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Das Buch der Verdammnis (German Edition)

Das Buch der Verdammnis (German Edition)

Titel: Das Buch der Verdammnis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunnar Schuberth
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glotzte noch immer. Man sah in seinem Gesicht die Anstrengung, mit der er versuchte, diese für ihn ungewohnten Worte zu verstehen.
    Er wandte sich an mich.
    „ Was hat der Kerl gesagt?“
    Ich überlegte mir eine harmlos klingende Übersetzung, aber ein Typ, der direkt hinter Loredo stand und zugehört hatte, kam mir zuvor.
    „Er hat gesagt, dass du wie Scheiße stinkst.“
    Loredo nickte. „So hab ich das auch verstanden.“
    Er sah Lester an, der ohne mit der Wimper zu zucken seinen Blick erwiderte.
    „ Also, du komischer Vogel“, sagte Loredo. „Ich geb dir die Chance, ganz schnell von hier zu verschwinden und dich nie mehr hier blicken zu lassen. Ansonsten kann es sehr ungemütlich für dich werden.“
    Lester blieb stehen, ohne etwas zu sagen. Was dann folgte, ging in die Geschichte der Kneipe Ricks ein als die Nacht, in der ein Fremder Loredo den Arsch versohlte. Noch heute höre ich manchmal dort, wie jemand die Geschichte zum Besten gibt. Dabei führt Lester die unglaublichsten Kunststücke aus, springt mit einem doppelten Salto durch die Kneipe, bevor er Loredo mit einem Fußtritt an das Kinn zu Boden streckt. In Wirklichkeit lief es weitaus weniger spektakulär ab, jedoch umso beeindruckender.
    Da Lester überhaupt keine Anstalten machte, zu verschwinden, sondern Loredo nur provozierend anlächelte, schleuderte dieser seinen Schädel nach vorne, um Lester mit einem Kopfstoß zu Boden zu strecken. Doch Lester wich dem Angriff blitzschnell aus. Was Lester dann machte, ging so schnell, dass man den Bewegungen kaum folgen konnte. Ein harter Schlag in den Fettbauch von Loredo. Ein Stich mit den Fingern gegen seinen Brustkasten, und nur Bruchteile später lag Loredos Kopf auf dem Tresen. Lesters rechte Hand hatte sich in sein Haar gekrallt und drückte sein Gesicht nach unten.
    „ So, und jetzt werden Sie die Lady hinterm Tresen um Entschuldigung für Ihr ungehobeltes Benehmen bitten.“
    Loredo krümmte sich unter Lesters Griff, aber er hatte keine Chance.
    „Entschuldige“, presste er hervor.
    Lester ließ ihn los, Loredo richtete sich langsam auf und glotzte Lester an. Er keuchte schwer.
    „Die Atemnot geht nach zwei Minuten vorbei, es bleibt auch nichts zurück“, sagte Lester ungerührt. Loredo sagte noch immer nichts, wankte dann zum Eingang und stolperte hinaus.
    Lester wandte sich uns zu, als wäre nichts geschehen.
    „Wir waren unterbrochen worden, was wolltest du sagen?“, fragte er mich.
    Wie auf ein Kommando setzte in der Kneipe das gewohnte Stimmengewirr wieder ein. Charlie brachte Lester einen neuen Caipirinha.
    „Der geht aufs Haus.“ Sie lächelte Lester an und verzog sich wieder.
    „ Wie hast du das gemacht?“, stammelte Gonzo.
    Lester machte eine abwehrende Handbewegung.
    „In meinem Beruf ist es nötig, ein paar Kampftricks zu kennen.“
    Er spielte mit dem Glas in seiner Hand. Gonzo gähnte und auch ich war jetzt sehr müde. Ich sah auf die Uhr, es war zwei vorbei, die Kneipe würde bald zumachen.
    „Ich denke“, sagte ich zu Gonzo. „Wir sollten nach Hause gehen.“
    "Eine wirklich gute Idee“, meinte Lester. „Dann lasst uns aufbrechen. Sagen wir der wunderbaren Lady am Tresen eine gute Nacht und gehen wir."
    "Wo musst du denn hin?" fragte Gonzo.
    "Ich werde eure Gastfreundschaft in Anspruch nehmen. Ich hoffe doch sehr, dass euer Gästezimmer den erforderlichen hygienischen Standards genügt."
    Gonzo konnte sich kaum auf seinem Hocker halten, so überrascht war er.
    "Aber, du kannst nicht einfach bei uns übernachten."
    Hank Lester sah ihn ernst an.
    "Mein lieber Freund. Wir haben gemeinsam getrunken, und ich bin gekommen, um euch zu helfen, denn auch du, mein Sohn, bist in Gefahr."
    Er ließ seine Worte wirken.
    "Einen Freund, der mit dir getrunken hat, kannst du nicht die Bitte um ein Nachtlager abschlagen", sagte er dann.
    Gonzo machte einen letzten Versuch. "Es gibt da echt billige Hotels in der Stadt."
    Lester sah ihn scharf an. Er betonte jedes Wort:
    "Ich bitte euch um eure Gastfreundschaft, meine Freunde. So eine Bitte abzuschlagen, ist unter meinesgleichen eine tödliche Beleidigung. Menschen, die die Sitte der Gastfreundschaft nicht achten, hackt man in meiner Heimat den Kopf ab."
    Gonzo schluckte. "Wenn das so ist, kannst du natürlich bei uns schlafen."
     
    Wir sprachen nicht viel auf dem Heimweg. Es war kühl geworden, aber Hank Lester, der nur sein Hemd anhatte und einen kleinen Rucksack bei sich trug, schien nicht zu frieren. Er ging stumm neben uns

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