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Das Buch des Kurfürsten: Historischer Roman (German Edition)

Das Buch des Kurfürsten: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Buch des Kurfürsten: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlene Klaus
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Tränen fortwischen ließ.
    Ryss hatte es gewagt, er hatte die beiden Männer für alle vernehmbar angeklagt. Sie hatten nicht all das gemeinsam durchgestanden, damit sie ihn nun damit allein ließe! Und so straffte sie die Schultern und sagte vernehmlich: „Ich wurde aus Heidelberg verschleppt am Martinsabend. Von wem, weiß ich nicht, doch als ich zu mir kam, war er da.“ Sie deutete auf den mit den roten Haaren.
    „Sie weigert sich, ins Spital zu gehen, Henner“, sagte dieser. Er ließ den Zeigefinger an der Schläfe kreisen. „Sie ist …“
    „Was?!“, schnappte Appel empört.
    „Wir können …“, setzte Kilian an.
    „Schluss!“, befahl der mit den dunklen Haaren. Er hielt eine Hand auf der anderen, blutverschmiert. „Ihr ist nicht zu helfen, Henner. Gib nichts auf ihre verworrene Geschichte. Von mir aus lass sie ziehen, doch wir haben anderes zu tun. Roth!“
    Der Torwächter sah von einem zum anderen, mit Misstrauen im Blick und einer leisen Unsicherheit. „Ein Augenblick, Herr von Massenfels.“ Er deutete auf die blutende Hand. „Vorhin war das noch nicht. Was geht hier vor sich?“ Er lockerte die Finger um den Schaft seiner Hellebarde, zeigte damit, dass er seine Waffe einsatzbereit habe. Mit einem Nicken deutete er dem Stadtbüttel an, sich ebenfalls in Bereitschaft zu halten.
    Schnell sagte Hedwig: „Man hielt mich in einer Hütte gefangen, und später kam auch er dazu.“ Sie deutete auf den Dunkelhaarigen. „Ein dritter Mann war dabei, der wurde von ihm“, ihr Finger zeigte auf den Rothaarigen, „getötet.“ Sie schluckte. „Und dann kam Ryss, und sie zwangen ihn, eine Änderung in einem Buch vorzunehmen, das aus der kurfürstlichen Kanzlei stammt.“
    „So ein an den Haaren herbeigezogener Unsinn!“, lachte der Rothaarige. „Vetter, du hast recht, ihr ist nicht zu helfen. Henner, nimm sie in Gewahrsam.“
    Appel schnaubte wütend, Kilian gab einen empörten Laut von sich, wollte etwas sagen, wurde von Ryss unterbrochen.
    „Hier ist das Buch.“ Er hob es leicht an.
    Hedwig bemerkte sein schmerzverzerrtes Gesicht. „Was …?“, machte sie und eilte zu ihm. Er lächelte matt. Sie stellte sich dicht neben ihn, roch den Kräuterduft, wagte es, sacht die Hand auf seinen Arm zu legen. „Wir konnten uns befreien, durchlitten die Hölle.“ Sie spürte, wie die Tränen erneut aufstiegen, aber sie nahm sich zusammen, sagte: „Aber wir schafften es bis Heidelberg, und als wir heute ankamen, da erwartete uns am Mitteltor der, der vorhin weglief. Er zeigte uns meines Mannes Finger und zwang uns mitzukommen. Sie wollen uns zu ihm führen. Er soll ausgetauscht werden gegen das Buch.“
    Sie sah Appel nicken und den Torwächter nachdenklich schauen.
    „Eine Geschichte, die ihrem wirren Geist entsprungen ist, Henner. Wie mein Vetter schon sagte: Wir haben Besseres zu tun, als hier Maulaffen feilzuhalten.“
    „Ein Toter?“, fragte der Torwächter. „Und ein abgeschnittener Finger? Ein Tausch?“
    Wieder die Geste des Rothaarigen, die anzeigte, dass sie nicht ganz richtig wäre im Kopf.
    „Was Maid Eichhorn sagt, Henner, ist wahr“, hörte Hedwig Kilian sagen. „Wir kennen die Herren nicht, doch hörten wir die Geschichte von ihrem Ehemann selbst.“ Bei diesen Worten nickte er zu Appel hin. „Der liegt verletzt und braucht im Übrigen dringend Hilfe.“
    „Aber? Was? Wo ist Philipp?!“ Hedwigs Stimme überschlug sich, Juli fing an zu weinen.
    Der Torwächter sah Kilian prüfend an, sandte dann einen wachsamen, strengen Blick zu dem Dunkelhaarigen. Er wandte sich an Hedwig. „Wie, sagtet Ihr, ist Euer Name?“
    Hedwig wiegte Juli und antwortete: „Ich bin Hedwig Eichhorn, Magd im ehrwürdigen …“
    „Eichhorn? Heißt so nicht auch der entflohene Knecht?“ Fragend sah der Torwächter den Stadtbüttel an. Der zuckte unmerklich die Schultern.
    „Dann seid Ihr das verschwundene Weib?“
    „Entflohen?“, fragte Hedwig verwirrt und setzte mit Blick auf Juli „Scht“ hinterher.
    „Bitte, Henner, ich kann Aufschluss geben“, meldete Kilian sich zu Wort.
    Juli plärrte, und Hedwig sah von ihr auf und Kilian an. Misstrauisch beäugte der die beiden Männer. Da begann sie zu ahnen: Philipp war bei Kilian? Und Kilian wollte nicht, dass die beiden Übeltäter wussten, wo er war?
    Der Torwächter sagte: „Verworrenes Zeug. Werd einer schlau daraus. Die Pflicht gebietet, dass ich euch in Gewahrsam nehme, Aufruhr habt ihr genug verursacht. Ihr kommt mit zum Turm. Im Rathaus ist am

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