst, als Lilith dir die Wächtervampire auf den Hals hetzte, wäre Phillip vielleicht noch am Leben. Du hättest ihm helfen können!«
»Möglich. Aber nicht sehr wahrscheinlich. Es waren auf der einen Seite acht Imperialvampire, zusammen mit den vielen Vampiren unter den Gästen, die ihnen sofort zu Hilfe gekommen wären, und auf der anderen Seite nur Pesaro und ich. Es tut mir wirklich leid, Victoria. Ich habe dir schon einmal gesagt, dass ich von Herzen bedaure, was mit deinem Ehemann geschehen ist. Du kannst mir glauben, dass ich so etwas noch nicht einmal meinem ärgsten Feind wünschen würde.«
Ihr Gesicht war tränennass, und sie hatte den Versuch aufgegeben, sich aus seiner Umarmung zu befreien. Aber obwohl die Anspannung ihrer Muskeln nachließ, war sie weiterhin wütend und enttäuscht. »Und dann diese Nacht in der Kutsche in London. Du hast versucht, mich zu verführen, nur um mich anschließend den Vampiren auszuliefern. Du hast zugelassen, dass sie mich verschleppten.« Als sie damals mit Sebastian allein gewesen war, hätte sie ihm beinahe erlaubt, sie zu lieben - bis sie von einer aufgebrachten Vampirhorde unterbrochen worden waren.Victoria hatte schon immer den Verdacht gehegt, dass er sie absichtlich zu ihnen geführt hatte.
Sebastian schüttelte den Kopf. »Glaubst du wirklich, ich würde zulassen, dass meine Verführungskünste von etwas so Unerfreulichem wie einem Vampirangriff gestört werden? Ich habe ihre Gegenwart im selben Moment gespürt wie du. Ich wollte verhindern, dass sie dich entführen, aber ich konnte es nicht. Allerdings habe ich anschließend deinen Kutscher ausfindig
gemacht und ihm gesagt, wo du bist, sodass Pesaro dich aus der Gewalt von Liliths Schergen befreien konnte. Sie war damals zu wütend auf mich, weil ich dir half, und behielt mich zu gut im Auge, als dass ich es selbst hätte tun können.«
»Du meinst, du wolltest sie nicht wissen lassen, dass du ein doppeltes Spiel triebst? Und für welche Seite wirst du dich am Ende entscheiden,
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