Das Buch der Vampire 05 - Sanfte Finsternis
dann den Rücken auf, als sie vom Stein herunter auf die Erde rollte. Sie rang nach Luft und kämpfte gegen den stechenden Schmerz in der Seite an, während sie versuchte hochzukommen. Die Kugel hielt sie immer noch in der Hand, die Finger hatte sie fest darum geschlossen. Sie würde eher sterben, als sie loszulassen. Taumelnd klammerte sie sich an einen hüfthohen Stein und stemmte sich mit zittrigen Beinen hoch.
Irgendetwas traf sie seitlich am Kopf, und sie wäre beinahe wieder gestürzt. Erneut fielen die Dämonen mit Zähnen, Klauen und sogar spitzen Schnäbeln über sie her. Sie zog die Kugel aus der Tasche und krabbelte mehr, als dass sie taumelte, auf den Lichtschein zu... das Wunder, um das sie gebetet hatte.
Sie wollte verdammt sein, wenn sie sich diese Gelegenheit entgehen ließ.
Sie hörte ein lautes Brüllen, und vor ihr tauchte ein riesiger schwarzer Schatten auf, vor dem sie sich erst zusammenkauerte — doch dann erkannte sie im Nebel, dass es Max war, der immer näher kam, um die Horden von Dämonen abzuwehren, die sich mit aller Macht auf sie stürzten. Victoria drückte die Kugel fest an sich und schwang ihre Klinge nach oben, als sie plötzlich spürte, wie Tropfen auf sie herabregneten.
Zuerst dachte sie, es wäre Blut, doch dann schien die Schwärze zurückzuweichen, als holte sie Luft, und sie erkannte, dass es Weihwasser war.
Max, Brim und Michalas hatten einen Kreis um sie gebildet, und ihre Schwerter funkelten und klirrten, manchmal sogar gegeneinander, während sie die fliegenden Kreaturen abwehrten. Victoria holte die Kugel wieder hervor, trat zu dem Mondstrahl und hielt die Kugel hinein, als wieder ein Schwall Weihwasser -dieses Mal von Brim — die Dämonen keuchend zurückweichen ließ.
Das Licht fing sich in der bläulichen Kugel, die plötzlich in blauem Licht erstrahlte und erst Hand und Arm und dann ihren ganzen Körper darin einhüllte. Ein lautes Kreischen erfüllte die Luft, bohrte sich in ihren Kopf und wollte gar nicht mehr aufhören. Sie ließ ihr Schwert fallen und hätte beinahe auch die Kugel losgelassen, als sie versuchte, sich die Ohren zuzuhalten, und den Kopf schüttelte, um das unerträgliche Gefühl loszuwerden.
Das Kreischen hörte nicht auf, laut und schrill hallte es über den Friedhof. Sie taumelte und spürte, dass es ihren Gefährten genauso erging. Die Pferde stampften mit den Hufen, buckelten und bäumten sich auf. Sie wollten durchgehen, wurden aber von ihren Reitern unter Kontrolle gehalten.
Der Mondstrahl. Er fiel als länglicher Kreis strahlend hellen Lichts auf das braune, vertrocknete Gras.
Sie heftete ihren Blick darauf, versuchte das schwächende Kreischen zu ignorieren, als die Kugel den Mondstrahl einfing.
Sie sah, wie das Licht von der Kugel in viele verschiedene Richtungen abgelenkt wurde. Am liebsten hätte Victoria vor Verzweiflung geschrien, trotzdem versuchte sie weiter, einen der blauen Lichtstrahlen direkt auf den schmalen Spalt zu lenken, der das Portal bildete.
Die Schreie wurden lauter, höher; die Dämonen stürzten sich immer schneller und aggressiver herab, während die Schwerter langsamer und unbeholfener wurden. Neben ihr stürzte jemand zu Boden, und das Klappern und Stampfen von Hufen auf Stein und Erde sagte ihr, dass ihre Pferde durchgegangen waren.
Der schwarze Nebel zog sich immer dichter zusammen, begehrte auf, kreischte, aber dann sah sie es: Er wurde wieder in den Spalt gezogen, die brennenden, weit aufgerissenen roten Augen wurden ganz schmal, als die Wesen gegen den Sog ankämpften, der sie wieder in die Tiefe zog.
Sie hielt die Kugel so, dass das Licht ununterbrochen auf den Spalt fiel, und ließ sich noch nicht einmal beirren, als herabstürzende Klauen sie noch einmal fast zum Taumeln brachten. Rauch stieg auf, und plötzlich gehörten die roten Augen zu menschenähnlichen Gesichtern, die in einem mächtigen Wirbel zurück in den Spalt gezogen wurden.
Das Kreischen wurde leiser, und der schwarze Nebel lichtete sich, als er nach unten gezogen wurde. Aber immer noch rührte sie sich nicht, sondern beobachtete, wie die Kugel sie alle zur Hölle schickte. Nicht einmal das Zittern ihrer Hand und ihr vor Schmerzen brennender Rücken hielten sie davon ab. Der Sog schien gar nicht abreißen zu wollen, und schließlich merkte sie, dass die Dämonen nicht nur aus der wirbelnden Rauchwolke auf dem Friedhof kamen, sondern von überall her. Der Himmel war voll mit dunklem, waberndem Nebel und Wolken, während der Mond
Weitere Kostenlose Bücher