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Das Buch der Verdammnis (German Edition)

Das Buch der Verdammnis (German Edition)

Titel: Das Buch der Verdammnis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunnar Schuberth
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am Tresen und trank einen Schluck von meinem Bier. Es war lauwarm und schmeckte abgestanden.
    Jemand starrte mich von der Seite an. Ich sah ihn nicht, aber ich spürte seine Anwesenheit mit einer seltsam starken Intensität. Es war kälter geworden, wie wenn ein Luftzug von einem undichten Fenster kam. Oder bildete ich mir das nur ein? Ich wusste auf einmal, dass er wartete. Er wartete, dass ich mich endlich zu ihm umdrehte.
    Neben mir saß der Clown, der mich mit einem verzerrten Grinsen anstarrte. Mein Herz klopfte bis in meinen Hinterkopf, schmerzhafte, pochende Stöße.
    "Hallo Leon", sagte er mit einem heiseren Krächzen.
    Ich sah mich kurz um. Die Nachmittagstrinker hatten sich wieder ihren Gläsern zugewandt. Niemand schien von dem seltsamen Mann mit dem weißen Gesicht Notiz zu nehmen. Die Bedienung ging an uns vorbei, ohne ihn zu beachten. Der Clown hatte noch kein Glas vor sich stehen, also hätte sie ihn doch fragen müssen, was er wollte, aber sie ging einfach weiter.
    "Was ist, Leon? Hat es dir die Sprache verschlagen?"
    "Wer sind Sie?"
    "Das tut nichts zur Sache. Ich bin hier, um dich zu warnen. Es hat alles schon angefangen."
    Ich blickte mich wieder um. Verdammt noch mal, sah denn keiner um mich her, dass ich mit einem Mann mit weiß geschminkte m Gesicht in einem völlig absonderlichen Aufzug sprach?
    Er trug wieder seine schwarzen Hosen und den roten Frack.
    "Er ist zu dir gekommen, du hast ihn doch gesehen.“ Der Clown sprach schnell und hastig, als hätte er nicht viel Zeit für seine Botschaft.
    „ Das Wichtigste ist, dass du dir deine Geschichte nicht nehmen lässt. Du darfst nicht schwach sein, es ist deine Geschichte. Du bist der Autor.“
    Ich blickte wie hypnotisiert in seine Augen, als mich ein Ruf ablenkte.
    "Leon." Ich drehte mich um. Lester stand am Eingang des Ganges, der zur Toilette führte. "Kannst du der Lady am Tresen sagen, dass ich noch etwas Toilettenpapier benötige."
    Lester hatte so laut gesprochen, dass sich alle Aufmerksamkeit auf ihn richtete. Ihn schien es nicht im Mindesten zu stören, dass er mit halb offener Hose und herunterhängendem Gürtel vor dem Gang zur Toilette stand. Die Nachmittagstrinker sahen zu ihm und dann zu mir. Ich drehte mich zur Wirtin, als ich bemerkte, dass der Clown verschwunden war. Ich blickte mich um, aber es war nicht die geringste Spur von ihm zu sehen.
    "Leon, jetzt mach schon", kam es von der Tür.
    Ich wandte mich an die Wirtin.
    "Mein Freund braucht noch etwas Klopapier", sagte ich leise. Sie nickte, dann griff sie unter den Tresen in eine Ablage und holte eine Rolle hervor. Sie warf sie mir zu. Ich fing sie und warf sie dann weiter zu Lester.
    Lester sah auf die Rolle. "Vierlagig, ich danke Ihnen sehr, junge Frau", rief er zur Wirtin.
    Junge Frau. Lesters plumpe Schmeicheleien widerten mich an. Aber bei der Wirtin wirkte es. Sie wurde rot wie eine Tomate.
    Ich sah mich wieder um. Wo zum Teufel war der Clown geblieben?
    "Entschuldigen Sie." Ich wandte mich an einen der Nachmittagstrinker neben mir.
    "Haben Sie vielleicht gesehen, wohin der Herr mit dem geschminkten Gesicht gegangen ist."
    Der Typ sah mich an, als redete ich Chinesisch.
    "Was?" 
    "Ein Typ mit einem geschminkten Gesicht", sagte ich. "Er saß hier neben mir."
    Der Kerl glotzte mich an. Er schwankte leicht hin und her. Dann zuckte er die Schultern.
    Die Wirtin hatte unser Gespräch gehört. Sie sah mich misstrauisch an. Ich versuchte erst gar nicht, sie nach dem Clown zu fragen. Sie hatte ihn ganz sicher nicht gesehen.
    Was war mit mir los? Hatte ich Halluzinationen?
    Lester kam von der Toilette und stellte sich neben mich. Er nahm einen Schluck von seinem Wasser.
    "Die hygienischen Verhältnisse hier sind äußerst bedenklich. Eine ähnlich schmutzige Toilette habe ich nur in der Karibik gesehen, als ich die Geisterpiraten jagte. Wirklich äußerst schmutzig."
    "Können wir nicht von etwas anderem reden?"
    Lester nickte. Er trank sein Glas aus.
    "Gehen wir", sagte er dann. "Ich denke, wir haben genug gesehen."
    Ich sah ihn erstaunt an. Was meinte er mit dieser Äußerung?
    Lester bestand darauf, mich einzuladen. Beim Zahlen flirtete er mit der Wirtin. Sie kreischte ein hysterisches Lachen, als Lester zum dritten Mal ihr vierlagiges Klopapier lobte.
    Vielleicht war das ja das Geheimnis seines Erfolgs bei Frauen. Dass er in jeder Frau, egal wie sie aussah, eine begehrenswerte Sexbombe sah.
    Auf der Straße blieb ich kurz stehen. Die Sonne blendete und wenn man aus dem

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