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Das Buch der Zeit Band 2: Die Sieben Münzen

Das Buch der Zeit Band 2: Die Sieben Münzen

Titel: Das Buch der Zeit Band 2: Die Sieben Münzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guillaume Prevost
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war, und machte ein paar vorsichtige Schritte, um zu sehen, ob die Holzdielen auch nicht einbrachen. Drinnen kämpfte er sich durch einen Wirrwarr aus Steinblöcken, Zweigen, Schlingpflanzen und Spinnweben. Eine Treppe, auf der die obersten Stufen fehlten, führte in ein nicht mehr vorhandenes Stockwerk darüber. Dahinter öffnete sich ein Raum, dessen einzige Lichtquelle eine Schießscharte war. Hier lichtete sich das Durcheinander etwas. Auf der linken Seite gab es sogar einen sauber aufgeschichteten Steinhaufen. Als Sam die Stelle näher untersuchte, entdeckte er im Boden einen Spalt, der auf eine Falltür hindeutete. Die Oberfläche der Platte war offenbar vor Kurzem, oder jedenfalls vor nicht allzu langer Zeit, sauber gefegt worden. An der Seite lag sogar ein alter verrosteter Riegel. Jemand musste hier gewesen sein.
    Samuel hielt nach einem Gegenstand Ausschau, mit dem er die Bodenklappe anheben konnte, und entdeckte unterhalb der Schießscharte einen verbogenen Eisenstab. Als er gerade danach greifen wollte, fiel sein Blick auf zwei in die Mauer geritzte Zeichen: AF. Allan Faulkner . .. Sein Vater hatte ihm einen Hinweis hinterlassen! Er war auf der richtigen Spur!
    Mit schlotternden Knien nahm Sam den improvisierten Hebel zur Hand und machte sich an die Arbeit. Nach zwei fruchtlosen Versuchen gelang es ihm, die Platte anzuheben und nach hinten umzuklappen. Vor ihm gähnte ein abgrundtiefes Loch, in dem es finster war wie in einem Brunnenschacht. Er streckte die Hand hinein und stieß nach ungefähr fünfzig Zentimetern auf eine Metallstange. Anscheinend stand eine Art Höhlenforscher-Test auf dem Programm ... Er überlegte kurz, ob er hinter sich die Klappe wieder schließen sollte, entschied sich jedoch dagegen, um sich für den Fall eines überstürzten Rückzugs den Fluchtweg freizuhalten.
    Sam kletterte etwa zehn Sprossen nach unten, bevor er wieder festen Boden unter den Füßen spürte. Fünf Meter Tiefe, schätzte er. Danach folgte sofort ein Tunnel, aus dem ihm ein modriger Geruch nach Feuchtigkeit und Schimmel entgegenströmte. Vor allem sah man nicht einmal die Hand vor Augen ... Er atmete tief durch und machte einen ersten vorsichtigen Schritt. Immer dicht an der Wand des Tunnels entlang tastete er sich Stück für Stück weiter. Einige Male streiften seine Finger etwas Behaartes, das fiepend davonhuschte, und er musste sich sehr zusammenreißen, um nicht selbst panisch die Flucht zu ergreifen. Nach einiger Zeit schien der Tunnel zu Ende zu sein, und er tastete eine ganze Weile im Dunkeln die Wände ab, bis er zu seiner Rechten auf halber Höhe eine Stufe entdeckte. Eine Treppe . . . Sicherheitshalber kletterte er auf allen vieren weiter, denn die Stufen waren unregelmäßig und äußerst rutschig. Um sich Mut zu machen, zählte er im Kopf mit: eine, zwei, drei... Bei einhundertfünfundsechzig stieß er mit dem Knie gegen einen Gegenstand, der mit lautem Getöse in die Tiefe gestürzt wäre, wenn er ihn nicht im letzten Moment reflexartig festgehalten hätte. Es fühlte sich an wie ein dicker Zylinder aus gebürstetem Stahl mit einer unbeweglichen Kappe. Nicht sehr mittelalterlich, dieses Material . . . Hatte vielleicht sein Vater das Ding hier verloren, als er vor fünf oder sechs Monaten versucht hatte, in die Festung von Vlad Tepes einzudringen? Das würde bedeuten, dass diese geheime Treppe nur sehr selten benutzt wurde. Umso besser.
    Er setzte seinen Aufstieg fort. Immer häufiger musste er einen Moment anhalten, um Atem zu schöpfen. Nach der dreihundertsten Stufe kam er mit dem Zählen durcheinander und versuchte, an etwas Angenehmeres zu denken, wie zum Beispiel an den ersten gemeinsamen Abend mit seinem Vater in Saint Mary. Pizzeria? Bowling? Kino? Nein, doch lieber ein ruhiger Abend mit ein paar Sandwiches vor dem Fernseher. Eine ganze normale Szene eines ganz normalen Familienalltags, das war es, wonach Sam sich sehnte!
    Die Treppe endete vor einer niedrigen Tür mit dicken Eisenbeschlägen. Sooft Sam auch mit den Fingerspitzen über die Tür tastete, nirgends fand sich ein Türgriff, ein Schloss oder eine Türangel. Er versuchte, sie mit aller Kraft aufzudrücken, aber sie gab nicht das kleinste bisschen nach, als wäre sie fest in den Felsen eingemauert. Wenn er nur etwas Licht hätte! Nun denn, tief durchatmen und nicht in Panik verfallen. Er fing an, die Tür ein zweites Mal genau zu untersuchen. Am äußersten Rand der Platte stieß er plötzlich auf eine Art Spurrinne. Die Tür

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