Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Buch des Kurfürsten: Historischer Roman (German Edition)

Das Buch des Kurfürsten: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Buch des Kurfürsten: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlene Klaus
Vom Netzwerk:
seinen Stab. „Es verhält sich also, dass dein Ehemann, Holde, in unserer Obhut ist. Und zwar so lange, bis du einsiehst, dass das Buch, das du da so krampfhaft umklammert hältst, bei uns besser aufgehoben ist.“ Er spuckte zur Seite hin aus, sagte: „Buch gegen Ehemann – so soll es sein.“
    „Du kannst viel erzählen, Scheißhund!“, fauchte Ryss.
    Gemach, als hätte Ryss durchaus einen überlegenswerten Einwand vorgebracht, den es zu bedenken galt, strich sich der Mann mehrfach um die Lippen, nickte. Sah sich nach beiden Seiten hin um und raunte: „Und weil wahr ist, was Euer
treuer Gefährte
zu bedenken gibt, Holde, haben wir selbstverständlich an das Unterpfand gedacht, das Eure Gefolgschaft, gänzlich ohne Murren und Aufsehen, gewährleisten wird.“
    Die Verachtung in den Wörtern „treuer Gefährte“, der überlegene Ton, die sichere Geste, mit der der Mann das Messer zurück in die Scheide am Handgelenk gleiten ließ, schließlich seinen Umhang anhob und etwas vom Gürtel nestelte, waren Hedwig derart zuwider, dass sie wünschte, sie wäre mächtig wie ein Feuerdrache und könnte ihm ihre Wut ins Gesicht fauchen, ihn versengen, ihn lodern machen mit Haut und Haar.
    Sie sah auf den Lumpen hinunter, den er ihr auf der ausgestreckten Hand hinhielt. Langsam wickelte er ihn mit der anderen Hand auf. Er betrachtete sie dabei. Sie wusste es, obwohl sie ihn nicht ansah, und sie wusste, er grinste wie der Teufel selbst. Sie hasste ihn dafür, und etwas in ihr zog sich zusammen, wurde klein vor hilfloser Wut.
    In dem Augenblick, da er den letzten Fetzen zurückschlug, flüsterte er mit einem fast warmen, zärtlich streichelnden Tonfall: „Nur nicht schreien, Holde, nicht schreien!“
    Nur deshalb fiel ihr Schrei leise aus, Hedwig presste die Hand auf den Mund, drehte sich jählings zu Ryss, neigte den Kopf, fast hätte sie ihn an seine Schulter sinken lassen. Sofort fühlte sie seine Hand auf ihrem Arm. „Scheißhund!“, schäumte Ryss.
    „Der Ring ist noch dran, seht Ihr?“
    Sie zwang sich, erneut hinzusehen. „Es gibt viele Ringe wie diese“, sagte sie tumb.
    „Widerspenstig?“, sagte er verärgert. „Ihr vergesst wohl, dass wir auch den Euren haben.“
    Sie sah auf. Sah den hasenfarbenen Flaum, die dunklen Lippen, eine spitze Nase. „Wer seid Ihr? Was wollt Ihr?“ Sie hörte das erstickte Beben in ihrer Stimme, spürte Ryss’ Hand auf dem Arm, die Schwere des Kindes auf dem Busen, die Last des Buches. Alles umsonst?
    „Oder habt Ihr eine Gravur anfertigen lassen? Dann nehmt ihn ab und schaut selbst. Wir brauchten das nicht, haben den Ringträger selbst.“
    „Und wenn wir tun, was du verlangst und folgen dir,
Zimtfresse
?“, fragte Ryss scharf.
    Wieder das diabolische Zucken um die Lippen. „Dann ist alles gut. Wir bekommen das Buch, Ihr den Mann. Ihr spaziert von dannen.“
    Ryss nahm die Hand von ihrem Arm, trat einen Schritt auf den Bastard zu und sagte wütend: „Und das sollen wir glauben dir? Du denkst, wir sind närrisch? Gib uns Sicherheit! Wie weit ist es bis zum Ort der Übergabe? Machen wir so: Ich bleibe zurück als Pfand! An der Kirche. Wenn dieses Weib hier samt ihrem Ehemann nicht ist bei mir binnen …“
    „Du bist wohl irr, was?“, unterbrach ihn der andere mit einem wütenden Knurren. „Kein Verhandeln! Es geht nach meinen Bedingungen!“ Er hob den Arm und schnalzte einmal mit den Fingern. „Einmal so heißt: Hab acht! Glaubst du denn, ich bin allein hier?“
    Unwillkürlich zuckte Hedwigs Blick über die Schulter des Mannes. Auch Ryss sah umher. Überall meinte sie plötzlich, den mit den roten Haaren zu sehen.
    „Zweimal so“, warnend erhob er den Arm erneut, „bedeutet: Bring mir die
Nase
unseres Freundes!“
    Wieder entfuhr Hedwig ein Schrei. Diesmal zuckte die Hand des Widerlings nach vorne und verschloss ihr die Lippen. Sein Gesicht so nah an ihrem, dass sie seinen Atem riechen konnte und sie unwillkürlich sowohl die Luft anhielt als auch die Augen schloss, raunte er bösartig: „Oder hättest du lieber ein
ganz anderes Teil?“
    „Lass sie los!“, sagte Ryss hart. „Wir kommen mit.“
    „Braver Hundsfott!“, grinste der Fremde. Er streckte die Hand aus. „Und nun gebt mir das Buch.“
    Sofort presste Hedwig es fester an sich. „Nie im Leben!“, sagte sie, und sie spürte den entschlossenen Wagemut in sich, als sie ergänzte: „Erst will ich meinen Ehemann sehen!“
    Der Widerling fasste danach, zornig, grob. Ryss trat dazwischen. „Die

Weitere Kostenlose Bücher