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Das Buch der Vampire 04 - Brennendes Zwielicht

Titel: Das Buch der Vampire 04 - Brennendes Zwielicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen Gleason
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kämpfte, Herrin ihres Atems und Herzschlags zu bleiben. »Das ist ja wohl ein Witz. Sie, die Königin der Vampire, kann es nicht ohne Hilfe gegen mich aufnehmen?«
    Lilith trat näher, und ihr Atem strich warm über Victorias Gesicht. Sie wandte den Kopf ab, aber die Fingernägel des Vampirs schlossen sich um ihr Kinn und zwangen Victoria, Lilith wieder anzusehen. Victoria verschwendete keine Kraft damit, sich zu wehren. Ihr Herz schlug jetzt so heftig, als wollte es ihr gleich aus der Brust springen … in Richtung der plötzlich aufleuchtenden langen R eißzähne.
    »Ich ziehe es vor, in R uhe zu essen.« Und dann streckte sie die Hand aus und riss Victorias Kopf mit einer schnellen, schrecklichen Bewegung zur Seite, während sie ihr Kinn losließ und ihren Hals entblößte. »Wir werden sehen, was er jetzt von Ihnen denken wird.«
    Victoria konnte sich nicht rühren. Sie wurde von den Handgelenken bis zur Schulter festgehalten, und schwere Stiefel an ihren Knöcheln hinderten ihre gespreizten Beine daran, auch nur die kleinste Bewegung zu machen. Nur ihre Hüften konnte sie ungehindert bewegen. Aber mehr als drehen und wenden konnte sie sich trotzdem nicht – und auch das richtete nichts gegen die Kraft der Vampire aus, die sie hielten.
    Lilith kam näher, und ihr Atem strich heiß über Victorias nackten Hals, wo die Vene pochend hervortrat, als wollte sie gleich platzen. Vage bekam sie mit, wie sich ihre Finger, die den Pflock hielten, lösten, und einen Augenblick lang versuchte sie noch verzweifelt, es zu verhindern.
    Wenn spitze Eckzähne sich in weiches Fleisch bohren, ist das selten schmerzhaft. Sie gleiten so sauber und glatt hinein, dass das Eindringen eher als Erleichterung empfunden wird … denn das warme Blut kann endlich ungehindert heraus strömen.
    Benommen nahm Victoria Liliths warme Oberlippe und die Kälte der Unterlippe wahr … sie merkte, wie ihre Zunge gegen ihr Fleisch drängte und die Zähne sich tief hineinbohrten … sie spürte die Mischung aus Hitze und Kälte, die sie erfüllte, während Lilith trank und in eigentlich absurd sanfter Weise immer wieder innehielt, um zu schlucken.
    Doch plötzlich löste sich die Vampirkönigin von ihr. Sie trat zurück und sah Victoria mit großen Augen an. Gleich darauf ließen auch die Wächter sie los, und sie war wieder frei.
    »Dann stimmt es also.«
    Victoria stürzte sich auf ihren Pflock und zwang sich, nicht auf das warme Rinnsal aus Blut zu achten, das ihren Hals herunterlief. Aus dem Augenwinkel sah sie die dunklen Flecken auf ihrem gelben Kleid, als sie sich aufrichtete.
    Sie drehte sich zur Vampirkönigin um, die Hand fest um den Pflock geklammert. »Ist mein Blut zu rein für Ihren Geschmack?«
    Der erschrockene Ausdruck schwand langsam von Liliths Gesicht, um unverfälschter Freude Platz zu machen. »Oh nein. Überhaupt nicht. Es ist meine Schuld … weil ich den Geschichten nicht geglaubt habe, die man mir erzählt hat. Es lag außerhalb meiner Vorstellungskraft, dass Sie von Beauregards Blut trinken könnten und er von Ihrem, ohne dass eine Verwandlung stattfindet.« Boshaft kniff sie die Augen zusammen. »Aber ich habe die Wahrheit geschmeckt. Durch Ihre Adern strömt Vampirblut, Victoria Gardella.«
    Sie drehte sich um und ging so entspannt zu ihrem Thron zurück, als würde sie einen Gast unterhalten. »Ich wollte Sie eigentlich vernichten … aber das ist gar nicht notwendig. Wenn ich der Natur ihren Lauf lasse … werden Sie nicht nur verabscheuungswürdig für ihn werden, sondern auch an mich gefesselt sein.«
    »Ich bin kein Vampir.«
    Lilith schaute sie wieder an, und ihre vollen blaugrauen Lippen verzogen sich zu einem Lächeln. »Ich sehe es in Ihren Augen. Sie wissen, dass ich die Wahrheit sage. Sie spüren es doch auch schon, nicht wahr? Wahrscheinlich kämpfen Sie schon seit Monaten dagegen an. Und es wird immer stärker.« Sie schüttelte den Kopf, und ein kokettes Lächeln spielte um ihre Lippen. »Aber wie konnte das passieren?«, murmelte sie, und es klang fast so, als würde sie mit sich selber reden.
    »Ich bin zu stark dafür.«
    Das Lachen, das Lilith daraufhin ausstieß, überraschte sie. Es war ein unheimliches, hohes und doch rauchiges Lachen. Es breitete sich im Raum aus und vertrieb einen Moment lang alle anderen Geräusche. Es drang in Victorias Ohren und in ihr Bewusstsein. Dort hallte es wider und schuf sich einen Platz, als wollte es ihre tief sitzenden Ängste bestätigen.

Kapitel 18
In dem unsere

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