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Das Buch des Kurfürsten: Historischer Roman (German Edition)

Das Buch des Kurfürsten: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Buch des Kurfürsten: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlene Klaus
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Entfernung ebenfalls heraufmühte. Auch ihm lief Blut übers Gesicht. Äste knackten, Nebel fiel als sachte Dämmerung zwischen die Stämme. Dennoch sah er, womit Zimtfresse auf ihn zielte. Eine winzige Armbrust.
Damo
! Er duckte sich, huschte von Stamm zu Stamm, verbarg sich hinter einem, schöpfte kurz Atem, sah um sich. Ein Geschützbolzen krachte in den Stamm. Ryss hastete weiter hangaufwärts. Gesträuch zerrte an seinem Umhang. Dickicht war ihm im Weg. Er schlug Haken. Gelangte an eine ebene Fläche, etwa zehn auf zehn Schritt, zertrampelt, zerfurcht, ein Kampfplatz wahrscheinlich. Jenseits davon bildeten die Bäume eine Wand aus grauschwarzen Stämmen und Unterholz, umwabert von nebligen Schatten. Rasch sah er sich um. Dass er hatte anhalten, anlegen und zielen müssen, hatte Zimtfresse aufgehalten und Abstand zwischen sich und ihn gebracht. Ryss stolperte weiter. Der breitgetrampelte Platz würde es schwer machen zu erkennen, in welche Richtung er geflohen war. Aber er musste die andere Seite erreichen, bevor der Armbrustschütze ihn einholte. Er gab ansonsten eine gar zu treffliche Zielscheibe ab. Also voran! Bevor er sich zwischen die dicht stehenden Stämme schlug, wagte er noch einen Blick zurück. Der graugrüne Umhang ließ den Mann fast mit seiner Umgebung verschmelzen. Aber Ryss sah ihn – und der andere sah ihn auch. Er war an einer anderen Stelle aus dem Gehölz gebrochen, näher jetzt als zuvor. Ryss hastete los. Überraschend bot ihm eine Anhäufung von Felsbrocken Schutz, die aus dem Nichts vor ihm aufragten. Etwa zwei Mann hoch. Er stapfte darauf zu. Zwischen den beiden größten klaffte ein Spalt, durch den Ryss sich hindurchzwängte. Hier, in diesem Hohlraum, lag wenig Schnee, und Ryss suchte den Boden nach Geröll ab. Er hatte Glück. Packte zwei größere und einige kleinere Steine wie zuvor in den angehobenen Mantel. Er sah, dass der rechte Fels eine Ausbuchtung hatte, mit der freien Hand suchte er Halt am Gestein, tat einen riesigen Schritt und erklomm ihn. Oben war es eben, drei mal drei Schritt etwa. Vogelspuren im Schnee. Er duckte sich und bereitete die Schleuder vor. Wachsam spähte er in die Richtung, aus der sein Gegner angeschnauft kam. Noch ehe der sein Opfer auf dem Fels ausmachen konnte, streckte Ryss’ Geschoss ihn zu Boden. Mit angehaltenem Atem wartete er. Zimtfresse blieb liegen. Das konnte auch eine Falle sein, er hielt die Schleuder griffbereit. Lauschte auf das Herannahen von Rotnase, der fluchend näher kam. Als er zwischen den Stämmen auftauchte, schleuderte Ryss. Doch diesmal verließ ihn sein Glück. In der Dämmerung verfehlte er sein Ziel. Haudraufs Kopf ruckte hoch, er sah ihn sofort. Ohne sich um seinen verletzten Kumpan zu kümmern, stürzte er auf die Felsen zu. Ryss griff in seinen Stiefelschaft, zog den Dolch aus der eingenähten Scheide. Einen der größeren Steine nahm er in die Linke. Aber Rotnase war schlau. Er kam nicht. Angespannt lauschte Ryss. Nichts. Hastig blickte er um sich, ob es eine andere Stelle gäbe, an der man heraufklettern konnte. Die Fläche war wie eine Plattform, rundum fiel der Fels ab. Er trat an den Rand und schaute vorsichtig hinunter. Ein Fehler. Als er Rotnases Keuchen hörte und herumfuhr, hievte der sich gerade auf den schneebedeckten Grund herauf. Zu spät, um ihm den Stein über den Schädel zu ziehen. Rotnase knurrte und hob das Schwert. Seine Wange war aufgeschrammt und blutverschmiert, dennoch grinste er überlegen, als er den Dolch erblickte, den Ryss in die Höhe hob. Deshalb gab er nicht acht auf den Stein, den Ryss nach ihm warf und der ihn an der Schläfe traf. Rotnase schwankte. Ryss schnellte vor, rutschte im Schnee, verlor den Halt verdrehte sich das Knie, knickte ein, und sein Stich traf statt Rotnases Oberkörper die Innenseite von dessen Oberschenkel. Eine Handspanne unter der Leiste durchstach sein Dolch weiches Leder und drang in Haut. Vor Schmerz kippte Ryss vornüber, und Rotnase schrie, als er den Dolch dabei in der Wunde drehte, ehe er ihn im Fallen herauszog. Er rollte zur Seite. Rotnase ging in die Knie. Blut floss aus der Wunde, tropfte ins Weiß. Verdutzt starrte Rotnase darauf. Ryss stützte sich auf den linken Ellbogen, versuchte aufzustehen. Durch sein Knie stachen tausend heiße Nadeln. Er rollte sich nach rechts ab, sah, wie Rotnase sich halb erhob und einen Schwertstreich gegen ihn führte. Er traf ihn am linken Oberarm. Scharf sog Ryss Luft durch die Zähne. Höllendreck auch! Halb auf der

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