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Das Buch des Kurfürsten: Historischer Roman (German Edition)

Das Buch des Kurfürsten: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Buch des Kurfürsten: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlene Klaus
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Mantel gehüllt, die verletzte Hand darunter verborgen. Etwas gemahnte ihn, vorsichtig zu sein, obwohl ihm niemand begegnete. Seine Schritte knirschten an der Sängerei vorbei. Philipp hielt sich dicht an der Mauer, die das daneben liegende Gelände des Jakobsstifts umgab. Ein Gedanke flog zu seiner Stiefschwester Agnes, die hinter dieser Mauer seit zweieinhalb Jahren in Verwahrung lebte, da sie wahnwitzig geworden war. Er dachte kaum an sie, und auch jetzt war es nicht mehr als ein flüchtiges Aufblitzen ihres Namens, zu sehr hielten ihn eigener Schmerz und eigene Pein gefangen. Die Gasse mündete in die breite Straße, die vom Jakobs- zum Neckargemündertor führte. Hier waren deutlich mehr Leute unterwegs, doch niemand gab auf ihn acht. Philipp überquerte die Straße, betrat die Jakobsgasse, deren schmale Häuserschatten ihm anzeigten, dass eine blasse Sonne gen Mittag wanderte. Vorne blitzte der Neckar auf, Geruch nach Winterwasser stieg ihm in die Nase. Nur noch wenige Schritte, sprach er sich Trost zu, denn es drohten ihm die Knie wegzuknicken. Nun, da er es fast geschafft hatte, vereinten sich Kraftlosigkeit und Erleichterung zu einer so großen Schwäche, dass er meinte, sich keinesfalls länger aufrecht halten zu können. Er heftete den Blick fest auf das letzte Haus rechter Hand vor sich, schob sich so hart entlang der mannshohen Steinmauer, die einen Garten zwischen diesem und dem vorletzten Haus zur Gasse hin abgrenzte, dass sein Mantel am rauen Stein schabte. Er schaffte es bis zur Haustür, torkelte hindurch, schloss sie, lehnte sich von innen dagegen.
    Kilian, dachte er. Kilian! Er stieß sich ab, wankte auf die Treppe zu. Die kippte plötzlich vornüber und kam ihm entgegen. Hart traf ihn eine Stufenkante an der Stirn, dann wurde ihm schwarz vor Augen.
    Er merkte, wie er das Bewusstsein wiedererlangte, begriff jedoch nicht, wo er war. Ein schleifendes Geräusch, ein Mädchenlachen, hell und schön wie ein Glockenton.
    „Welch ein Glück gibt es die christlichen Katechisationen“, frohlockte die Mädchenstimme. Wieder das helle Lachen.
    Geraschel, wohliges Brummen, Seufzen.
    „Wenn’s die nicht gäbe, müssten wir sie erfinden“, hörte er Kilian begehrlich raunen.
    Kilian!
    Er versuchte die Augen zu öffnen.
    „Bleib noch“, bat Kilian in buhlerischem Ton.
    Wieder das schleifende Geräusch – die ewig schon verzogene Tür zu Kilians Stube. Schloss er sie wieder? Philipp wollte sich bemerkbar machen, sein Gekrächze schaffte es kaum zwei Stufen die Holztreppe hinauf, an deren Fuß er hingesunken war.
    „Nein, ich sollte gehen. Du sagst zwar, deine Witwe Obrig sei auch dort …“
    Er hörte schmatzende Küsse und Gekicher. Dann Kilian, der mit dunkel verstellter Stimme sagte: „Wittib Obrig, wollt Ihr mir nicht die Ehre erweisen und noch mit mir ins Gasthaus kommen?“
    Das Mädchen lachte.
    „Bei den Katechisationen lassen sich trefflich Bekanntschaften machen.“
    „Du böser Bube!“, scherzte das Mädchen.
    „Ach komm, Appel, bleib noch ein wenig, die Witwe kommt so schnell nicht heim. Zudem weiß sie ja nicht, dass du da bist. Sie kommt doch nicht in meine Kammern hoch!“
    Appel?
    Glucksen und Lachen, ein lang gezogener, wohliger Laut.
    „Außerdem bist du mir noch eine Antwort schuldig!“
    „Was meinst du?“
    „Goldschmied Adelmanns Lehrling?“
    Wieder lachte sie hell. „Aber Kilian, dieser Gelbschnabel! Wir haben gemeinsam den Einzug des Tataren angeschaut, weiter nichts.“
    „Wirklich?“
    „Musst du auch heute in den Marstall?“
    „Lenk nicht ab!“
    „Kilian“, hauchte Appel weich.
    „Der himmelt dich an, ich hab’s gesehen an Martini!“
    „Kann ich was dafür?“
    „Oh, Appel …“
    Offenbar erstickte Appel Kilians Vorbehalte mit Küssen.
    Wieder versuchte Philipp sich bemerkbar zu machen, er schlug die flache Hand auf die Treppenstufe vor sich, sah Blut und begriff, dass es von seinem Sturz kommen musste. Er fasste sich an die Stirn, sie fühlte sich klebrig an und feucht.
    „Was war das?“
    „Was?“
    „Deine Vermieterin kommt zurück! Herr im Himmel, ich hab’s geahnt!“
    „Dann lass uns die Tür zur Gänze schließen, komm!“
    „Nein, begleite mich, du musst doch zum Marstall. Hast du nicht gesagt, einige Diener von Haus aus kämen heute? Du willst doch aufsteigen, willst zum Amtsknecht erhoben werden, solltest du da nicht besser vor Ort sein?“
    „Du bist ein böses Mädchen, mir nun vorzuhalten, was ich dir in einer schwachen Stunde

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