Das Buch der Verdammnis (German Edition)
waren, saßen wir stumm am Tisch. Ich wagte es nicht, Hank anzusehen.
Ich musste an Brocks Worte denken. Ich habe dich im Auge. Warum hatten sie Hank nur nicht genauer kontrolliert? Jeder, der bei Verstand war, musste doch sehen, dass etwas mit ihm nicht stimmte.
Die Polizei hatte ich als letzte Möglichkeit gesehen, Hank endlich loszuwerden und den Alptraum der letzten Wochen zu beenden. Aber diese Möglichkeit war mir nun versperrt.
Ich sah auf. Die Blicke von Hank und Gonzo waren auf mich gerichtet.
„Du bist auf dem falschen Weg“, sagte Hank. Er sprach leise, in seinen Worten war kein Vorwurf.
„ Für mich bist du das Letzte“, sagte Gonzo. „Die Nummer, die du eben abgezogen hast, war absolut das Letzte.“
Ich sagte nichts, stand auf und ging in mein Zimmer.
4. Teil
„Und das ist Ihr Büro?“
Der Junge vor mir lächelte mich an. Wir saßen in einer großen Küche, das Einzige, was darauf hindeutete, dass es sich um das Büro eines Detektivs handelte, war der große Computer auf dem Tisch. Er war eingeschaltet und der Junge hackte immer wieder auf der Tastatur herum, während wir sprachen.
„Es stört Sie doch nicht, dass ein Apfelkuchen im Backofen ist?“
„ Aber nein“, sagte ich.
„ Vielleicht bleiben Sie ja so lange, bis er fertig ist, dann können Sie etwas probieren.“
„ Vielleicht“, sagte ich.
Der Junge vor mir hieß Anton Mock. Seine Brillengläser waren groß und dick. Er schien fast hinter dem großen Bildschirm des Computers zu verschwinden, seine schwarzen Haare saßen auf seinem Kopf wie ein umgedrehter Nachttopf und der Anzug, in den er sich gezwängt hatte, schien noch aus seiner Konfirmandenzeit zu stammen.
Ich war an ihn über Internetrecherche herangekommen. Er hatte ausgezeichnete Bewertungen erhalten und sein Blog hatte seriös gewirkt. Erst später würde ich erfahren, dass er alle seine Bewertungen selber geschrieben hatte. Aber als ich in seiner Detektivküche saß, waren mir seine Bewertungen egal. Ich war verzweifelt. Ich brauchte jemand, der mir half. Der etwas herausfand über Hank Lester.
„ Darf ich raten“, sagte Mock. „Sie haben mich über das Internet gefunden.“
„ Sie hatten sehr gute Bewertungen.“
„ Ja.“ Er lächelte selbstzufrieden. „Meine Klienten sind immer mit mir zufrieden.“
Er stand auf einmal auf, ging zu dem Backofen und schaute durch das Glas auf den Kuchen.
„Er ist gleich fertig“, sagte er und setzte sich wieder.
Er sah mich an, beugte sich nach vorne, wie um anzudeuten, dass jetzt seine ganze Konzentration mir gehörte.
„Was kann ich denn nun für Sie tun?“
Ich holte aus meiner Jackentasche ein Heft der Hank-Lester-Reihe und legte es vor ihn auf den Tisch. Ich zeigte auf das Coverbild von Hank.
„Ich möchte, dass Sie herausfinden, wer dieser Mann ist.“
Mock blickte auf das Coverbild, dann auf mich. Sein Blick verriet es. Er hielt mich für durchgedreht.
„Ich weiß, dass das etwas verrückt klingt“, sagte ich. „Ich bin der Autor dieser Heftreihe. Peter von Hellsinki, das bin ich. Ich schreibe unter diesem Pseudonym, weil ich nebenher auch noch andere Literatur schreibe.“
Mock nickte. „Verstehe.“
„In letzter Zeit sind ziemlich verrückte Dinge passiert. Und ich muss herausfinden, was dahintersteckt. Angefangen hat alles, indem ein Typ aufgetaucht ist, der diesem Coverbild verblüffend ähnlich sieht. Er behauptet, er würde Hank Lester heißen und wäre ein Dämonenjäger. Ich denke, dass da irgendein Hardcore-Fan der Reihe durchgedreht ist und mir ans Leder will. Mein Auftrag ist im Grunde ganz einfach. Finden Sie heraus, wer der Mann ist, der sich als Hank Lester ausgibt.“
Mock blickte nachdenklich auf das Coverbild.
„Wissen Sie denn, wo er sich im Augenblick befindet.“
„ Er hat sich bei mir eingenistet. Aber im Grunde ist er die ganze Zeit unterwegs. Vor allem nachts treibt er sich in der Gegend rum. Was er da genau macht, ich habe keine Ahnung. Aber ich könnte mir vorstellen, dass er mit diesen Gerüchten rund um den Dianapark zu tun hat. Sie haben doch sicher davon gehört.“
„ Natürlich, ich bin über alle diese Vorgänge bestens informiert. Überhaupt über alles, was in dieser Stadt vor sich geht.“
„ Das ist gut“, sagte ich.
In diesem Moment erschien eine Frau in einem grünen Morgenmantel an der Tür. Sie blieb einen Moment überrascht stehen. Sie hatte ein gutmütiges Gesicht, auf ihrem Kopf waren die Haare zu einer abenteuerlichen
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