Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Buch der Vampire 04 - Brennendes Zwielicht

Titel: Das Buch der Vampire 04 - Brennendes Zwielicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen Gleason
Vom Netzwerk:
meinte sie, und es gelang ihr nicht ganz, die Verärgerung in ihrer Stimme zu unterdrücken. »Ich habe deine Hilfe nicht gebraucht.« Sie spuckte den Staub aus, der in ihren Mund geraten war, während sie sich den R est von Gesicht und Schultern wischte.
    »Mache ich es dir denn nie recht? Monatelang verachtest du mich dafür, dass ich mich nicht an der Vampirjagd beteilige … und jetzt, wo ich es tue, ist es auch nicht richtig. Tststs, Victoria. Ich hatte eigentlich gedacht, du wärest nicht so launisch wie die anderen Frauen.« Er drehte sich um und ging wieder in den Raum mit dem Stuhl zurück.
    Victoria widerstand dem Drang, sich zu erklären und ihm zu sagen, dass sie sich nicht über das Pfählen des Vampirs geärgert hatte, sondern darüber, dass er in einem Moment eingegriffen hatte, als sie ihn gar nicht brauchte. Max hätte einfach daneben gestanden und zugeschaut, um die ganze Zeit über ihre Technik zu kritisieren; er hätte erst dann eingegriffen, wenn die Situation außer Kontrolle zu geraten drohte.
    Allerdings war sie sich nicht sicher, welches der beiden Szenarien sie vorzog.
    Ihr Nacken hatte wieder eine normale Temperatur angenommen. Man konnte wohl davon ausgehen, dass sich keine weiteren Vampire in unmittelbarer Nähe aufhielten. Deshalb beschloss Victoria, den Raum, der fast wie ein Salon eingerichtet war, genauer zu untersuchen.
    Der älteste Unterschlupf für Vampire in England, hatte er gesagt. Beauregard hatte seinen Ur-ur-ur-(mehrere Urs) Enkel wirklich gut über seine dämonische Herkunft aufgeklärt.
    Victoria schürzte die Lippen, während sie zu Sebastian hinübersah. Der hatte inzwischen eine Tür geöffnet, welche hinter dem Thron zum Vorschein gekommen war. Es war wohl am besten, wenn sie versuchte herauszufinden, wonach er eigentlich suchte, obwohl er offensichtlich nicht geneigt war, es ihr zu erzählen.
    Sie wollte schon zu ihm hingehen, als die Haufen, die sie ursprünglich für Decken und Kleidung gehalten hatte, ihre Aufmerksamkeit auf sich zogen. Aus diesem Blickwinkel …
    »Gütiger Himmel.«
    Im Nu hockte sie neben den Leichen, und Sebastian und sein Kämmerchen waren erst einmal vergessen.
    Er eilte an ihre Seite. »Was ist … oh, verdammt.«
    Es waren drei, die wie Haufen auf dem Boden lagen. Man hatte sie wie Abfalllumpen zur Wand geworfen. Geronnenes Blut war auf ihren zerfetzten Gesichtern und Händen, bildete Pfützen auf dem Boden und war über die Wand verteilt. Der Geruch stieg ihr in die Nase, und sie grub die Finger beider Hände in die Handflächen, während sie um ihr inneres Gleichgewicht kämpfte und darauf achtete, gleichmäßig weiterzuatmen.
    »Victoria.« Plötzlich tauchte Sebastians Gesicht ganz dicht neben ihr auf.
    Mühsam holte sie tief Luft und schüttelte den Kopf. »Es geht mir gut.«
    Er hockte sich neben die Leichen, die wahllos übereinander gelegt worden waren und rückte sie behutsam zurecht, sodass man die Gesichter sehen konnte … oder was davon übrig geblieben war. Es waren alles Männer. Ihre Kleidung war völlig zerfetzt. Die Vampire hatten sie nicht nur ausgesaugt, sondern auch noch übel zugerichtet und zerfleischt. Man hatte sie sogar gefoltert, wenn die aufgeschürften Handgelenke denn ein Hinweis darauf waren.
    »So was hast du frei herumlaufen lassen, als du den Venatoren den R ücken gekehrt hast«, sagte Victoria, und ihre Stimme klang kalt. »Wie viele Unschuldige haben genauso leiden müssen, obwohl man sie eigentlich hätte retten können?« Sie brannte vor Wut, und ihre Hände bebten. Die Wut vernebelte ihr den Blick, und sie spürte, wie der Zorn wie ein Gespann durchgehender Pferde durch sie hindurch jagte.
    Und dann drehte sie den letzten Leichnam um und sah in ein bekanntes Gesicht.

Kapitel 3
In dem unsere Heldin einer mütterlichen Drohung nachgibt
    S ie hatten nur ihren und Sebastians Umhang, in die sie die Leiche hüllen konnten, was Victoria auch sofort einforderte. Obwohl der Leichnam kalt war, konnte der Zeitpunkt des Todes nicht lange zurückliegen, weil die Blutlachen noch nicht vollständig getrocknet waren. Seltsamerweise hatten weder Käfer noch anderes Ungeziefer die Leichen bisher aufgespürt.
    »Wer ist das?«, fragte Sebastian. Seine sinnliche Stimme klang scharf, weil ihn ihre Anklage bestimmt wütend gemacht hatte. Schuldgefühle würden es nicht sein. Nicht bei Sebastian.
    Victoria interessierte es herzlich wenig, dass er so empfindlich reagierte. Sie hatte gesagt, was gesagt werden musste, auch

Weitere Kostenlose Bücher