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Das Buch der Verdammnis (German Edition)

Das Buch der Verdammnis (German Edition)

Titel: Das Buch der Verdammnis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunnar Schuberth
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darlegen, dass ihre Sicht der Kopenhagener Interpretation völlig überholt ist“, fuhr er fort. „Das hat sie gar nicht gut aufgenommen. Sie ist schnell beleidigt, wenn man ihr widerspricht. Nun. Es kam, wie es kommen musste. Du hast sicher schon bemerkt, dass ich eine gewisse Wirkung auf die Damenwelt habe."
    Ich nickte
    "Aber in dieser Nacht mit Helen ist leider etwas Furchtbares passiert."
    Lester schwieg nach diesen Worten. Ich ahnte, was kommen würde.
    "In dieser Nacht hat mein kleiner Hank, wie ich ihn ganz vertraulich nenne, fürchterlich versagt."
    Lester wollte tatsächlich mit mir über seine Erektionsprobleme sprechen. Ich sah ihn von der Seite an. Wer steckte hinter diesem undurchdringlichen Gesicht? Wollte er sich über mich lustig machen? Wo ich damit gerechnet hatte, dass ich endlich die Wahrheit über ihn erfuhr. Ich war auf einmal wütend.
    "Was soll das jetzt?“ fragte ich. „Willst du mich verarschen?“
    "Natürlich ist es kaum zu glauben, bei meinem Ruf, aber ich kann dir versichern, es ist wirklich so passiert."
    Ich schaute ihn fassungslos an.
    "Ich habe schon mit deinem Freund Gonzo darüber gesprochen. Er konnte mir leider nur wenig helfen. Er hat gesagt, du wärst auch ein ganz schlechter Gesprächspartner für so etwas, weil du so gut wie nie Geschlechtsverkehr hast.“
    Auch das noch. Das war typisch für Gonzo. Ich sollte mal ein ernstes Wörtchen mit ihm reden.
    „ Aber ich glaube, du bist ein kluges Köpfchen. Und du weißt viel mehr, als du vielleicht selber denkst.“
    Lester sah mich ernst und offen an. Ich konnte keine Lüge in seinen Augen erkennen. Ich versuchte mich zu beruhigen. Es hatte keinen Sinn, sich jetzt mit ihm zu streiten.
    "Nun ja", sagte ich. "Meist ist das eher ein psychisches Problem. Es gibt da auch gewisse Mittelchen, die bei diesem Problem helfen."
    "Du meinst, geriebene Werwolfknochen mit dem Blut von Jungfrauen gemischt. Du weißt, es ist heutzutage nicht leicht, an das Blut von Jungfrauen heranzukommen."
    "Ich hatte da eher an etwas anderes gedacht. Es gibt da gewisse Pillen, die funktionieren auch ohne das Blut von Jungfrauen."
    "Aha."
    "Ehrlich gesagt, ich hatte eigentlich erwartet, dass du mir etwas ganz anderes erzählst."
    Lester sah mich fragend an.
    "Ich hab gedacht, du erzählst mir endlich, wer du wirklich bist."
    "Gonzo hat es schon gesagt, dass du gerne ablenkst, wenn es über Themen wie Erektionsstörungen geht."
    Die Musik im Raum machte gerade eine Pause, aber Hank sprach immer noch so laut, als müsste er das Gedudel übertönen. Ich sah, dass die Nachmittagstrinker aufhörten, in ihre halb vollen Gläser zu glotzen und interessiert aufhorchten. Ich wurde wieder wütend.
    "Jetzt hör bloß auf mit dem Scheiß. Du kannst vielleicht die anderen überzeugen mit deinem komischen Getue, aber mich nicht. Ich werde noch herausfinden, wer du bist, glaub es mir."
    Lester sah mich lange an. "Ich weiß wirklich nicht, wovon du redest."
    "Du bist nicht Hank Lester", sagte ich.
    Lesters Augen verengten sich. Er hatte wieder diesen Ausdruck in den Augen, den ich bei ihm gesehen hatte, als ich ihn nachts am Küchentisch gefunden hatte.
    Er spielt das nicht, dachte ich. Er ist wirklich überzeugt, Hank Lester, der Jäger der Dämonen zu sein. Vielleicht war ja das Ende der Hank-Lester-Reihe nur der letzte Anlass gewesen. Vielleicht war eine lange Entwicklung vorangegangen. Als er davon erfuhr, dass die Hank-Lester-Reihe eingestellt würde, hatte es Klick gemacht. Und im nächsten Augenblick war er Hank Lester geworden. Vielleicht stand nur eine verlorene Seele vor mir, die ernsthaft krank war.
    Ich beugte mich zu ihm. "Hank Lester gibt es nur in deiner Fantasie, verstehst du. Du bildest dir etwas ein. Du brauchst Hilfe, professionelle Hilfe. Du könntest zu einem Psychiater gehen. Ich kenn da jemanden."
    Ich flüsterte jetzt. "Das ist wirklich nicht schlimm. Ich selbst bin da auch mal hingegangen."
    "Du bist zu einem Psychiater gegangen?"
    Warum konnte Lester nicht leiser reden. Die Nachmittagstrinker im Raum vergaßen noch, ihr regelmäßiges Quantum Alkohol zu sich zu nehmen.
    "Es ist nicht so, wie du denkst", sagte ich. "Man trifft sich regelmäßig, redet ein wenig, ganz zwanglos. Es wird dir sicher gefallen."
    Lester sah mir in die Augen. Was ging nur in seinem Kopf vor?
    "Könntest du mich für kurze Zeit entschuldigen“, sagte er auf einmal. „Die Natur verlangt nach ihrem Recht."
    Er rutschte von dem Hocker und ging Richtung Toilette. Ich blieb

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