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Das Buch der Vampire 04 - Brennendes Zwielicht

Titel: Das Buch der Vampire 04 - Brennendes Zwielicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen Gleason
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Sie sich vom Unfall bei unserer letzten Begegnung wieder erholt«, meinte sie ruhig, während sie sich fragte, ob man den Pflock, der in ihrer Frisur verborgen gewesen war, gefunden und entfernt hatte. Sie griff nach oben in die Lockenmasse … und zog den schmalen Pflock hervor. Aha. Den hatten sie übersehen.
    Die Untote zog die Augenbrauen zusammen – ob nun wegen Victorias höhnischer Worte oder wegen des Pflocks war nicht zu erkennen. »Meine Haut ist nach den Verbrennungen durch das Sonnenlicht wieder geheilt … aber das ist jetzt unerheblich; denn Sie werden mir nicht noch einmal entkommen.«
    »Sie haben sich große Umstände gemacht, um mich herzubringen. Was wollen Sie?« Der Pflock, der nicht dicker als ein Daumen war, lag angenehm in ihrer Hand.
    Lilith gab keine Antwort. Stattdessen musterte sie Victoria nur, während sie weiter lässig auf ihrem Thron saß. Sie hatte eine schräge Haltung eingenommen, sodass ein Ellbogen auf der Armlehne lag und das Handgelenk des anderen Arms darauf ruhte. »Sie also sind es.« Sie klang nachdenklich, aber Victoria war nicht so dumm, den Vampir genauer anzusehen, um sich Gewissheit zu verschaffen.
    Stattdessen ließ sie den Blick durch den Raum schweifen. Es war eindeutig, dass Lilith ihr nicht sofort etwas antun wollte – sonst hätte sie nicht so lange gewartet, bis sie von allein wach wurde – oder überhaupt wach wurde.
    Sie waren nicht allein in dem Raum. Zwei Wächtervampire standen wie Statuen bei der Tür, durch die Victoria und Sebastian vor weniger als einer Woche hereingekommen waren.
    Lilith erhob sich von ihrem Thron. Der blassblaue Stoff ihres Kleides strich raschelnd über ihren hageren Leib. »Sie sind diejenige welche. Ich hätte es von Anfang an wissen müssen. Wer sonst hätte ihn einfangen können?« Sie redete mit sich selbst, näherte sich dabei aber Victoria. Ein Duft von R osen begleitete ihre Bewegungen, doch der widerlich süße Geruch hatte nichts mit dem zarten Teerosenduft gemein, den Lady Melly immer auflegte.
    »Er trägt Ihre vis bulla .«
    Victoria vergaß, was sie sich selbst aufgetragen hatte, und ihr Blick begegnete dem der untoten Königin. Die reine Bosheit loderte in diesen blauroten Augen. Sie sah förmlich das Flackern und Schlagen der Flammen darin. Noch während die Worte des Vampirs in ihr nachklangen, schloss sie die Augen.
    Max trug ihre vis bulla .
    Sie hörte das Rascheln von Seide und zwang sich dazu, die Augen wieder zu öffnen. Es war nicht der richtige Moment, um darüber nachzudenken … Lilith stand viel zu dicht vor ihr. Victoria konnte jedes einzelne Haar ihrer schmalen Augenbrauen und die winzigen Hautporen erkennen. Der Duft nach R osen war so stark, als hätte sie ihre Nase tief in einem Blütenkelch versenkt. Und irgendetwas … Böses … zupfte an ihr – zog von ihrer Leibesmitte aus, als wäre ein Seil um ihren Brustkorb geschlungen, das sie dichter herankommen ließ.
    Victoria stieß den Atem aus, den sie angehalten hatte, und nahm den Pflock langsam nach vorn.
    »Wie tapfer Sie sind, Venator.« Lilith lächelte. Ihre Miene strahlte dabei eine derartige Verderbtheit aus, dass Victoria ein Schauer über den R ücken lief und in ihre Glieder schoss. Ihre Fingerspitzen fühlten sich an, als hätte sie sie über Stunden in eiskaltes Wasser getaucht. »Aber völlig umsonst.«
    Victorias Herz begann unregelmäßig zu schlagen und kämpfte darum, im Angesicht der Macht der Vampirkönigin seinen eigenen Rhythmus beizubehalten. Sie hatte das Gefühl, als würde eine schwere Decke auf ihrer Lunge liegen, die sie lähmte … trotzdem hielt sie stand, zwang sich zu atmen und konzentrierte sich auf die Kraft, die von den beiden silbernen Kreuzen in ihrem Bauchnabel ausging.
    Lilith bewegte sich, und plötzlich hatte Victoria ein Gefühl, als würden ihre Arme in einem Schraubstock stecken und auseinandergerissen werden. Die Wächtervampire standen neben ihr. Während der eine sie aus dem Gleichgewicht brachte, trat der andere ihre Beine auseinander, sodass sie so breitbeinig dastand, als würde sie über einem Bach grätschen. Dadurch war sie nicht mehr in der Lage, die Beine zu heben und zuzutreten.
    Sie hatte zwar immer noch den Pflock in der Hand, aber der Griff des Wächters um ihr Handgelenk drohte, ihn ihr aus der Hand zu drücken.
    Victoria schaute trotzig in Liliths Richtung, achtete dabei aber sorgfältig darauf, nicht in den Bann des unterjochenden Blicks zu geraten, während sie mit aller Kraft darum

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