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Das Buch der Zeit Band 2: Die Sieben Münzen

Das Buch der Zeit Band 2: Die Sieben Münzen

Titel: Das Buch der Zeit Band 2: Die Sieben Münzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guillaume Prevost
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geschafft hatte, die römischen und die griechischen Götter auseinanderzuhalten . . .
    »Aber das Leben in der Stadt ist nichts für mich, wie es scheint«, vertraute Metaxos Sam an. »Die Priester haben es mir erklärt. Ich bin wie meine Tiere. Ich brauche nur den Himmel, die Pflanzen und meinen Hund bei mir. Aber ich bin ein guter Hirte, jawohl, das bin ich! Der beste in ganz Delphi! Und ich bewahre meine schönsten Ziegen immer für den Tempel auf!«
    Samuel hatte plötzlich Mitleid mit dem Hirten. Metaxos war nicht verrückt, nur unendlich einsam.
    »Ich muss unbedingt meinen Vater finden«, raunte er dem Jungen zu.
    Plötzlich schien der Hirte ihn zu verstehen.
    »Natürlich musst du deinen Vater wiederfinden, Samos. Schließlich hast du schon deine Mutter verloren . . . Komm, komm mit in meine Hütte.«
    Er zog einen Zweig aus dem Feuer und entzündete eine kleine Tonlampe direkt neben der Tür. Sie betraten die bescheidene Behausung, die aus Astwerk und einer Art grobem Lehm errichtet war. Es gab im Ganzen zwei Räume. In dem einen befand sich in der Mitte eine steinerne Feuerstelle, in dem zweiten konnte der Hirte, wie er erklärte, kranke Tiere anbinden oder Tiere, die im Begriff waren, Junge zu bekommen. Wäre Tante Evelyn dabei gewesen, hätte sie mit Sicherheit sofort ihr Raumspray gezückt: Der vorherrschende Geruch kam dem im Affenkäfig im Zoo von Saint Mary sehr nahe.
    Im hinteren Teil leuchtete Metaxos auf eine Ansammlung von Gegenständen, die auf den ersten Blick nach einem Müllhaufen aussah: Muschelschalen, verbogene Eisenteile, Stofffetzen – sie schien ihm anscheinend jedoch sehr wichtig zu sein.
    »Dort bewahre ich all meine Schätze auf! Sieh mal!«
    Er bückte sich und brachte aus dem Durcheinander ein paar scharfkantige Bruchstücke aus einem harten grünen Material zum Vorschein.
    »Siehst du, Samos, die hat dein Vater hiergelassen! Jaja, dein Vater!«
    Samuel hielt die Stücke ins Licht der Flamme: Plastik, grüne Plastikstücke.
    »Hatte er viele davon?«
    »Mehr als ich Finger an meinen Händen habe! Später, als er wiedergekommen ist, hat er alles mit dem Fuß zertreten. Überall lag seine komische Keramik verstreut. Aber ich habe ihn beobachtet, ja, ich habe alles gesehen! Auch das, was ich nicht sehen sollte!«
    »Und was hast du gesehen, Metaxos? Mir kannst du es doch sagen, oder?«
    Die Züge des Hirten verdüsterten sich wieder.
    »Nein, nein, ich darf nichts sagen, das habe ich versprochen. Schweigen wie ein Grab, sonst. . .«
    Er warf einen unruhigen Blick nach draußen, als habe er Angst, belauscht zu werden. Dann zeigte er wieder auf die Plastikstücke.
    »Aber das darf ich dir doch zeigen, Samos, nicht wahr? Das ist nicht dasselbe, oder?«
    »Ist es das, was mein Vater in dem Stein mitgebracht hat?«
    »Jaja, du musst doch sein Sohn sein, wenn du davon weißt. Er ist mit diesem grünen Ding angekommen!« »Und gab es da noch etwas anderes?«
    Metaxos zögerte und schielte wieder nach draußen zu den Olivenbäumen, dann verschwand seine Hand erneut in dem Gerumpel. Er zog einen Metallstab hervor und reichte ihn Sam mit seltsam ehrerbietigem Ausdruck.
    »Ich habe das Geräusch genau gehört, weißt du. Oh, ja, mit meinen beiden Ohren! Ein solches Geräusch konnte nur von den Göttern kommen, das ist sicher!«
    Samuel rollte den Gegenstand in seiner Handfläche hin und her. Ein Bohrer. Ein Bohrer aus einer Bohrmaschine .. . Wahrscheinlich ein kabelloses Modell. Für das man keinen Strom mehr brauchte, wenn es einmal aufgeladen war. Was hatte sein Vater in dieser Welt mit einer Bohrmaschine vorgehabt?
    »Er hat dir die beiden Widderköpfe gegeben, damit du keinem davon erzählst, nicht wahr?«
    Metaxos verschloss seinen Mund mit der Hand, als habe man ihm verboten zu antworten. Er hätte sich nicht deutlicher ausdrücken können.
    »Und dieses grüne Ding, das er mitgebracht hatte, machte einen solchen Lärm? Hast du . . . Hast du vielleicht noch andere Dinge von meinem Vater aufbewahrt?«
    Der Hirte richtete seinen Blick verstohlen auf die gegenüberliegende Seite des Raumes. Auf einer halb verfallenen Holztruhe – sie sah aus, als sei sie nach dem Untergang eines Schiffes an Land gespült worden – lag eine Art Puppe, ganz in Grau gekleidet. Samuel nahm die Lampe, um sie aus der Nähe zu betrachten. Es war eine etwa fünfzehn Zentimeter große Tonfigur, mit angedeuteten weiblichen Formen und kaum erkennbaren Gesichtszügen. »Ich habe sie selbst gemacht«, erklärte Metaxos

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