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Das Buch der Zeit Band 2: Die Sieben Münzen

Das Buch der Zeit Band 2: Die Sieben Münzen

Titel: Das Buch der Zeit Band 2: Die Sieben Münzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guillaume Prevost
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gleichen. Zum Schluss brachte der Gott Imhotep bei, wie er die Steine behauen musste, um seine Suche fortsetzen zu können, wo immer er sich gerade befand. So machte sich Imhotep vor Sonnenaufgang auf den Weg durch die Zeiten.«
    Setni unterbrach seinen Bericht, öffnete seinen Lederbeutel und zog ein dünnes Bündel aus zusammengerolltem Papyrus hervor.
    »So ungefähr muss die Rolle des Thot ausgesehen haben.«
    Die Blätter waren tiefgelb gefärbt, verblichen und altehrwürdig, mit schwarzen Schriftzeichen, die sich in der Tat in regelmäßigen Abfolgen von dreißig oder vierzig Zeichen wiederholten.
    »Etwas in der Art haben wir auch«, bemerkte Sam, »ein >Buch der Zeit< mit rotem Einband und identischen Seiten.«
    »Wisst ihr, wo dieses Buch sich momentan befindet?«
    »Ja, im Zimmer meiner Cousine, nehme ich an . . .«
    Setni sagte zwar nichts, doch die Antwort schien ihn nicht gerade froh zu stimmen.
    »Und wie geht sie weiter?«, wollte Lili wissen. »Wie bitte?«
    »Die Geschichte von Imhotep und Neferure, wie geht sie weiter?«
    »Ach, die? Ja, also, ich weiß es nicht.«
    »Was soll das heißen? Ihr versprecht, uns die Legende von Djoser zu erzählen, und hört einfach mittendrin auf?«
    Ein schalkhaftes Glitzern trat in die Augen des alten Mannes.
    »So habe ich das aber auch nicht gesagt. Die Wahrheit ist, dass ich euch nicht von Imhoteps sieben Reisen erzählen kann, weil sein schriftlicher Bericht in den Wirren der Invasion der Hyksos, eines barbarischen Volkes aus dem Osten, verloren gegangen ist. Man nimmt an, dass er, wie so viele andere Dinge, außerhalb Ägyptens in alle Winde verstreut wurde . . . einzig eine Kiste mit an die zehn Schrifttafeln konnte gerettet und im Tempel des Amun versteckt werden.«
    »Wo Ihr sie wiederentdeckt habt«, schloss Sam.
    »Ja, ein Jahr nachdem ich Hohepriester geworden war. Das Interessante an diesen Tafeln war, dass sie genau erklärten, wo sich der Stein des Thot befand und wie man ihn benutzt.«
    Doch damit wollte Lili sich nicht abspeisen lassen.
    »Und Neferure?«
    »Neferure? Imhotep gelang es, das Mittel zu beschaffen, das sie so dringend brauchte. Antibiotika aus Eurer Zeit, nehme ich an. Und wie er es versprochen hatte, ließ Djoser von Imhotep ein Bauwerk errichten, wie man es bis dahin noch nie gesehen hatte: eine Pyramide aus Stein. Die erste Pyramide Ägyptens! Auch wenn es mittlerweile in Vergessenheit geraten ist: Bevor der Pharao Djoser darin sein Grab fand, war sie dem Gott Thot gewidmet. Neferure hatte ein langes und glückliches Leben, sie hat nie etwas von der wahren Heldentat ihres Arztes erfahren . . .«
    »Imhotep hat sieben Reisen unternommen«, sagte Sam nach einer Weile, »und Ihr?«
    »Viel, viel mehr . . . Wie alt schätzt ihr mich?«
    »Sechzig oder fünfundsechzig?«, meinte Lili.
    »Ich bin siebenundvierzig. Was ihr in meinem Gesicht seht, sind die Spuren von all dem Leid und Elend der unzähligen Leben, denen ich begegnet bin. Die Welt ist grausam, in welchem Jahrhundert auch immer . . .«
    »Warum reist Ihr dann immer noch?«
    »Weil ich keine Wahl habe. Als Hüter der Sonnensteine muss ich über sie wachen und sicherstellen, dass niemand sie zu schändlichen Zwecken benutzt. Ich habe sogar angefangen, eine Karte anzulegen mit dem Standort jedes Steins in der entsprechenden Epoche. Sie ist schon sehr weit fortgeschritten, seht her . . .«
    Er zog eine weitere Schriftrolle aus seinem Beutel hervor, die er mit gewissem Stolz vor ihnen ausbreitete. Die Grenzen der Meere und Kontinente waren grob skizziert – sicher so, wie Setni sie sich vorstellte -, ungefähr zehn einzelne Stellen waren besonders gekennzeichnet, in Schwarz und Rot. Man konnte erraten, wo es Berge gab – dunkelgrün -, die blauen Linien größerer Flüsse ausmachen – der Nil war mit Abstand am besten zu erkennen -, einzelne Punkte mit Bezeichnungen, die Städte sein konnten oder genauere Angaben über die betreffende Epoche. Darüber hinaus waren einige mit einer feinen Nadel eingestochene Löcher sichtbar. Das Ganze war so eigenwillig angelegt, dass es – abgesehen davon, dass es sehr hübsch aussah – eigentlich unlesbar war. Wenn man der Darstellung auf Setnis Karte glauben wollte, so war die Erde eine bunte Ansammlung von Inseln mit ungenauen Umrissen, von der einige wenige Zonen erforscht waren, es den überwiegenden Rest jedoch noch zu entdecken galt.
    »Wie viele Sonnensteine gibt es auf Eurer Karte?«
    »Ich habe an die fünfzig gezählt.«
    »An die

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