Das Buch der Verdammnis (German Edition)
Eine kalte Hand, die meinen Knöchel umklammert hielt. Ich schaute nach unten, aber ich konnte nichts sehen, denn auf einmal war alles dunkel um mich. Ich hörte eine Stimme: "Mann, wach auf, wach doch endlich auf."
Die Hand schüttelte meinen Fuß und ich öffnete die Augen. Ich war wieder in meinem Zimmer, in meinem Bett und sah in die Augen des Clowns.
"Na endlich, ich hab gedacht, du wachst überhaupt nicht mehr auf."
Ich blickte ihn starr an. Das musste immer noch ein Traum sein, eben noch war ich in der kleinen Flussbar gewesen. Ich hatte Helen getroffen. In dem Moment, als sie mir alles erklären wollte, hatte mich der Clown unterbrochen.
"Was schaust du so blöde?", fragte der Clown.
Ich musste nur aufwachen, dann würde der Clown verschwinden, dann würde ich wissen, dass alles nur ein Traum war. Ich musste die Augen aufmachen, aber sie waren schon offen.
"Geh weg", sagte ich. "Du bist nur ein Traumbild. Geh weg."
Doch der Clown ging nicht weg. Seine Hand fühlte sich unangenehm kalt an. Endlich ließ er meinen Fuß los und baute sich vor mir auf. Ich richtete mich im Bett auf.
"Wenn du glaubst, dass das ein Traum ist, so hilft vielleicht das."
Ehe ich etwas sagen konnte, holte er aus und versetzte mir zwei kräftige Ohrfeigen. Meine Wangen brannten, so heftig hatte er zugeschlagen.
Die Ohrfeigen holten mich zurück aus der Traumwelt meines Schlafs. Die Konturen im Halbdunkel meines Zimmers wurden klarer. Der Clown starrte mich noch immer an. Er trug wie immer seinen roten Frack, seine schwarzen Hosen und die großen, breiten Hosenträger.
"Was soll das? Wie sind Sie in mein Zimmer gekommen?"
"Wir haben keine Zeit für Erklärungen. Ich muss gleich wieder weg. Also hör mir gut zu."
Er blickte mich ernst an. Ich überlegte, ob ich schreien sollte. Aber er sah nicht aus, als wollte er mir etwas tun. Vielleicht sollte ich nur einfach warten, dass die Figur von selbst wieder verschwinden würde.
"Leider hast du das Ganze bisher grandios versaut. Jetzt ist alles viel schwieriger geworden. Ich hab da etwas gedreht. In der nächsten Nacht ist das magische Buch unbewacht. Diese Chance musst du nutzen.“
"Welche Chance und welches Buch?"
"Es ist jetzt keine Zeit für Erklärungen. Das Buch ist jetzt im Keller der Verdammnis."
"Was?"
"Folge den Quarkschnitten."
Folge den Quarkschnitten. Was sollte das? Ich hatte es mit einem völlig Verrückten zu tun.
"Könnten Sie das vielleicht etwas genauer erklären. Ich verstehe nur Bahnhof."
"Ich habe keine Zeit für Erklärungen. Ich muss gleich gehen." Er wandte sich zur Tür und öffnete sie. Er drehte sich noch einmal um. "Folge den Quarkschnitten." Mit diesen Worten ging er.
Ich erwachte um halb zehn. Auf meinen Kopf lag ein dumpfer Druck, als wollte der Schlaf noch nicht weichen.
Ich schaute an die Decke und versuchte, klar zu werden. Dann fiel mir wieder der Clown ein. War er wirklich hier gewesen? Das musste doch ein Traum gewesen sein. Ich spürte ein leichtes Ziehen in der Wange.
Im Bad sah ich, dass meine rechte Backe gerötet war. Waren das die Spuren der Ohrfeigen, die mir der Clown gegeben hatte? Oder hatte ich mich selbst im Schlaf geschlagen?
Folge den Quarkschnitten. Was sollte das bedeuten? Es war einfach zu verrückt gewesen. Ich entschied mich dafür, schlecht geträumt zu haben.
In der Küche schenkte ich mir kalten Kaffee von gestern in eine Tasse und stellte sie in die Mikrowelle. Ich wartete, bis das Klingeln der Mikrowelle anzeigte, dass der Kaffee heiß war. Ich nahm die Tasse heraus, gab etwas Milch zum Kaffee und setzte mich an den Tisch. Gonzo schien noch zu schlafen. Dann klingelte das Telefon. Es dauerte einige Zeit, bis ich es gefunden hatte. Es lag im Bad neben der Wanne. Das war sicher wieder Gonzo gewesen. Warum konnte er das Telefon nicht in die Halterung zurückstellen?
"Hallo."
"Hallo, hier ist Meike."
Ich war noch immer nicht ganz wach und brauchte einige Zeit, bis ich kapierte. Meike von Hardenberg, meine Kollegin.
"Ich ruf an wegen meiner Lesung. Sie findet heute Abend statt, in der Buchhandlung Growohlt. Ich wollte dich noch einmal daran erinnern."
Meikes Lesung. Das hatte ich total vergessen.
„Heute Abend“, sagte ich. „Heute Abend ist es ganz schlecht.“
"Sind es wieder deine Hämorrhoiden?"
"Hämorrhoiden?"
"Ja, bei meinen letzten beiden Lesungen hattest du so große Probleme mit deinen Hämorrhoiden. Deshalb konntest du nicht kommen."
"Ja", sagte ich. "Meine Hämorrhoiden. Sie tun mir
Weitere Kostenlose Bücher