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Das Buch der Verdammnis (German Edition)

Das Buch der Verdammnis (German Edition)

Titel: Das Buch der Verdammnis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunnar Schuberth
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versetzte mir zwei kräftige Ohrfeigen. Sie waren so heftig, dass ich fast vom Stuhl fiel. Hank holte noch einmal aus, doch ich wehrte ab.
    „Das reicht.“
    „ Geht es dir jetzt besser?“
    Die Schläge hatten genau die Wirkung, die ich brauchte. Ich schüttelte kurz den Kopf. Dann war ich klar.
    „Es geht um deinen Kollegen Ralf Bommer“, sagte Gonzo. „Er wird vermisst.“
     
    Seit vier Tagen suchte man nach ihm, wie Brock in wenigen Worten berichtete. Er deutete an, dass die Umstände seines Verschwindens das Schlimmste befürchten ließen.
    Brock erzählte dies mit regungsloser Miene, während seine Kollegin neben ihm saß. Sie hatten beide eine Tasse Kaffee vor sich stehen, hatten aber bisher nicht einen Schluck davon genommen.
    „Gibt es denn schon irgendeine Spur?“, fragte Gonzo.
    Brock sah ihn stumm an. Statt seiner antwortete Melanie Boyles:
    „Über Einzelheiten der Ermittlung dürfen wir keine Auskunft geben."
    Gonzo nickte.
    "Verstehe. Aber Sie glauben, dass Bommer tot ist und es sich um einen Mord handelt. Sonst wären Sie ja nicht hier, Sie von der Mordkommission."
    Gonzo lächelte, als hätte er gerade einen scharfsinnigen Gedankengang a la Sherlock Holmes von sich gegeben. Brock sah entnervt zur Decke. Gonzo blickte auf Melanie Boyles. Er hatte den Gesichtsausdruck, den ich an ihn beobachtete, wenn sich im Fernsehen seine Lieblingspathologin Mary Dunkham mit halb offenem Kittel über ihre Leichen beugte.
    "Müssen Sie auch manchmal Leichen sezieren?" fragte Gonzo. Boyles sah ihn erstaunt an.
    „ Was soll diese Frage?“
    „ Ich meine nur. Weil die Pathologinnen im Fernsehen auch immer so hübsch sind.“
    Brock und Melanie Boyles blickten lange auf Gonzo. Brock machte ein Gesicht, als hätte er eine giftige Kröte im Mund.
    „Glauben Sie mir“, sagte Brock. „Diese Fernsehserien haben mit der Realität nur sehr wenig zu tun.“
    Er holte ein schwarzes Büchlein aus seiner Jackentasche und öffnete es.
    „Vielleicht sollte ich erstmal Ihre Namen aufnehmen.“
    Er sah in die Runde. Gonzo stellte sich als Erster vor.
    „Paul Kowacz“, sagte er. „Ich studiere Psychologie. Ich wohne mit ihm hier zusammen.“ Er deutete auf mich.
    „ Wir sind aber nicht schwul“, sagte Gonzo. Die ganze Zeit lächelte er Melanie Boyles an.
    Brock sah kurz auf, sagte aber nichts.
    „Und Sie“.
    Er wandte sich an Hank.
    "Ich bin auch nicht schwul“, sagte Hank.
    „ Nicht das, ich möchte Ihren Namen wissen.“
    „ Hank Lester. Ich bin nur zu Besuch hier. Ich habe beruflich hier zu tun."
    Brock nickte. Dann kam die Frage, auf die ich die ganze Zeit gewartet hatte.
    "Was sind Sie denn von Beruf?"
    Hank lächelte. "Ich bin ein Dämonenjäger."
    Einen Moment sagte niemand etwas. Vielleicht hatte ja eine günstige Fügung des Himmels die Polizisten geschickt. Vielleicht würde auf diese Weise die Wahrheit herauskommen. Dass Hank tatsächlich der gefährliche Irre war, für den ich ihn hielt. Dass er schon seit Wochen von der Polizei gesucht wurde. Dass wir ungeheuer Glück hatten, dass Brock die harmlose Frage nach dem Beruf von Hank gestellt hatte. Ich wünschte mir so sehr, dass die beiden Polizisten in unserer Küche diese meine Wahrheit endlich bestätigten.
    Doch Brock klopfte nur mit dem Stift gegen sein Büchlein.
    "So, so", sagte er dann. "Ein Dämonenjäger."
    "Ja. Meine Aufgabe besteht darin, Geister und Dämonen der Unterwelt aufzuspüren und zu vernichten. Das klingt interessanter als es ist, glauben Sie mir."
    Brock schwieg, kaute auf seinen Unterlippen, ließ Hank nicht aus den Augen.
    „ Er macht gern Witze über seinen Beruf“, sagte Gonzo. „In Wirklichkeit ist er ein Kammerjäger."
    "Kammerjäger", wiederholte Brock.
    "Er sagt das", sagte Hank, "weil die Wahrheit für Außenstehende so erschreckend ist. Nun gut, wollen wir es Kammerjäger nennen. Ich jage Ungeziefer, das ist richtig."
    Brock hatte seinen Stift in der Hand, schrieb aber nichts. Er klopfte damit gegen den Einband.
    "Können Sie sich vielleicht ausweisen?" fragte er.
    Ich sah gespannt auf Hank. Doch dieser blieb ganz ruhig. Er zog einen alten, zerknitterten Ausweis aus der Hose. Es war ein fremdländischer Pass, vielleicht aus Rumänien oder Moldawien. Brock studierte ihn eingehend, schrieb sich die Personalien ab. Dann gab er Hank das Papier zurück. Keine Miene verriet, was er dachte. Am liebsten hätte ich ihn am Kragen gepackt und gesagt, dass er sich diesen Ausweis genauer ansehen solle. Wenn darauf Hank Lester

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