Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Buch der Zeit Band 2: Die Sieben Münzen

Das Buch der Zeit Band 2: Die Sieben Münzen

Titel: Das Buch der Zeit Band 2: Die Sieben Münzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guillaume Prevost
Vom Netzwerk:
Knallfrösche geworfen, um ihnen Angst zu machen.«
    »Knallfrösche?«
    James Faulkner verzog das Gesicht und betastete seine geschwollene Oberlippe.
    »Ihr habt sie mit Knallfröschen in die Flucht gejagt? Das ist gut! Und wie seid ihr hereingekommen?«
    »Durch die Tür«, versicherte Lili, die ihre Hand noch auf der Klinke hatte. »Übrigens wäre es vielleicht sicherer, das Gitter ganz herunterzulassen.«
    »Nein. Meine . . . meine Frau ist im Kino, sie kommt in Kürze zurück.«
    Dann erst erfasste er das ganze Ausmaß der Schäden.
    »Diese Hunde! Sie haben alles zerstört! Ich . .. ich werde den Bürgermeister anrufen! Ja, und die Leute von der Zeitung! Damit endlich jeder weiß, was in dieser Stadt vorgeht! Und die Polizei! Sie können doch nicht so tun, als wäre ich Luft, oder! Aua!«
    Er schwankte und ließ sich erst einmal auf den Schemel hinter der Registrierkasse sinken. Irgendwie kam Sam das Bild sehr vertraut vor. Schließlich hatte er diesen Mann mindestens schon zwei- oder dreimal auf einem Foto gesehen, in einem von Grandmas Alben, wenn er ihr zuliebe so getan hatte, als würden ihn die alten Familienbilder interessieren. Einem Schwarz-Weiß-Foto, das einen Feinkosthändler in seinem Kittel zeigte, durchschnittlich groß, mit einem an den Enden hochgezwirbelten Schnurrbart, der etwas steif im Ladeneingang posierte. In Wahrheit ein vollkommen Fremder. Es war zwar die eine oder andere Anekdote gelegentlich über ihn erzählt worden, Sam erinnerte sich jedoch nur halb daran. Es gab da eine Geschichte mit einem Hund, der während des Ersten Weltkrieges aus einem Schützengraben entwischt war, und eine andere vom Tag seiner Hochzeit, an dem er sich nicht gerade von seiner besten Seite gezeigt hatte, eine Flasche in der Hand und das Jackett mit Schlagsahne beschmiert. Und jetzt hockte er dort leibhaftig vor ihnen!
    »Wir können Ihnen beim Aufräumen helfen«, schlug Sam vor.
    »Ja, vielen Dank. Wenn Ketty das Durcheinander hier sieht, wird sie außer sich sein vor Sorge. Dahinten im Schrank sind Putzlappen und . .. Ich werde euch natürlich ein paar Münzen dafür geben!«
    Sam und Lili sahen sich nur wortlos an. Dann machten sie sich mit Besen und Scheuertuch an die Arbeit – Samuel überlegte, ob es Schicksal war, dass er, egal in welcher Epoche, stets irgendetwas sauber machen musste! -, während James Faulkner sein Gesicht mit Wasser betupfte und mit so vielen Pflastern beklebte, dass er aussah wie eine Mumie.
    Ungefähr nach einer Viertelstunde, als Lili bereits vor lauter Anstrengung keuchte, klopfte jemand von draußen an das Metallgitter.
    »Papa, Papa! Wir sind wieder da. Das Kino ist zu Ende! «
    James Faulkner kurbelte das Gitter ein Stück hoch, und ein kleiner Junge sprang ihm lachend in die Arme.
    »Das war lustig, Papa! Schade, dass du nicht mit warst! Charlie hat sie alle verhauen!«
    Samuel spürte, wie sein Herz sich zusammenzog: Das war Grandpa! Ihr Grandpa!
    »Was ist denn mit deiner Nase passiert?«
    Ein siebenjähriger Großvater, noch ein kleiner Junge!
    Das war zu viel für Lili: Sie machte einen Schritt rückwärts, seufzte pfeifend wie ein erschlaffender Luftballon und fiel mit weit aufgerissenen Augen auf einem Sack weißer Bohnen in Ohnmacht.
     
    XIV.
    41,7°
     
    Das Fieber hielt zwei Tage und zwei Nächte an. Lili war kochend heiß, ihre hochroten Wangen und die Stirn glühten, und sie bekam vor lauter Schüttelfrost und Zähneklappern kein Wort heraus. Der eilig herbeigerufene Notarzt untersuchte sie eingehend und stellte nach vielfachem Stirnrunzeln und verblüfften Ausrufen fest, dass er ratlos war. Nichts im Rachen, nichts in den Lungen, weder geschwollene Lymphknoten noch eine erkennbare Entzündung – ein medizinisches Rätsel.
    »Ich kann nichts für sie tun«, stellte er mit resigniertem Schulterzucken fest.
    In der zweiten Nacht sah es wirklich so aus, als würde Lili nicht durchkommen: Trotz feuchter Tücher und kühlender Umschläge kletterte das Fieber auf über 41 °C, eine Temperatur, die normalerweise kein Organismus lange aushält. Man hatte sie im Gästezimmer untergebracht – die Faulkners bewohnten die komplette Etage über dem Laden -, und Sam schlief zu ihren Füßen auf einem Deckenlager. Er fragte sich, ob dieses unerklärliche Fieber womöglich eine Auswirkung ihrer Zeitreise war. Vielleicht vertrug Lili diese Zeitsprünge einfach nicht? Oder war sie schon zu lange aus ihrer eigentlichen Zeit fort? Vielleicht lehnte sich ihr Körper gegen diesen

Weitere Kostenlose Bücher