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Das Buch der Vampire 04 - Brennendes Zwielicht

Titel: Das Buch der Vampire 04 - Brennendes Zwielicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen Gleason
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beobachtete, ohne dass er etwas davon bemerkte, fragte Victoria sich, ob Sara wohl irgendwo als Julia unterwegs war.
    Während sie noch überlegte, ob sie direkt auf ihn zugehen oder ihn lieber nur beobachten sollte, drehte George sich um und schaute in ihre Richtung. Victoria hielt den Atem an und zwang sich dazu, ihren Blick gelassen weiterwandern zu lassen, als hätte sie ihn nicht erkannt. Aus dem Augenwinkel merkte sie, wie er sie musterte. Dann sah er eine der Schicksalsgöttinnen an, die eine Schere in der Hand hatte.
    Das blonde Haar und die vollen rosigen Lippen unter der Maske der Atropos sowie die kleine Gestalt verrieten ihr, dass es Gwen Starcasset war. Victoria hatte gar nicht gewusst, dass Gwen heute auch da sein würde, und sie wich hinter mehrere eingetopfte Pflanzen zurück, die als Seegras dekoriert waren, um von ihrer Freundin nicht gesehen zu werden. Sie beobachtete, wie George sich seiner Schwester näherte. Sogar aus dieser Entfernung und bei der schwachen Beleuchtung bemerkte sie die reine Freude in Gwens Lächeln, als ihr Bruder sie begrüßte. Und sie sah die Überraschung, die sich in seiner Körperhaltung widerspiegelte. Das gab Victoria etwas zum Nachdenken.
    »Ah … Diana, die Jägerin«, murmelte eine seidigglatte Stimme direkt hinter Victoria. »Wie passend.«
    Sie trat ein Stück zur Seite und drehte sich dabei halb zu Sebastian um, während ihr Blick weiter auf George geheftet blieb. Ihre linke Schulter streifte die rechte Seite seiner Brust. Sie lächelte; er hatte richtig geraten. Das fließende, silbern durchwirkte Kleid und das im römischen Stil frisierte Haar sollten Diana darstellen. Aber vielleicht hatten ihm auch der kleine Bogen und der Pfeil, die an einem breiten Gürtel hingen, einen Hinweis gegeben.
    Der hauchdünne Stoff ihres Kleides im Togastil wurde auf der einen Schulter von einer großen silbernen Schnalle zusammengehalten. Die andere Schulter war unbedeckt. Ihr R ock, der aus dem gleichen Stoff war, fiel in tiefen Falten bis zum Boden, war aber so gelegt, dass sich der Stoff über dem Knie unterhalb eines V-förmigen Gürtels, der mit rundgeschliffenen Steinen besetzt war, teilte. Durch den Schlitz hatte sie beim Gehen Beinfreiheit, doch die Stofffülle verbarg wie jetzt beim Stehen die Öffnung. Und Verbena hatte in einem Moment der Erleuchtung die Idee gehabt, gleich zwei R öcke aus dem leichten Stoff anzufertigen. Der Überrock konnte leicht abgenommen werden, denn er war nur in den Gürtel gesteckt. Darunter trug sie einen kürzeren, nicht ganz so weiten R ock, der hilfreich wäre für den Fall, dass Victoria mehr Bewegungsfreiheit brauchte – was eigentlich meistens der Fall zu sein schien.
    »Du bist mir gegenüber im Vorteil. Ich kann dein Kostüm nicht einordnen. Cupido vielleicht? Oder Odysseus?«
    »Adonis, natürlich.« Sein leises Lachen kitzelte sie am Ohr. Er stand viel dichter neben ihr, als es der Anstand eigentlich erlaubte, aber sie wich nicht zurück. Im Schutz der schattigen Nische legte er seinen Arm von hinten um sie herum und zog sie sanft an sich. Ihr Fuß schob sich zwischen seine Schenkel, und ihr leichtes, seidiges Gewand bauschte sich an seinen Beinen. Die Metallspange an seiner Toga fühlte sich kalt an ihrer nackten Schulter an.
    Victoria konnte ein Lächeln ob Sebastians prahlerischen Auftretens nicht unterdrücken. Natürlich würde sich der Mann nur als perfekter Vertreter der männlichen Spezies kleiden; denn ganz gewiss sah er sich auch so. Und nach allem, was sie von ihm gesehen hatte, besaß er auch das R echt so zu denken. Unwillkürlich verspürte sie ein Flattern im Bauch, sodass sie ihren Blick noch fester auf George richtete. Er hatte sich vor Gwen verbeugt und führte sie nun zur Mitte des Ballsaales, wo wohl gleich zum ersten Tanz des Abends aufgespielt werden würde – einem kurzen, traditionellen R eigen.
    »Seltsam, dass mich das überhaupt nicht überrascht. Aber was machst du hier?«, fragte sie.
    »Das Gleiche wie du, meine Liebe. Ich nutze die Gelegenheit, eine Maske zu tragen, und unbemerkt R omeo und Julia zu beobachten. Ich habe dich gestern Abend vermisst«, murmelte er in ihr Ohr.
    »Ach ja?«, fragte sie und erinnerte sich daran, dass er laut Max einer falschen Spur nach Vauxhall Gardens gefolgt war. »Ich bin früh von der Dinnerparty der Hungreaths zurückgekehrt.«
    »Keine Vampire gejagt?«, fragte er beiläufig.
    »Nein, keine.« Sie hatte noch keine Gelegenheit gehabt, ihm von dem Vorfall bei der

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