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Das Buch des Kurfürsten: Historischer Roman (German Edition)

Das Buch des Kurfürsten: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Buch des Kurfürsten: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlene Klaus
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wieder an ihn gewandt, an: „Philipp ist ein guter Junge, Herr Großhans.“
    Es gab nichts darauf zu sagen, alle wussten das.
    Zahns schickten sich an, sich zu verabschieden, da eilte ein junger Bursche heran, schwer schnaufend, den Blick fest auf Matthias geheftet. „Herr Großhans?“, rief er.
    War das nicht ein Kanzleiverwandter?
    „Man schickt mich nach Euch, bitte, auf ein Wort!“ Der junge Mann rang nach Luft, beugte sich leicht nach vorn und legte die Hand in die Seite.
    Matthias sah Gundel, dann Zahn an. Ihre Blicke drückten ebenfalls erstauntes Fragen aus.
    „Und Herr Zahn auch dabei“, keuchte er, „welch ein Glück! Komme eben aus dem ‚Hirsch‘“, er deutete nach links zu dem Gasthaus hin, „wo man mir sagte, Ihr wäret zur Kirche. Auch in Eichhorns Wohnung war ich, wo Ihr doch untergekommen, Herr Großhans … Gleich, nun wäre ich zum Haus Belier, doch Gott sei gedankt, Ihr steht bei den Spielen, wie sich vermuten ließ.“
    Sie folgten dem Jungen, der sie abseits winkte, seinem Blick nach zu urteilen war er angehalten, seine Nachricht nicht vor allzu vielen Ohren kundzutun. Beim Eckhaus zur Hauptstraße verliefen sich die Leute, der Junge senkte die Stimme und sagte atemlos: „Eichhorn ist aus dem Seltenleer entflohen. Man bittet Euch in die Kanzlei.“ Jetzt deutete sein Arm nach rechts gen Kornmarkt, jenseits dessen der Weg zur Kanzlei lag.
    Matthias glaubte sich verhört zu haben. „Was sagst du da?“, rief er.
    „Böse Sache! Der Wächter konnte gar nichts erinnern, es sei nicht mit rechten Dingen zugegangen, da sei Teufelswerk im Spiel, er sei gänzlich außer Gefecht gesetzt worden. Man verhörte ihn, gütlich am Morgen, doch vielleicht auch peinlich fürderhin, man weiß ja nicht, muss mit allen Listen rechnen!“
    Gundel hatte bei diesem Bericht einen erstickten Schrei ausgestoßen, Susanne Zahn die Hand vor den Mund geschlagen. Zahn nun schüttelte den Jungen. „Das kann nicht sein, was du da erzählst! Du willst uns zum Narren halten, Ehrabschneider! Wer trug dir solches auf, sprich!“ Zahn war außer sich.
    „Botenmeister Biber schickt mich, Herr, bitte, ich sage nur, was man mir auftrug, Euch zu überbringen. Ihr sollt mir folgen zur Kanzlei, heißt es.“
    Zahn ließ den Jungen los, nicht zuletzt, weil Matthias ihn mit einer Geste dazu aufforderte.
    Dieses Etwas aus Schwärze und Pein in ihm verdichtete sich zu einem Klumpen, an dem er zu ersticken glaubte. Einen Lidschlag lang standen sie alle wie festgefroren, starrten dem Jungen ins gerötete Gesicht. Der wies erneut nach rechts und bat: „Kommt mit.“
    Matthias konnte Zahn nicht ansehen. „Geh’n wir“, sagte er.

Siebenundvierzig
    Sie hielten auf das Tor zu, durch das er vor wenigen Tagen schon einmal Heidelberg den Rücken gekehrt hatte. Wie hatte jener kleine Ortsteil jenseits der Stadtmauer ausgesehen? Da war eine Kirche gewesen, noch ein Tor, unten am Neckar. Wohin führte Zimtfresse sie? Vor die Stadt? Maid Hedwig stieß ein „Aber?“ aus, hielt an einem der letzten Häuser kurz vor der Stadtmauer inne und unterbrach damit sein Gegrübel. Sie verlor die starre Haltung, in die sie gefallen schien, seit sie den Marktplatz hinter sich ließen, sandte ihm einen Blick, den er nicht deuten konnte. „Was?“, fragte er mit den Augen.
    Die ihren zuckten zu einem schmalen Haus hin, Zimtfresse befahl: „Weiter!“
    Ryss wusste nicht, was sie ihm sagen wollte. Er hatte ein Nicht-Verstehen in ihrem Blick gelesen. Und eine Qual, die ihn selbst drückte. Was meinte sie? Sollte er etwa an irgendeine Tür pochen? Das war ja wohl kaum eine gute Möglichkeit. Wenn sie Aufruhr verursachten, gefährdeten sie das Leben ihres Ehemanns, dessen Aufenthaltsort sie nicht kannten. Man würde ihn umbringen, so sie nicht mit dem Buch auftauchten. Nein, erst einmal mussten sie dem Mistkerl folgen. Ryss überlegte fieberhaft, was sie tun konnten. So viel war gewiss: Dort, wo Hedwigs Ehemann war, würden auch Rotnase und der andere lauern. Ryss hatte sich gefragt, warum die beiden nicht bei Zimtfresse waren. Und darauf nur eine vernünftige Antwort gefunden: Er hatte Rotnase draußen im Wald erwischt. So er ihn nicht umgebracht hatte – was er insgeheim hoffte, das Töten war nicht sein Geschäft –, hatte er ihm doch eine Wunde verpasst. Vielleicht hatte er sich beim Sturz vom Felsen auch etwas gebrochen? Er vermutete, dass Rotnase seine Beweglichkeit eingebüßt hatte. Sicher war er dort, wo auch Hedwigs Ehemann war. Und der

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