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Das Buch des Kurfürsten: Historischer Roman (German Edition)

Das Buch des Kurfürsten: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Buch des Kurfürsten: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlene Klaus
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begann.
    „Muss bestimmt genäht werden“, stellte der Junge fest, der ihm naseweis zusah.
    „Das“, hob Ryss stockend an, „verpasste mir der Rothaarige, den Ihr nanntet vom Fleckstein, kaum dass wir waren zehn Schritt weg vom Tor.“
    „Wir brauchen einen Arzt. Am besten noch einen Bader“, sagte Kilian. „Für ihn
und
meinen Freund.“
    „Dich kenn ich, Kilian, kommst täglich durchs Tor. Wenn wahr ist, was du mir auf dem Weg hierher erzählt hast, solltest du schnellstmöglich zur Kanzlei. Auch einen Arzt beiholen, ja.“ An den Stadtbüttel gewandt fügte der Wächter an: „Gut, dass wir dich zur Hilfe holten. Sieht nach ’ner großen Geschichte aus. Mach dem Schultheiß Meldung. Die beiden Weiber und der verletzte Rabe hier verbleiben im Turm.“ Er blickte auf Ryss. „Euer Name, Meister?“
    „Ryss Williams“, antwortete Ryss.
    „Gut, Ryss Williams, wir lassen den Bader kommen. Was ist Euer Gewerk, wo wohnt Ihr?“
    „Ich bin reisender Händler.“
    „Womit handelt Ihr?“
    Ryss hob das tönerne Gefäß in die Höhe. Er nahm den Deckel ab und strich sich Salbe unter die Achsel. „Heilmittel“, antwortete er, ohne den Mann anzusehen.
    Der Wächter zog die Augenbrauen hoch. „Ihr kennt die Bestimmung, dass Ihr nicht hausieren und Eure Waren nur auf dem Markt verkaufen dürft?“
    Ryss nickte müde.
    „Habt Ihr eine Bleibe?“
    „Nein“, antwortet Ryss.
    „Doch. Hat er.“ Man sah Hedwig an. „Er wohnt bei uns.“ Sie deutete gen Westen und sah den Wächter an. „Jenseits des Tores, keine zwei Häuser entfernt.“
    Sie drehte den Kopf und sah Ryss in die Augen.
    Ryss senkte kurz den Blick, hob ihn wieder. Er lächelte und nickte zustimmend.
    „Bitte!“
    Nachdenklich erwiderte der Wächter Hedwigs flehenden Blick. Sie saß auf der schmalen Bank neben dem Fenster, das zum Tordurchgang hinausging, und ließ Juli mit ihren Fingern spielen.
    „Wenn Kilian zurückkommt, wird er sowieso mit all den Leuten zu seiner Wohnung gehen“, sprang Appel ihr bei. „Lasst den beiden einen Augenblick allein. Lasst sie zu ihrem Ehemann.“
    „Ich hab durchaus Verständnis für dein Begehr“, erwiderte Torwächter Henner. „Ich denke nur, dass es gefährlich ist.“
    „Ich gehe mit ihr!“, sagte Appel.
    Henner verrollte die Augen. „Mädchen! Und wenn die beiden Herren noch in der Vorstadt sind?“
    Appel, die inmitten des Raumes stand, schaute betreten zu Boden.
    Ja, daran hatte Hedwig auch gedacht. Doch in ihrer Brust zerrte zweierlei: die Angst, einen Schritt vor die Tür zu tun; die Sehnsucht, Philipp zu sehen, nun, da sie ihn so nah wusste.
    „Ihr könnt uns nicht vielleicht …? Nein?“ Appel zog eine Schnute und nickte begreifend.
    „Ich brauch meine Männer hier“, sagte Henner. „Doch mir kommt da ein Gedanke.“
    Erwartungsvoll blickte Appel den Wächter an.
    „Der Kostgänger vom Kuhhirten Bastel, der mit seiner Familie oben wohnt, Henner schüttelte den ausgestreckten Daumen gen Decke, „der könnte als Geleit mit.
    Appel wippte auf die Zehenspitzen, lächelte Henner zu und öffnete die Arme in einer Geste, die fragte: „Wo finde ich den?“
    Gott, Appel! Hedwig spürte plötzlich tief eine warme Freude. Appel, so vertraut und doch so neu, nach allem, was sie in den vergangenen Tagen mitgemacht hatte.
    Henner wies mit dem Arm. „Du gehst die Tür raus, links die Außentreppe hoch.“
    Appel nickte und eilte davon.
    Hedwig drehte den Kopf und sah durch die dicken Butzenscheiben, wie draußen Leute durch den Torweg gingen. In jedem der verschwommen und verzerrt wiedergegebenen Leiber, in jedem der roten, blauen und dunklen Farbtupfer dort draußen meinte sie, ihre Eltern zu erkennen. Kilian hatte gesagt, er würde ihnen Bescheid geben, da sie in ihrer Wohnung weilten. Sie müssten längst da sein. Gott, sich in Mutters Arme fallen lassen … Sie beugte sich vor und drückte Küsse auf Julis Köpfchen. Warten. Kaum auszuhalten, in ihrem Innern kribbelte es. Philipp. Was hatte er erdulden müssen! Was hatten
sie
erdulden müssen. Sie hob den Kopf und sah zu Ryss. Der hatte sich wieder angezogen, saß still, das Haupt geneigt, die Hände lose im Schoß.
    „Ryss?“, sagte sie.
    Er sah auf. „Ja?“, las sie in seinen Augen.
    „Geht es Euch gut?“
    Ein Lächeln umspielte da seine Lippen. Gequält, doch ein Lächeln. Er schloss die Augen, eine kleine Neigung des Kopfes, bestätigend. Er öffnete die Augen, sah sie an. Hedwig presste die Lippen zu einem schmalen Lächeln

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