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Das Buch der Zeit Band 2: Die Sieben Münzen

Das Buch der Zeit Band 2: Die Sieben Münzen

Titel: Das Buch der Zeit Band 2: Die Sieben Münzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guillaume Prevost
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voller Stolz.
    »Sie ist. . . sie ist sehr hübsch geworden. Meinen Glückwunsch. Ist es eine Frau?«
    »Oh ja, aber sie ist noch viel mehr. Es ist meine Mutter!«
    »Deine Mutter? Ich dachte, deine Eltern hätten dich ausgesetzt?«
    »Es ist meine neue Mutter, die, die mich beschützt. Meine Mutter aus Delphi, wollte ich sagen. Manchmal versuche ich, zu ihr zu gehen, aber eigentlich darf ich das nicht . . . Argos passt auf meine Ziegen auf, wenn ich nicht da bin.«
    Sein Gerede wurde immer verworrener, irgendwie schien seine »Mutter aus Delphi« diesen Zustand auszulösen.
    »Wie heißt sie?«
    »Man nennt sie nicht. . . nicht beim Namen. Es ist. . . es ist das Orakel, verstehst du?«
    »Das Orakel?«
    »Du weißt nicht, was das Orakel ist, Samos? Das Orakel von Delphi? Dein Vater kannte es.«
    »Ja, das Orakel, natürlich«, verbesserte sich Sam, obwohl er nicht die geringste Ahnung hatte, wovon die Rede war. »Ich bin nur etwas überrascht. Das Orakel ist ja nicht irgendwer!«
    »Das kannst du wohl laut sagen! Aber sie hat mich gern, das ist wahr. Und diese Tunika«, setzte er hinzu und streichelte die Puppe, »die hat dein Vater geschneidert. Er hat sich gut darauf verstanden, nicht wahr?«
    Er schien damit vor allen Dingen ein Mittel gefunden zu haben, das Vertrauen des Hirten zu erlangen – über die zwei Widderköpfe hinaus, die er, Gott weiß wo, aufgetrieben haben musste, denn ehrlich gesagt: Wer begibt sich schon mit zwei Widderköpfen auf Zeitreise?
    »Du kannst sie nehmen, wenn du willst«, fuhr Metaxos fort, »bestimmt ist sie für dich auch gut.«
    Vorsichtig nahm Samuel die kleine rundliche Figur in die Hand. Ihr Kleid war aus grobem Leinenstoff geschnitten, der dem, den er selbst gerade trug, sehr ähnelte. Noch ein Hinweis. Als er das Orakel drehte, entdeckte er auf den Stoff gezeichnete Punkte und Striche.
    »Hat mein Vater die gemalt?«
    »Das? Oh ja, er ist sehr geschickt mit den Händen, sehr geschickt. Soll ich es dir zeigen?«
    Er löste das Band, das die Tunika auf dem Rücken der Statue zusammenhielt, und reichte sie Sam. Ausgebreitet hatte das Kleid eine rechteckige Form, ungefähr in DIN-A4-Größe, mit Löchern für den Kopf und die Arme. Mit schwarzer Kohle war eine Folge kleiner Quadrate auf den Stoff gezeichnet, dazu Punkte und Buchstaben, die Sam nicht entziffern konnte.
    »Weißt du, was das bedeutet?«
    »Oh nein, ich kann nicht lesen. Die Priester haben einmal versucht, es mir beizubringen, aber . . .«
    Es sah aus wie dicht aneinandergereihte Häuschen mit Pfeilen und Hinweisen. Ja, es musste sich um einen Plan handeln, in den zur Orientierung so etwas wie Straßennamen eingezeichnet waren. Sam überlegte gerade, ob es sich wohl um ein Stadtviertel von Delphi handelte, als Argos draußen anfing laut zu bellen. Metaxos stürzte zur Tür: Eine Gruppe mit Stöcken bewaffneter Männer kam den Weg zur Hütte herauf. »Metaxos, oh, du bist da? Hab keine Angst, mein Junge, wir wollen dir nichts Böses! Wir möchten dir nur ein paar Fragen stellen . . .«
    »Es ist der gute alte Priester«, hauchte Metaxos, »er kommt, um mich zu holen! Er glaubt, dass ... Er glaubt, dass . . .«
    Er zitterte am ganzen Körper, so sehr, dass er seinen Satz nicht beenden konnte.
    »Was glaubt er?«, versuchte Sam ihn zu einer Antwort zu bewegen.
    Doch der Hirte wich nur in den hintersten Winkel seiner Hütte zurück, während die Gruppe von Männern näher kam.
    »Oh, Metaxos, wir wissen, dass du da bist! Deine Tiere sind da und dein Hund auch! Sei nicht kindisch!«
    Samuel fand es sicherer einzuschreiten:
    »Er ist da, er versteckt sich nicht!«
    Ein halbes Dutzend Männer, allesamt bärtig und mit wettergebräunter Haut, in dieselben Tuniken gekleidet wie Metaxos – wenngleich die ihren sauberer waren -, durchquerte den Olivenhain. Der älteste von ihnen, dem die weißen Haare bis auf die Schultern reichten, war zweifellos der »gute alte Priester«. Er kam bis zur Tür und musterte Sam.
    »Wer bist denn du?«
    »Ich bin ein Freund von Metaxos. Er kommt gleich.«
    »Ich habe dich hier noch nie gesehen. Wie ist dein Name?«
    »Das ist Samos«, sagte da der Hirte, der mit einem Mal vor seiner Hütte aufgetaucht war. »Einer von meinen Freunden, oh ja! Samos von Samos!«
    »Samos von Samos?«, wiederholte der Alte. »Deine Eltern hatten wohl gar keine Fantasie. Aber ich muss mit Metaxos reden. Komm ein bisschen näher, mein Junge.«
    Er schien aus irgendeinem Grund verstimmt zu sein. Auch die anderen

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