Das Buch der Verdammnis (German Edition)
Termine“, sagte ich.
„ Ich bin gleich bei Ihnen.“
„ Gut. Bei der Gelegenheit könnten Sie uns gleich was zu essen mitbringen. Wir alle haben nen ziemlichen Hunger.“
„ Ich bin in fünf Minuten bei Ihnen.“
Sie kam mit einem fahrbaren Serviertisch, auf dem die verschiedensten Spezialitäten aufgeführt waren. Von gebratenem Lammfleisch bis zu Schwarzwälder Kirschtorte.
Gonzo sah mit leuchtenden Augen darauf. Ohne etwas zu sagen, nahm er sich Besteck und stapelte sich einen Teller voll.
Melanie blieb am Eingang stehen. Sie war noch immer ganz in Schwarz. Doch ihre Sonnenbrille hatte sie abgenommen. Und noch etwas war anders. Ihre Züge wirkten weicher, verletzlicher. Oder bildete ich mir das nur ein?
Sie nahm auf den einzigen Stuhl Platz. Meike kam zu mir und setzte sich neben mich. Melanie sah zu Boden. Sie wirkte nervös.
„Es gibt im Team gewisse, ich möchte sagen Unstimmigkeiten über die korrekte Bewertung der Ereignisse.“
Sie machte eine Pause. Sogar Gonzo hatte jetzt aufgehört zu essen, sah stumm zu uns.
„Was diese Tiere in den U-Bahnschächten sind, da bin ich mir nicht sicher. Ich habe mir vorhin Ihre Theorie durch den Kopf gehen lassen und ich hätte gerne noch weitere Fragen dazu.“
„ Ja?“
„ Was bedeutet dies für mich, für meine Existenz?“
Auf diese Frage war ich nicht vorbereitet. Alles hatte ich erwartet, nur nicht diese Frage. Sie blickte mich an. Es war schwer, in diese offenen Augen zu sehen.
„Ich habe vorhin über den Geruch von Flieder nachgedacht“, sagte sie weiter. „Ich habe keine Ahnung, wie ihr Geruch ist. Ich habe in meiner Erinnerung gesucht, aber da war nur ein Bild, nicht der Geruch. Vielleicht haben Sie recht. Aber wenn Sie recht haben, was bedeutet das für mich?“
„ Ich weiß es nicht“, sagte ich.
Ich beugte mich vor und sah sie eindringlich an.
„Wir müssen das magische Buch finden. Wenn wir es finden, haben wir eine Chance, noch alles zu wenden.“
„ Aber was geschieht dann mit uns?“
Ich schluckte.
„Oder haben Sie Angst, es mir zu sagen?“
„ Ich weiß es wirklich nicht. Aber Sie müssen uns helfen.“
Sie zögerte, sie saß vor mir und ich konnte sehen, wie sie mit sich selbst kämpfte. Vielleicht war dies ja eine Wendung, die sich November ausgedacht hatte. Aber wahrscheinlicher war, dass es ihm so erging wie mir. Seine Figuren begannen ein Eigenleben zu führen. Sie hielten sich nicht mehr an die Geschichte, sie agierten zwischen den Zeilen und füllten die Leerstellen, die er hinterließ. Das war unsere Chance. Doch wir hatten nicht mehr viel Zeit.
„Noch haben wir eine Chance, die Geschichte so umzuschreiben, dass alles ein gutes Ende nimmt.“
„ Ich habe Angst“, sagte sie plötzlich. „Ein komisches Gefühl ist das. Ich hatte nie vorher Angst.“
„ Vertrauen Sie auf Ihre Angst. Sie zeigt Ihnen den richtigen Weg.“
Sie überlegte, dann nickte sie.
10 Minuten später liefen wir durch den riesigen Komplex. Melanie führte uns durch verwinkelte Gänge. Auf Wachen trafen wir nirgends. Das Gebäude war geradezu sträflich unbewacht. Für mich war das ein Zeichen, dass Melanies Sinneswandel in der vom magischen Buch festgelegten Geschichte nicht vorkam. Wir befanden uns zwischen den Zeilen der Handlung und hatten die Chance, sie zu ändern.
Melanie führte uns in einen Raum im Keller des Gebäudes. Dort lag auf einem Tisch alles, was man uns nach dem Überfall abgenommen hatte. Hank kramte in seinem Rucksack und holte seinen alten Revolver heraus. Er überprüfte, ob er geladen war, und steckte ihn in seinen Gürtel. Dann verließen wir den Raum und gingen weiter durch kahle, graue Gänge.
Endlich kamen wir in eine riesige Tiefgarage. Sie war leer, nur ein schwarzer Mercedes stand in der Nähe einer Auffahrt, die offensichtlich zum Ausgang führte. Vor dem Mercedes standen zwei Männer. Ich erkannte sie. Die zwei Wachen im Verhörzimmer.
Sie trugen keine Kampfmontur, nur dunkle Anzüge wie Melanie. Ihre Gesichter hatten die typische maskenhafte Blässe der Nachtmutanten.
Wir blieben vor ihnen stehen, niemand sagte etwas. Der Linke der beiden war ein Schrank mit einem Stiernacken, der andere war kleiner und trug einen Schnauzbart.
„Lassen Sie uns durch.“
Melanies Stimme klang fest und bestimmt.
Die beiden schwarzen Anzüge sahen sich an, dann ließen sie ein meckerndes Lachen hören.
„ Sie sind nicht befugt, uns Befehle zu geben“, sagte der Mutant mit dem Schnauzbart.
„ Befehl
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