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Das Buch der Vampire 04 - Brennendes Zwielicht

Titel: Das Buch der Vampire 04 - Brennendes Zwielicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen Gleason
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ertragen, dass Lilith ihn sich wieder holte. Victoria hatte nie den Anblick aus ihrer Erinnerung tilgen können, als sie ihn – der immer so stark, so arrogant und beherrscht wirkte – in der Gewalt dieser Kreatur sah. Als er mit nackter Brust an Liliths Seite kniete, ein unterwürfiger Max mit leerem Blick und ohne eigenen Willen … und wie er dann hilflos, krampfhaft zuckte, sein ganzer Körper bebte, als die Vampirkönigin sich über ihn beugte, um ihre Zähne in sein Fleisch zu schlagen. Und zu trinken.
    Das Bild verfolgte sie noch immer.
    Und jetzt war er frei – frei von einem Bann, den Victoria noch nicht einmal ansatzweise verstand. Er war zwar immer noch schroff, arrogant und bestimmend, aber sie sah auch eine wachsende Gelöstheit in seinem Gesicht, ein Nachlassen der dunklen Trauer in seinem Blick. Er lächelte sogar häufiger. Nicht mehr im Bann der Vampirkönigin zu stehen hatte ihn … nicht weicher gemacht; das war nicht das richtige Wort. Max war nicht weich. Das traf in gar keiner Weise auf ihn zu.
    Er war … umgänglicher geworden. Nur ein bisschen umgänglicher.
    »Soll ich Ihnen eine R ose kaufen?«
    James’ Stimme unterbrach Victorias Gedanken, und sie merkte, dass die Kutsche aus dem Park herausgefahren war und nun die Straße entlangrollte. Andere Fahrzeuge füllten die Allee, und Männer und Frauen, die wahrscheinlich gerade aus Vauxhall oder Covent Garden kamen, gingen Arm in Arm nach Hause.
    An einer Ecke stand eine junge Frau, die R osen verkaufte. Victoria hatte bei Nacht noch nie Straßenverkäufer bemerkt – obwohl es in dieser Gegend am Tage Apfelsinenverkäufer und andere gab. Aber wie kühn und unternehmenslustig von der Frau, sich Paare als Kunden zu suchen, die den Abend in den Vergnügungsanlagen verbracht hatten oder anderen, weniger unschuldigen Unterhaltungen nachgegangen waren.
    James hatte ihre Antwort nicht abgewartet; er lenkte die Kutsche an den Straßenrand. Die junge Frau stand unter einer Laterne, die ihr blondes Haar schimmern ließ. Victoria hätte sich Sorgen um ihre Sicherheit gemacht, so ganz allein auf der Straße; trotz all der Menschen, die sie bevölkerten. Aber dann bemerkte sie die stämmige Gestalt eines Mannes, der hinter ihr an der Hauswand lehnte, und ihre Angst schwand.
    »Welche hätten Sie denn gern, Mylady?«, fragte das Mädchen und hielt ihr den Strauß R osen hin.
    Als Victoria sich nach vorn beugte, um eine der Blüten auszuwählen, passierten zwei Dinge zur gleichen Zeit: Sie merkte, dass ihr Nacken ganz kalt geworden war, und dass ihr etwas aus dem Strauß heraus ins Gesicht gesprüht wurde.
    Sie tastete nach ihrem Pflock, aber es war bereits zu spät. Der widerlich süße Geruch, der ihr ins Gesicht gesprengt worden war, stieg ihr in die Nase und brannte in Mund und Hals. Sie hustete, schüttelte den Kopf, spürte, wie ihr Nacken immer kälter wurde, kämpfte darum, den Pflock nicht loszulassen … sah, wie sich die dunkle Gestalt von der Hauswand löste und ins Licht der Laterne trat … und dann wurde alles schwarz.
    Max zwang sich dazu, regungslos sitzen zu bleiben. Er hatte Angst davor, was er tun könnte, wenn er wieder aufstand … was er dem Raum, den Möbeln, der abgeschlossenen und verriegelten Tür, sich selbst antun könnte.
    Er hielt seinen Kopf mit geistlosen Dingen beschäftigt. Er zählte die Linien auf dem Holzfußboden, die sauber eingelegten Falten am Rand des Kissens, das auf dem Bett lag und so verdammt bequem für ihn hergerichtet worden war.
    Er war ein Gefangener.
    Jedes Mal wenn er seinen Gedanken erlaubte, in diese Richtung zu gehen, zog sich sein Magen zusammen, und bitterer Zorn stieg in ihm hoch. Er durfte noch nicht einmal darüber nachdenken, warum sie es getan hatte … oder dass sie es überhaupt getan hatte.
    Dass sie ihn hier drin eingeschlossen hatte wie einen Gefangenen.
    Er wusste warum.
    Oh, er wusste es nur zu genau, und diese Tatsache machte es für ihn nur noch abscheulicher und verachtenswerter.
    Schlimm genug, dass sie sein Vertrauen missbraucht hatte … aber viel schlimmer noch war, dass sie überhaupt der Meinung war, es tun zu müssen.
    Er zwang sich dazu, den Blick auf die R osentapete zu richten, und begann die Knospen zu zählen.
    Die Wirkung des salvi hatte noch nicht nachgelassen. Oder so schien es zumindest, denn die Lider wurden ihm wieder schwer, und seine Muskeln erschlafften.
    Das Nächste, was er wusste, war, dass er auf dem Bett lag.
    Und Wayren war da.
    Sie stand aufrecht und

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