Das Buch des Todes: Roman (German Edition)
ohnehin nur eine befristete Anstellung. Ich habe dafür gesorgt, dass hier dreißig erfahrene Polizeikräfte von außerhalb anfangen. Die übernehmen jetzt. Geben Sie Ihre Marken bitte beim Verlassen des Gebäudes am Empfang ab. Die Stadt bedankt sich bei Ihnen für die geleisteten Dienste und so weiter und so weiter.«
»Aber das ist unfair!«, beschwerte sich Flake. »Ich brauche den Job. Das Olé Au Lait wird geschlossen. Ich hab sonst nichts anderes.«
William zuckte mit den Schultern. »So ein Pech! Aber das Leben ist eben nicht fair, Süße!« Er nahm sich den Bericht und wedelte damit herum. »Ich finde sowieso, dass Sie den Beruf verfehlt haben. Nachdem ich Ihren Bericht gelesen habe, würde ich Ihnen raten, es mal als Astrologin zu versuchen. Ist nicht weiter schwierig. Da müssen Sie sich auch nur irgendwelchen Scheiß ausdenken und dann hoffen, dass die Leute es glauben.«
Flake zwang sich zu einem geheuchelten Lächeln. »Sie mich auch.« Damit stand sie auf und wollte schon gehen, fügte dann aber hinzu: »Sie sollten sich nicht über Horoskope lustig machen. Ich hab meins heute schon gelesen. Da stand drin, ich soll mit meinem Chef schlafen, aber nachdem Sie mich nun gefeuert haben, kommen Sie dafür ja nicht mehr infrage! Und da verpassen Sie was!«
»Ich werde es überleben.«
Sanchez rutschte aufgeregt auf seinem Stuhl hin und her. »Ich könnte jemanden fürs Catering im Tapioca gebrauchen.«
Flake sah zu ihm runter. »Ehrlich?«
»Ja. Nachdem das Olé Au Lait nun geschlossen wird, braucht die Stadt einen neuen Laden, wo man gut frühstücken kann.«
»Das wär super!« Flake begann zu strahlen.
»Okay, dann hast du den Job. Wär sowieso schön, den Morgen mit dir zu verbringen.«
Williams machte ein verwirrtes Gesicht. »Entschuldigung, aber würden Sie beide jetzt verdammt nochmal endlich aus meinem Büro verschwinden? Ich habe Sie gerade gefeuert, schon vergessen?«
Sanchez stand auf. »Kann ich die Uniform behalten?«
»Klar. Und jetzt raus, aber sofort!«
Flake knallte hinter ihnen die Tür zu. Erleichtert atmete Williams auf. Den Morgen mit zwei Verrückten zu verschwenden, konnte ganz schön anstrengend sein. Er klappte die Akte mit dem Bericht zusammen, öffnete die oberste Schublade seines Schreibtischs, legte den Bericht hinein und holte die Regionalzeitung heraus. Die Santa Mondega Universal Times . Er blätterte die ersten Seiten durch und las die Artikel über das jüngste Massaker. Als er zur Seite mit dem Horoskop kam, lächelte er in sich hinein. Normalerweise las er so was nicht, aber nach dem Gespräch mit Flake beschloss er, eine Ausnahme zu machen. Der Name der Astrologin lautete »Big Busty Sally«. Das wird ein Spaß, dachte Williams und suchte nach dem Sternzeichen Fische. Dort stand:
Uranus verleiht Ihnen heute die Kraft, eine wichtige Entscheidung zu fällen. Wenn Sie Ihre Karriere vorantreiben wollen, sollten Sie mit Ihrem Chef schlafen. Es könnte der Beginn eines ganz neuen und wunderbaren Lebensabschnitts werden.
Williams blieb der Mund offen stehen. Flake hatte ihn also nicht angelogen und sich das nur ausgedacht. Er stellte sich kurz vor, wie er sie auf seinem Schreibtisch vögelte. Flake hatte eine ziemlich gute Figur, und es hätte bestimmt Spaß gemacht mit ihr. Doch dann schüttelte er den Kopf und lachte über sich selbst. Flake mochte ja dämlich sein, aber selbst sie war nicht bescheuert genug, ihr Horoskop derart wörtlich zu nehmen.
♦ ZWEIUNDSECHZIG
In Rae’s Diner tobte endlich mal wieder das Leben, und sämtliche Gäste schienen gute Laune zu haben. Alle begrüßten einander und quatschten, und das in einer Stadt, in der man bisher mit niemandem ein Wort gewechselt hatte, den man nicht kannte. Draußen schien die Sonne, und die Zeit, in der Untote in der Dunkelheit auf ihre Opfer lauerten, war nun endgültig vorbei.
Kacy nahm sich eine Pommes von ihrem Teller und knabberte daran. Ihr gegenüber auf der Bank saß Dante. Er trug mal wieder eines seiner knallbunten Hawaiihemden und schaufelte sich mit der Hand die Fritten in den Mund, immer drei, vier auf einmal. Mit der anderen Hand stopfte er sich zwischendurch seinen Cheeseburger in den Mund. Dante war der König des Fast Food. Er schaffte es sogar, immer wieder durch einen Strohhalm dabei Cola zu trinken, ohne etwas aus der Hand zu legen.
»Schmeckt’s?«, fragte Kacy.
Dante schmatzte anerkennend und nickte. Dass sie ihr Essen kaum angerührt hatte, fiel ihm gar nicht auf. Obwohl
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