Das Buch des Todes: Roman (German Edition)
spähte hinein. In der Mitte des Zimmers befand sich ein Doppelbett mit einem Nachttisch daneben. Sonst gab es nur ein paar Einbauschränke und eine kleine Tür in der Ecke. Sanchez blickte sich noch einmal um, ob ihn wirklich niemand beobachtete, dann ging er ins Zimmer, schloss die Tür wieder hinter sich und marschierte zu der kleinen Tür. Das musste doch wohl ein Bad sein? Ein Blick hinein – ausnahmsweise hatte er mal recht. Geradeaus stand eine königsblaue Badewanne, links die farblich dazu passende Toilette und das Waschbecken. Von einer Stange über der Badewanne hing ein hellblauer Duschvorhang herab. Sanchez betrat das Badezimmer und schloss die Tür hinter sich ab.
Er musste wieder an das Telefongespräch von Jessica und Panda-Girl denken. Jessica hatte keinen Zweifel daran gelassen, dass sie ihn nicht mehr brauchte, sobald er ihr das Buch ausgehändigt hatte. Was für ein Miststück! Nach allem, was er für sie getan hatte. Das Buch war damit seine Lebensversicherung. Wenn er es aus der Hand gab, war er nur noch Futter für die Untoten.
Sanchez kam plötzlich eine Idee, wie er sein eigenes Überleben sichern könnte.
Er musste das Buch des Todes verstecken.
Sanchez nahm seinen Beutel ab, legte ihn auf den Boden und holte das Buch heraus. Die Buchdeckel waren immer noch leicht feucht und die Seitenränder verkrustet, was natürlich von dem Zusammenstoß kam, den das Buch am Tag zuvor mit Flakes Käfer im Schnee gehabt hatte. Vorsichtig legte Sanchez es in die Badewanne. Niemand sollte ihn dabei hören. Um es schwerer zu machen, das Buch zu finden, zog er den Duschvorhang zu. So sah man das Buch wenigstens nicht gleich, falls hier jemand zum Scheißen reinkam. Gut, dieser ganze Plan war jetzt kein Geniestreich, aber immerhin war es ein Plan. Sollte er Jessica später begegnen, konnte er behaupten, er hätte das Buch zu Hause vergessen und müsste dringend zurück ins Tapioca, um es aus dem Safe zu holen.
Gerade als er sich selbst zu dieser Strategie gratulieren wollte, hörte er, wie sich die Tür zum Schlafzimmer öffnete. Hatte ihn wirklich so schnell schon jemand gefunden? Sanchez hörte Schritte, die sich dem Badezimmer näherten. Von der anderen Seite versuchte jemand die Tür zu öffnen.
Dann rief dieser jemand: »Wer ist da drin?«
Sanchez bekam Panik. »Eine Minute bitte!«, rief er, um etwas Zeit zu schinden.
Er durfte nicht den Eindruck erwecken, als hätte er etwas zu verbergen. Leise schlich Sanchez sich hinüber zur Toilette und spülte. Dann hob er seinen leeren Beutel vom Boden auf, hängte ihn sich über die Schulter und verließ das Bad so ruhig, wie er es unter den Umständen fertigbrachte.
Vor dem Badezimmer wartete Panda-Girl mit grimmiger Miene und ihrem dämlichen Make-up.
»Fertig«, erklärte Sanchez und wedelte mit der Hand vor seiner Nase herum. »Ich würde da an deiner Stelle jetzt nicht reingehen.«
Panda-Girl musterte erst Sanchez’ Beutel über seiner Schulter und dann ihn selbst. »Der Beutel ist leer«, stellte sie fest. »Wo ist das Buch? Was hast du damit gemacht?«
♦ VIERUNDVIERZIG
Bull sprach aus, was sie alle dachten: »Grundgütiger, steh uns bei.«
Er rannte zurück zum Fenster und starrte hinaus. Ja, es war wirklich wahr, seine Augen trogen ihn nicht. Durch das große Haupttor strömte eine Armee hungriger Zombies aufs Anwesen. Und dieser Strom riss nicht ab, unzählige dieser Kreaturen kamen noch immer aus dem Wald mit Kurs auf die Casa De Ville.
Tex nannte das Kind schließlich beim Namen. »Beschissene Zombies!«, rief er und starrte auf seine Monitore. »Tausende von den Dreckswichsern. Wo zum Teufel kommen die alle her?«
»Vom Devil’s Graveyard, vermute ich«, antwortete Bull.
Unten im Burghof fand jetzt die Mutter aller Schlachten statt. Die Vampire und Werwölfe befanden sich hoffnungslos in der Unterzahl, außerdem hatte der unerwartete Großangriff sie vollkommen unvorbereitet getroffen.
Bull war durch seinen Beruf Gewalt weiß Gott gewohnt. Er und sein Team hatten sich in vielen blutigen Kriegen bewährt, aber das Gemetzel, das sich gerade im Burghof abspielte, ließ sich mit nichts anderem vergleichen. Allein von den Geräuschen, die zu ihnen heraufdrangen, konnte sich einem der Magen umdrehen. Brechende Kochen, reißende Muskeln, kreischende Bestien. Das hätte nicht passieren dürfen, dachte Bull. Er wollte doch den Bourbon Kid schnappen, aber dieser Massenmörder war in einem solchen blutigen Chaos natürlich nirgendwo mehr
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