Das Buch des Todes: Roman (German Edition)
er.
»Oh Gott!«, erwiderte Flake. »Können wir irgendetwas tun?«
Der Kid beugte sich hinab und nahm Beth auf die Arme. Er hatte einen Arm unter ihre Knie geschoben, und mit dem anderen umfasste er ihre Schultern. Ihr Kopf hing ihm schlaff über den Arm. Sanchez erkannte, dass sie entweder bewusstlos oder tot war.
Der Kid blickte auf sie hinunter, und seine Miene zeigte echte Sorge. »Wir müssen sie ins Museum bringen«, sagte er.
»Was gibt es denn im Museum?«, fragte Flake.
»Nicht viel«, antwortete Sanchez. »Ich war einmal dort. Es sind vor allem Gemälde und alte Statuen. Im Grunde Mist.«
Der Kid ignorierte Sanchez und ging zur zweiflügeligen Tür am Ende des Saals, Beth auf den Armen. »Das Auge des Mondes wird im Museum aufbewahrt«, sagte er. »Ich benötige deine Fahrkünste, Flake. Kommst du?«
Flake hob das Buch ohne Namen vom Fußboden auf und wischte etwas von Jessicas Überresten vom Einband. »Darauf kannst du wetten«, sagte sie und lief ihm nach.
»Ich auch!«, rief Sanchez und sorgte dafür, dass er nicht vergessen wurde.
Er warf einen abschließenden Blick auf das Häufchen Asche, das einst Jessica gewesen war. Wie hatte es dazu kommen können? Jessica war tot, und er war in Gesellschaft des Bourbon Kid unterwegs zu einem Museum.
♦ VIERUNDFÜNFZIG
Kacy brauchte weniger als zwanzig Minuten, um quer durch die Stadt zum Museum zu rennen. Als sie dort eintraf, war sie in Panik. Dante hatte noch immer nicht auf ihre Textnachricht geantwortet. Sie hatte ihn sogar anzurufen versucht, während sie die verlassenen Straßen entlanglief, aber sein Telefon war abgeschaltet. Verzweifelt hatte sie auch das Mobiltelefon des Bourbon Kid angerufen. Auch er antwortete nicht, sodass sie ihm eine Nachricht hinterließ, eine allem Anschein nach sehr wirre, dumme und unverständliche Nachricht, aber sie hoffte, dass alles Wesentliche darin zum Ausdruck kam. Sie war darauf angewiesen, dass er seinen Arsch auf schnellstem Weg zum Museum bewegte.
Als sie dort eintraf, hielt sie überall davor nach dem Wagen des Kid Ausschau. Er war nirgendwo zu sehen, und es zog sich auch keine Leichenspur zum Museumseingang, was wohl dafür sprach, dass der Kid noch nicht eingetroffen war. Sie musste allein klarkommen.
Vor lauter Nervosität hatte sie weiche Knie, während sie die Stufen zum Haupteingang hinaufstürmte. Die zweiflügelige Tür stand offen. Kacy warf einen forschenden Blick in die Eingangshalle und sah, dass diese leer war. Wenigstens sah es von außen danach aus, aber als Kacy eintrat, entdeckte sie am hinteren Ende der Halle jemanden auf dem Rücken liegen. Sie erkannte die Person augenblicklich. Es war Vanity.
Nachdem sie erst prüfende Blicke in beide Richtungen geworfen hatte, ob hier nicht verborgene Feinde lauerten, lief sie zu ihm hinüber. Jemand hatte ihn richtig gründlich bearbeitet. Das Gesicht war blutig und voller blauer Flecken, das früher so gute Aussehen für immer ruiniert. Die Augen waren geschlossen und stark geschwollen. Auf eine seltsame Art hoffte Kacy, dass es Dante gewesen war, der dem Anführer des Shades-Clans diese Prügel verabreicht hatte. Irgendwie zweifelte sie jedoch daran. Ihr Instinkt beharrte darauf, dass ungeachtet dessen, was Vanity widerfahren war, Dante in Schwierigkeiten steckte. Falls er noch lebte.
Sie beugte sich vor und stieß Vanity gegen die Brust, um zu prüfen, ob er bei Bewusstsein war. Als ihre Fingerspitzen die Brust berührten, war sie überzeugt, ihn einatmen zu sehen, wenn auch nur ganz leicht.
»Vanity«, flüsterte sie zaghaft, »lebst du noch?«
Er reagierte nicht, also stieß sie ihm erneut gegen die Brust, diesmal etwas heftiger. Er riss die Augen auf, hob die linke Hand, packte damit ihre und umklammerte sie. Das erschreckte Kacy kurz, aber sobald diese Reaktion abklang, erinnerte sie sich daran, dass er praktisch tot war und nicht in irgendeiner Verfassung, sie zu bedrohen.
»Was ist hier passiert?«, fragte sie. »Wo steckt Dante?«
Vanity öffnete ansatzweise den Mund. Die Zähne waren blutbedeckt, dem Anschein nach vor allem mit seinem eigenen Blut. Noch viel mehr Blut hing in seinem Kinnbart und trocknete schnell. Er starrte Kacy mit fast leblosen Augen an.
»Kacy?«, krächzte er.
»Ja. Wo steckt Dante?«
Vanity hustete etwas Blut hervor, und es tröpfelte ihm aufs Kinn. »Es tut mir leid«, sagte er. »Gaius hat ihn.«
»Wo? Wohin sind sie?«
»Nach unten.« Er schluckte einen Schwall Blut, ehe er ein paar weitere, kaum
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