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Das Buch der Verdammnis (German Edition)

Das Buch der Verdammnis (German Edition)

Titel: Das Buch der Verdammnis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunnar Schuberth
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vor dem Glasblock, in dem ein kleiner, schwarzer Schlüssel steckte.
    „Das ist so ein großer Moment“, sagte sie. Ihre Augen leuchteten. Neben ihr stand Hank Lester, der große Dämonenjäger, und dachte darüber nach, wie Eva wohl nackt aussehen würde. Er durchschaute nicht das raffinierte Spiel dieser Verführerin.
    Sie hatten sich auf einem Kongress zum Klimaschutz kennengelernt. Eva hatte sich als Meeresbiologin ausgegeben und hatte eine hinreißende Rede gehalten.
    „Oh, was würde ich dafür geben, diesen Schlüssel einmal in meinen Händen halten zu können.“
    Hank Lester blickte auf die attraktive Meeresbiologin. Dass Eva keine Ahnung von Meeresbiologie hatte, ahnte er zu diesem Zeitpunkt nicht. Ihre dunklen Augen sahen ihn lächelnd an. Hank Lester hatte noch nie einer hübschen Frau mit Namen Eva widerstehen können. Die dunkelhaarige Schönheit trat einen Schritt auf ihn zu. Sie hatte eine eng ansitzende Bluse an, die ihre Rundungen betonte und darüber einen weißen Kittel, wie ihn alle Meeresbiologinnen trugen.
    Sie war ihm so nah, dass er ihren Atem spüren konnte. Er nahm einen eigentümlichen Geruch nach Schwefel wahr. Ihr Geruch bedeutete Gefahr, Gefahr und Risiko. Doch Hank Lester war nicht der Mann, der das Risiko scheute. Wahrscheinlich hatte sie auch nur Meeresalgen gegessen, beruhigte er sich. Das war normal bei einer Meeresbiologin.
    Er griff unauffällig in seine Tasche und prüfte nach, ob er auch seine Kondome dabei hatte. Da waren sie. Reißfest und umweltschonend hergestellt. Beruhigt blickte er Eva an. Einen Moment sah es so aus, als würden sie sich küssen, aber dann wich Lester zurück. Es war ein Instinkt, der ihn diesen Schritt rückwärts gehen ließ.
    Hier in der Nähe des Schlüssels zum magischen Buch durfte er sich nicht ablenken lassen.
     
     

2. Teil
    Es war einer der letzten warmen Nächte im September, als der Dämonenjäger Hank Lester in unserer Stammkneipe Ricks erschien. An den Augenblick, als ich ihn zum ersten Mal sah, erinnere ich mich noch genau. Ich kam den langen Weg aus der Toilette zurück, vorbei an dem Zimmer mit den Karl-May-Büchern und da stand auf einmal ein breitschultriger, großer Mann neben Gonzo. Er trug eine weite Kakihose, die an einigen Stellen schwärzliche, angebrannte Flecken aufwies, und ein dunkelgrünes Stoffhemd mit großen Brusttaschen. Seine Haare waren wirr und ungekämmt, er sah genau so aus, wie ich ihn unzählige Male beschrieben hatte.
    Ein Mann, der schon auf die fünfzig zuging, aber sich ein so jugendliches Aussehen bewahrt hatte, dass ihn viele erst auf Anfang 30 schätzten. Ein scharf geschnittenes, markantes Gesicht, das sich unverwüstlich in die Erinnerung grub.
    Der Fremde drehte sich um und sah mich an. Das Erste, was an ihm auffiel, waren seine intensiven, blauen Augen, die in der Dunkelheit zu leuchten schienen.
    "Deine Augen sind wie magische Rubine." So hatten oft genug die Frauen in meinen Geschichten Hank Lester angehimmelt. Und mir war, als würde ich erst jetzt, wo ich ihn leibhaftig sah, das erste Mal begreifen, was sie damit gemeint hatten.
    Einige Meter vor Gonzo und dem Fremden blieb ich stehen. Es war, als weigerten sich meine Füße weiter zu gehen, bevor klar war, was hier eigentlich geschah. Für einen Moment war die Szene wie eingefroren, als wäre meine Regungslosigkeit auf die anderen Gäste im Raum übergesprungen und wir warteten, wie es weitergehen sollte.
    Dann löste sich die Spannung und alles war wie sonst, ich hörte wieder das Stimmengewirr, die Musik im Hintergrund, ein altes Lied von Bob Dylan: Like a rolling stone.
    Ich ging an die Theke und stellte mich neben dem Fremden, der sich mit Gonzo unterhielt.
    Als Gonzo bemerkte, dass ich zurück war, redete er sofort auf mich ein.
    "Der Typ hier ist echt ne Nummer. Er heißt Hank Lester." Gonzo brüllte mir den Satz ins Ohr.
    Ich reagierte nicht sofort.
    "Hank Lester, verstehst du, wie der Typ aus deinen Heften."
    Über meine Reaktion wunderte ich mich selbst. Ich drückte die ausgestreckte Hand von Hank Lester und sah ihn an.
    In diesem kurzen Moment des ersten Kennenlernens wusste ich, dass es wahr war, dass Hank Lester, der große Dämonenjäger aus meinen Geschichten auferstanden war aus seiner papiernen Wirklichkeit, ein Mann aus Fleisch und Blut geworden war und den Weg in unsere billige Kneipe gefunden hatte. Es war nicht eine Ahnung oder Vermutung, es war ein Blitz der Gewissheit, der keine Einwände zuließ.
    Dieser Augenblick

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