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Das Buch der Verdammnis (German Edition)

Das Buch der Verdammnis (German Edition)

Titel: Das Buch der Verdammnis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunnar Schuberth
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lebte immer noch.
    Ich sah auf die Uhr. „Ich muss los“, sagte ich. „Mein Kurs.“
    Ich stand auf und ging zurück zu meinem Seminarraum. Ich fühlte mich, als würde ich vor etwas fliehen. Als ich mit dem Aufzug nach oben fuhr, sah ich durch die Glaswände Meike, wie sie immer noch in dem Innenhof saß.
    Kaum war ich im Zimmer, sprach mich Robert Blum an.
    „Ich habe einen Vorschlag“, sagte er. „Da heute der vorletzte Tag ist, und ich nächste Woche nicht kommen kann, könnten wir doch den zweiten Teil unseres Kurses in das Seminarcafé gehen. Wir können ja auch dort etwas über die Geschichte unseres Kollegen sprechen.“
    Ich zögerte einen Moment. Von den anderen kam sofortige Zustimmung.
    „Natürlich“, sagte ich. „Warum nicht.“
     
    Das Gespräch verlief zäh, Schreiber waren oft genug introvertierte Menschen, die sich, wenn sie einmal zusammensaßen, nur wenig zu erzählen hatten. Ich war schon beim zweiten Bier, Polonski saß mit trübsinnigen Augen vor einem Whisky, Robert hatte einen Rotwein vor sich stehen und November trank Wasser und hatte die ganze Zeit dieses überlegene, spöttische Lächeln auf den Lippen. Sybilla war nicht mitgekommen, da zu Hause ihre zehnjährige Tochter auf sie wartete.
    Auf der Toilette hatte ich mir zwei Kopfschmerztabletten eingeworfen. Zusammen mit dem Alkohol betäubten sie die stechenden Schmerzen in meinem Kopf.
    November sah mich die ganze Zeit starr an. Er spielte ein wenig mit seinem Glas, drehte es auf dem Tisch.
    „ Vor dem Seminar, als Sie einige Minuten zu spät kamen, haben wir uns über die geheimnisvollen Vorgänge im Dianapark unterhalten.“
    Ich zögerte. Worauf wollte November hinaus.
    „Sie haben sicher in der Zeitung davon gelesen und die Gerüchte gehört“, fuhr November fort.
    „ Von den Gerüchten weiß ich nichts.“
    Polonski beugte sich vor, sprach leise, als fürchtete er versteckte Mikrofone.
    „Im Internet habe ich gelesen, dass man dort paranormale Erlebnisse hat. Man muss nur mitten in der Nacht da hingehen und dann warten. Ein Freund hat auch erzählt, er war dort und hat einen Typ gesehen. Richtig gruselig, so wie einen Untoten.“
    „ Nichts mit Untoten, da läuft ein ganz normaler Killer rum“, sagte Blum. „Alles andere sind Zutaten einer auf Sensationen spezialisierten Presse.“
    „ Und warum liest man in der Zeitung so wenig über diesen Killer?“, fragte Polonski.
    „ Weil die Polizei den Killer in Sicherheit wiegen will. Das ist ne uralte Methode. Der Killer wird unvorsichtig und Zack ist er im Netz.“
    „ Ich hab nen Kumpel bei der Polizei.“ In Polonskis Stimme war immer noch ein Verschwörerton. „Der hat erzählt, dass auch die Kriminalen vor einem Rätsel stehen. Die haben was gefunden, Leichenteile, aber haben keine Ahnung, woher die stammen. Daher hört man auch nichts von denen.“
    Ich lehnte mich zurück.
    „Das sind doch nur Gerüchte“, sagte ich. „Niemand weiß etwas Genaues.“
    Ich trank mein Bier aus und signalisierte der Bedienung, dass ich noch etwas wollte. Ich trank zu schnell und zu viel.
    „Genau deshalb hatten wir die Idee, in einer der nächsten Nächte so etwas wie eine Exkursion zu veranstalten. Wir drei wollten uns in der Nacht zum Dianapark aufmachen. Herr November meinte, dass so eine Nacht sehr furchtbar für unsere Kreativität sein sollte.“
    Blum sah mich nach seinen Worten erwartungsvoll an. Erwartete er wirklich, ich würde bei so einem Unsinn mitmachen. Ich dachte an die Nacht, in der ich mit Hank im Dianapark gewesen war. Seitdem war ich nicht mehr dort gewesen. Ich hatte in der letzten Zeit meinen Weg geändert. Wenn ich mit dem Fahrrad in die Stadt fuhr, dann nutzte ich einen kleinen Umweg über die Straße.
    „Natürlich kann so etwas die Kreativität anregen.“
    Mehr sagte ich nicht. November ließ nicht locker.
    „Vielleicht wäre es ja eine Idee, dass wir unseren Kurs mit einem solchen Ausflug ausklingen lassen.“
    „ Ich muss Sie da leider enttäuschen. Ich will bei so einer Sache nicht mitmachen. Ich bin ein bisschen empfindlich im Hals und hätte Angst, mich in der Nacht zu verkühlen.“
    November nickte, sagte nichts mehr.
    In diesem Moment klingelte das Handy von Blum.
    „ Ich muss leider gehen“, sagte Blum, nachdem er seine SMS gelesen hatte. „Meine Frau fühlt sich etwas unpässlich.“
    Polonski beschloss, sich ihm anzuschließen, und so blieb ich allein mit November. Ich bestellte mir noch ein Bier. Das war die Gelegenheit, November

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