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Das Buch der Vampire 04 - Brennendes Zwielicht

Titel: Das Buch der Vampire 04 - Brennendes Zwielicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen Gleason
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gegen fast alles, was mit ihrem alten Leben aus Bällen, Festen und Theaterbesuchen zusammenhing, und beugte sich nach vorn. »Die Spitze ist sehr schön, und ich glaube, sie würde ganz wunderbar an einem Hochzeitskleid aussehen.«
    Ach, wenn sie sich doch mehr als nur einen Deut um diese Dinge scheren würde, doch es fiel ihr schwer, sich Gedanken über Flitterkram und anderen modischen Zierrat zu machen, wenn Briyani tot in der Kapelle lag und sie noch keine Gelegenheit gehabt hatte, mit Kritanu zu sprechen. Er wohnte in dem Haus, das er hier in London mit Tante Eustacia geteilt hatte. Das Haus, in dem sie leben würde, wenn sie aus St. Heath’s R ow auszog – noch etwas, um das sie sich kümmern musste.
    »Ach, meine liebe Victoria«, stöhnte ihre Freundin in gespielter Verärgerung. »Du hast nicht ein Wort von dem gehört, was ich gesagt habe, nicht wahr? Diese Spitze, diese wunderschöne Brüsseler Spitze ist nicht für mein Hochzeitskleid … sondern für die Hochzeits nacht . Aus dem Grund habe ich dich doch hierher eingeladen, in den Privat salon. Schau mal, ich habe sogar die Vorhänge zugezogen!« Ihre Augen funkelten vor Übermut.
    »Oooh!« Victoria griff wieder nach der Spitze. Sie war wirklich wunderschön – elfenbeinweiß und von einem glänzenden Silberfaden durchzogen, der in das zarte Gewebe aus Bögen, Knoten und Langetten eingearbeitet war. »Der Earl wird bestimmt sprachlos vor Freude sein.«
    »Das hoffe ich.« Gwen strahlte, und einen Moment lang verspürte Victoria entsetzt, wie angesichts des unverhohlenen Glücks ihrer Freundin unverkennbar Neid in ihr aufstieg.
    Er durchzuckte sie, pfeilschnell wie ein Blitz: Neid darüber, dass ihr nie ein Leben in seliger Ahnungslosigkeit vergönnt sein würde, mit einem Mann, den sie liebte, und der ihre Liebe erwiderte (denn ganz offensichtlich war es eine Liebesheirat zwischen Miss Starcasset und ihrem reichen Earl, auch wenn er mehr als zwanzig Jahre älter sein mochte als sie). Das hässliche Gefühl wühlte sie auf und drohte sich in schneidenden Bemerkungen und Vorwürfen Luft zu machen, die sie eigentlich gar nicht so meinte.
    Victoria ließ die Spitze fallen, als sie merkte, dass sie sie zerknittert hatte, und überrascht stellte sie fest, dass ihr Tränen in die Augen stiegen. Sie zwang sich, tief Luft zu holen, zu lächeln, ihrer Freundin ins strahlende Gesicht zu sehen und sich zu fragen: Warum soll sie nicht glücklich sein? Ein paar von uns müssen es sein. Ich habe mehr als genug Angst für uns beide zusammen .
    »Und George könnte schon bald meinem Beispiel folgen – wie du dir vorstellen kannst, bedrängt meine Mutter ihn bereits seit Jahren«, plapperte Gwendolyn weiter. Seltsamerweise hatte sie gar nichts von Victorias Gemütsbewegung gemerkt, wofür diese dankbar war: so musste sie nicht schon wieder irgendwelche wenig überzeugenden Erklärungen abgeben.
    Aber Gwens Worte weckten Victorias Aufmerksamkeit, sodass sie die Unterhaltung fortführte. »George? Dein Bruder ist nach London zurückgekehrt?« Sie hob ihre Teetasse.
    Das letzte Mal hatte sie George Starcasset in R om gesehen, als er Victoria, Max und Sebastian eingesperrt hatte – um sie dem Dämon Akvan auszuliefern. Victoria wusste nicht, wann oder wie George in die Tutela hineingezogen worden war – jene Geheimgesellschaft aus Sterblichen, die den Vampiren dienten und sie beschützten –, aber er hatte sich zu einer richtigen Plage entwickelt. Wenn er nicht gerade versuchte, sie zu verführen, lieferte er sie den Untoten oder einem Dämon aus. Und beides stellte er noch nicht einmal sonderlich geschickt an.
    Als Max Akvan vernichtete, war George im darauf folgenden Handgemenge verschwunden, und alle hatten gedacht, er wäre tot.
    Offensichtlich war dem nicht so, wenn er die Absicht hatte, an Gwendolyns Hochzeit teilzunehmen.
    »Oh ja. Mutter und ich haben über einen Monat lang keinen einzigen Brief von ihm bekommen, doch dann ist er vor drei Wochen von seiner Grand Tour auf dem Kontinent zurückgekehrt. Zuerst ist er eine Woche auf Claythorne Manor geblieben, dann ist er in die Stadt gekommen. Ich hoffe, du nimmst es mir nicht übel«, fuhr Gwendolyn fort, »aber ich muss gestehen, dass ich immer die Hoffnung gehegt habe, du und George könntet zusammenkommen, Victoria.« Sie hob die Hände, um allen Einwänden, die ihre Freundin machen könnte, zuvorzukommen und fügte hinzu: »Jetzt natürlich nicht, weil ja noch nicht einmal zwei Jahre seit R ockleys Tod

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